Eine Unheilvolle Liebe
erst, als wir mit unserem fettigen Essen auf den fettigen gelben Tabletts an unserem fettigen roten Tisch saßen.
»Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie sich mit dem Vampirboy aus dem Staub gemacht hat.«
»Wie oft muss ich es dir noch sagen? Er ist ein Inkubus«, verbesserte Liv.
»Egal. Wenn er ein Blut-Inkubus ist, dann saugt er Blut. Das kommt aufs Gleiche raus.« Link schob sich ein Stück Brötchen in den Mund, während er den Rest in die Bratensoße auf seinem Teller tunkte.
»Ein Blut-Inkubus ist ein Dämon. Vampire gibt es nur im Kino.«
Es widerstrebte mir, es zu sagen, aber mir blieb nichts anderes übrig. »Ridley ist auch mit von der Partie.«
Mit einem tiefen Seufzer zerknüllte Link das Brötchenpapier. Er versuchte, sich zusammenzureißen, aber ich wusste, ihm lag genauso ein Klumpen im Magen wie mir. »Verflucht noch mal.« Er warf das Papier in den Abfalleimer, traf aber nur den Rand, und das Papier fiel auf den Boden. »Bist du sicher, dass sie in den Tunneln sind?«
»So sah es jedenfalls aus.« Auf dem Weg ins Dar-ee Keen hatte ich Link von meiner seltsamen Vision erzählt, ich hatte allerdings verschwiegen, dass das Ganze vor meinem Badezimmerspiegel stattgefunden hatte. »Sie sind auf dem Weg zu einem Ort, den sie die Weltenschranke nennen.«
»Einen solchen Ort gibt es nicht.« Liv schüttelte den Kopf und beobachtete weiter, wie sich die Zeiger ihres Selenometers bewegten.
Link schob seinen noch halb vollen Teller zur Seite. »Nur damit ich es richtig verstehe. Wir gehen in dieses Tunnel-Labyrinth und suchen mithilfe von Livs komischer Uhr nach einem voreiligen Mond oder so?«
»Selenometer«, korrigierte ihn Liv, ohne aufzublicken, und schrieb Ziffern, die sie von eben diesem Selenometer ablas, in ihr rotes Notizbuch.
»Mir doch egal, wie das Ding heißt. Warum weihen wir nicht Lenas Verwandtschaft ein? Vielleicht können die uns unsichtbar machen oder uns irgendwelche verrückten Caster-Werkzeuge leihen.«
Caster-Werkzeuge. So eines trug ich gerade jetzt bei mir.
Ich fühlte die Rundung des Bogenlichts in meiner Tasche. Ich hatte keine Ahnung, wozu es gut war, aber vielleicht wusste Liv Bescheid. Sie fand sich ja auch am Caster-Himmel zurecht.
»Es wird uns zwar nicht unsichtbar machen, aber ich habe das hier.« Ich hielt die Kugel über den schmutzigen Plastiktisch.
»Mann, ein Ball? Ist das dein Ernst?«, brummte Link, nicht sonderlich beeindruckt.
Liv dagegen war sprachlos. Zögernd streckte sie die Hand nach der Kugel aus. Mir fiel auf, dass sie dabei zitterte. »Ist es das, wofür ich es halte?«
»Es ist ein Bogenlicht. Marian hat es mir am Allerseelentag gegeben. Es gehörte meiner Mutter.«
Liv hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. »Professor Ashcroft hatte ein Bogenlicht und hat es mir nicht gezeigt?«
»Hier hast du es. Tu dir keinen Zwang an.« Ich ließ die Kugel in Livs Hand fallen.
Sie hielt sie wie ein rohes Ei. »Sei vorsichtig! Weißt du, wie selten so etwas ist?« Liv konnte die Augen nicht von dem glänzenden Ding lassen.
Link schlürfte seine Cola, bis nur noch Eis im Becher war.
»Kann mich vielleicht mal jemand aufklären? Wozu ist das Teil gut?«
Liv war fasziniert. »Es ist einer der mächtigsten Gegenstände, die es in der Caster-Welt gibt. Es ist sozusagen ein metaphysisches Gefängnis für einen Inkubus – vorausgesetzt man weiß, wie man ihn darin einschließen kann.« Ich sah sie erwartungsvoll an, aber sie fügte hinzu: »Was ich leider nicht weiß.«
Link stupste das Bogenlicht an. »Eine Art Kryptonit, aber nicht für Superman, sondern für einen Inkubus?«
Liv nickte. »So in etwa.«
Das Bogenlicht besaß zweifellos große Kräfte, aber bei dem Problem, mit dem wir uns im Moment herumschlugen, half es uns trotzdem nicht weiter. Sprich, ich war so schlau wie zuvor.
»Wenn dieses Ding uns nichts bringt, wie kommen wir dann in den Caster-Tunnel?«
»Heute ist kein Feiertag.« Nur widerwillig gab Liv mir das Bogenlicht zurück. »Wenn wir in die Tunnel wollen, müssen wir durch ein äußeres Tor gehen, der Weg durch die Lunae Libri ist uns versperrt.«
»Das heißt, es gibt auch andere Wege? Tore im Freien oder so?«, fragte Link.
Liv nickte. »Aber nur Caster und ganz wenige Sterbliche wissen, wo sie sind. Professor Ashcroft zum Beispiel, aber die wird es uns garantiert nicht sagen. Jede Wette, sie packt bereits meine Sachen zusammen.«
Ich hatte eigentlich erwartet, dass Liv die zündende Idee haben würde, aber dann
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