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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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war.«
    »Hast du wieder irgendetwas von Macous Sachen berührt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts berührt. Ich habe in den Badezimmerspiegel geschaut und plötzlich rasten die verrücktesten Bilder an mir vorbei. Ich kam mir vor, als würde ich rennen. Und als ich stehen geblieben bin, hab ich die beiden in einer Hinterhofgasse entdeckt, nur ein paar Schritte von mir entfernt, aber sie haben mich weder gesehen noch gehört.« Bei der Erinnerung daran lief ich aufgeregt auf und ab.
    »Und was haben sie gemacht?«, fragte Liv.
    »Sie haben sich über einen Ort unterhalten, den sie die Weltenschranke nannten. Eine Art Paradies, in dem alle glücklich und in Frieden miteinander leben, wenn man John glaubt.« Ich gab mir Mühe, nicht allzu verbittert zu klingen.
    »Haben sie wirklich gesagt, dass sie zur Weltenschranke gehen wollen? Hast du dich auch bestimmt nicht verhört?«
    »Nein. Wieso fragst du?« Ich tastete in meiner Hosentasche nach dem Bogenlicht, das sich auf einmal sehr warm anfühlte.
    »Die Weltenschranke ist ein uralter Caster-Mythos. Dort herrscht angeblich eine sehr mächtige Magie, die älter ist als Licht und Dunkel – eine Art Nirwana. Kein vernünftig denkender Mensch glaubt ernsthaft daran, dass es diesen Ort tatsächlich gibt.«
    »John Breed tut es.«
    Liv sah hinauf zum Himmel. »Vielleicht behauptet er das nur. Es ist natürlich völliger Quatsch, aber so etwas lässt sich ja bekanntlich niemals ausrotten. Genauso gut könnte man behaupten, die Erde ist eine Scheibe. Oder dass sich die Sonne um die Erde dreht.« Und wieder mal Galilei. Großartig.
    Ich war hergekommen, damit sie mich beruhigte und ich wieder ins Bett gehen konnte, in die Jackson High und in mein altes Leben. Ich suchte nach einer Erklärung, weshalb ich Lena in meinem Badezimmerspiegel gesehen hatte, ohne dass ich mich für verrückt halten musste. Ich suchte nach einer Antwort, die nicht wieder mit Lena zu tun hatte. Aber ich fand das Gegenteil.
    Liv redete unbekümmert weiter, sie wusste ja nichts von dem dicken Klumpen in meinem Magen und auch nichts von der Kugel in meiner Tasche, die immer wärmer wurde. »Der Sage nach muss man dem Südstern folgen, um die Weltenschranke zu finden.«
    »Und wenn der Stern nicht da ist?« Auf einen verwirrenden Gedanken folgte der nächste, immer weiter, bis mir vor lauter Fragen der Kopf schwirrte.
    Liv gab keine Antwort, sondern justierte fieberhaft ihr Fernrohr. »Er muss da sein. Irgendetwas stimmt mit meinem Fernrohr nicht.«
    »Was, wenn er verschwunden ist? Das Weltall verändert sich ständig, oder nicht?«
    »Richtig. Im Jahr 3000 wird nicht mehr der Polarstern im Norden stehen, sondern Alrai. Falls es dich interessiert, das ist arabisch und heißt ›der Schäfer‹.«
    »Im Jahr 3000?«
    »Genau. In tausend Jahren. Ein Stern kann nicht mit einem Schlag verschwinden, nicht ohne einen großen kosmischen Knall. Glaub mir, das ist eine ziemlich aufsehenerregende Angelegenheit.«
    »So geht die Welt zu Ende, nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem leisen Wimmern.« Mir fiel der Satz aus dem Gedicht von T. S. Eliot ein. Damals, vor Lenas Geburtstag, war er ihr einfach nicht aus dem Kopf gegangen.
    »Ja, mir gefällt das Gedicht auch, aber die Wissenschaft ist da anderer Ansicht.«
    Nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem leisen Wimmern . Oder hieß es: nicht mit einem leisen Wimmern, sondern mit einem lauten Knall? Ich erinnerte mich nicht mehr an den genauen Wortlaut, ich wusste nur, Lena hatte diese Zeile in einem Gedicht zitiert, das sie nach Macons Tod an die Wände ihres Zimmers geschrieben hatte.
    Hatte sie damals schon gewusst, wie alles enden würde? Bei dem Gedanken bekam ich ein mulmiges Gefühl. Das Bogenlicht war inzwischen so heiß, dass es fast meine Haut versengte.
    »Mit deinem Fernrohr ist alles in Ordnung.«
    Liv überprüfte ihr Selenometer. »Ich fürchte, hier stimmt was nicht. Es ist nicht nur das Objektiv. Auch die Zeiger spielen verrückt.«
    »Hearts will go and stars will follow.« Ich sagte es, ohne nachzudenken, als handelte es sich um irgendeinen x-beliebigen Song.
    »Wie bitte?«
    » Seventeen Moons . Ein Lied, das mir im Kopf herumspukt. Es hat etwas mit Lenas Berufung zu tun.«
    »Ein Shadowing Song ?« Liv sah mich ungläubig an.
    »Nennt man es so?« Ich hätte es ahnen können, natürlich gab es einen speziellen Namen dafür.
    »Künftige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und dieses Lied zeigt sie uns. Hörst du

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