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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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»Es ist ein Caster-Schloss, kein läppisches Vorhängeschloss an einem Spind.«
    Link schnaubte nur und setzte die Gartenschere am Türspalt an. »Man merkt, du bist nicht aus dieser Gegend. Es gibt weit und breit keine Tür, die sich nicht mit einer Zange oder einer kräftigen Zahnbürste öffnen lässt.«
    Ich zwinkerte Liv zu. »Glaub ihm kein Wort.«
    »Ach nein? Bitte sehr!« Link grinste breit, als sich die Tür mit einem Ächzen öffnete. Er reckte die Faust. »Da bist du baff, was?«
    »Davon steht nichts in den Büchern«, sagte Liv verdattert.
    Link beugte sich über die Öffnung und spähte nach unten. »Es ist stockfinster und nirgendwo ist eine Treppe in Sicht. Scheint ziemlich tief zu sein.«
    »Geh einfach rein.« Ich wusste, was geschehen würde.
    »Bist du wahnsinnig?«
    »Vertrau mir.«
    Link tastete mit einem Fuß nach unten und einen Moment später fand er Halt. »Mann, wie kriegen Caster so was hin? Gibt es Caster-Schreiner? Oder übersinnliche Bautrupps?« Er verschwand vor unseren Augen. Einen Augenblick später hörten wir seine Stimme von unten: »So tief ist es gar nicht. Kommt ihr jetzt, oder was?«
    Lucille beäugte kurz das finstere Loch, dann sprang sie hinein. Kein Wunder, dass die Katze ein bisschen verrückt war, nachdem sie so viele Jahre bei meinen Tanten gelebt hatte. Ich beugte mich über die Öffnung und sah das flackernde Licht einer Taschenlampe. Link war genau unter uns, neben ihm saß die Katze. »Okay, Ladys first.«
    »Warum sagen das Männer immer dann, wenn es schrecklich oder gefährlich wird?« Liv setzte unsicher einen Fuß in das Loch. »Nichts für ungut.«
    Ich lächelte sie an. »Ist schon okay.«
    Ihr silberner Sneaker schwebte einen Moment lang über dem Abgrund, und sie versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten. Ich nahm sie an der Hand.
    »Hör zu, falls wir Lena finden, dann ist sie womöglich schon ganz …«
    »Ja, ich weiß.« Ich blickte in Livs besonnene blaue Augen. Sie würden niemals golden oder grün werden. Die Sonne schien auf ihr blondes Haar. Sie lächelte und ich ließ ihre Hand los. In Wirklichkeit war sie es, die mir Halt gab.
    Ich folgte ihr in die Dunkelheit hinein. Die Tür fiel zu und vom Himmel war nichts mehr zu sehen.
    Der Tunnel war ebenso feucht und moosbewachsen wie derjenige, der von der Lunae Libri nach Ravenwood führte. Die Decke war niedrig und die Steinmauern waren alt und verwittert wie in einem Kerker. Jeder Wassertropfen, jedes Geräusch hallte dumpf von den Wänden wider.
    Nachdem wir die Treppe hinuntergestiegen waren, standen wir an einem Scheideweg, und zwar nicht an einem sprichwörtlichen, sondern einem wirklichen Scheideweg.
    »Wohin?« Link deutete auf die zwei völlig unterschiedlich aussehenden Wege.
    Diesmal war es schwieriger, sich zurechtzufinden, nicht so wie bei unserem Abstecher ins Exil . Damals waren wir einfach geradeaus gelaufen, aber diesmal mussten wir uns entscheiden, wohin wir gehen wollten.
    Ich musste mich entscheiden.
    Der Tunnel links von uns war eigentlich gar kein Tunnel, sondern eine Wiese. Dort wo er sich weitete, hingen Äste von Trauerweiden über einen staubigen Fußweg, rechts und links davon blühten Wildblumen im hohen Gras. Sanfte Hügel erstreckten sich unter einem wolkenlos blauen Himmel. Wenn dies kein Caster-Tunnel gewesen wäre, in dem nichts so war, wie es zu sein schien, hätten garantiert die Vögel gezwitschert und die Hasen am Gras geknabbert.
    Der unterirdische Gang rechts war ebenfalls kein Tunnel, sondern eine Straße, die sich unter freiem Caster-Himmel durch eine Stadt wand. Die dunkle Straße war das genaue Gegenteil der sonnenbeschienenen Landschaft auf der linken Seite. Liv schrieb etwas in ihr Notizbuch. Neugierig blickte ich über ihre Schulter. Asynchrone Zeitzonen in angrenzenden Tunneln , stand da .
    Das einzige Licht spendete ein altes Motel-Neonschild am Ende der Straße. Zu beiden Seiten reihten sich große Mietshäuser mit schmalen eisernen Balkonen und Feuerleitern. Zwischen den Häusern spannten sich lange Drähte zu einem komplizierten Netz, an dem vereinzelt Kleidungsstücke hingen. Im Asphalt war ein altes Straßenbahngleis eingelassen, das nicht mehr befahren wurde.
    »Welchen Weg nehmen wir?«, fragte Link nervös. Gespenstische Caster-Tunnel waren nicht unbedingt sein Ding. »Ich bin für den ins Reich des Zauberers von Oz.« Er wandte sich der sonnigen Wiese zu.
    »Ich glaube, wir müssen nicht abstimmen.« Ich zog das Bogenlicht aus meiner Tasche. Die

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