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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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drehten, ganz zu schweigen von Sarafine und Abraham. Das war zu kompliziert für eine der ältesten Damen in ganz Gatlin.
    Tante Prue machte jede Erklärung überflüssig, indem sie mir mit dem Taschentuch vor dem Gesicht herumwedelte und sagte: »Euch wird es ergehen wie einem Schwein vor dem Grill. Wenn ihr nicht als Spießbraten mit Brötchen und scharfer Soße enden wollt, dann hört mal genau zu.«
    »Jawohl, Ma’am.« Ich glaubte zu wissen, was für eine Standpauke jetzt kam. Aber ich lag so daneben wie Savannah Snow in einem ärmellosen Kleid und mit Kaugummi im Jugendchor.
    »Also, sperrt eure Ohren auf.« Tante Prue deutete mit ihrem knochigen Finger auf mich. »Carlton wollte mich aushorchen, ob ich etwas davon wüsste, dass jemand das Caster-Tor beim Jahrmarkt aufgebrochen hat. Kurz darauf hieß es, das Duchannes-Mädchen sei verschwunden. Außerdem war die Rede davon, dass du und Wesley ausgerissen seid und dass auch das Mädchen, das bei Marian wohnt, unauffindbar sei – du weißt schon, das junge Ding, das sich Milch in den Tee gießt. Da dachte ich bei mir, das sind zu viele Zufälle auf einmal, selbst für eine Stadt wie Gatlin.«
    Was für eine Überraschung, Plaudertasche Carlton hatte es überall herumerzählt.
    »Egal was ihr hier unten treibt, ihr braucht die Karte, also nehmt sie mit. Ich habe keine Zeit für diesen ganzen Firlefanz.« Meine Vermutung war richtig gewesen. Sie wusste, was wir vorhatten, auch wenn sie es nicht offen zugab.
    »Danke, Tante Prue, dass du dir so viele Sorgen um uns machst.«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Nicht solange ihr die Karte habt.« Sie tätschelte meine Hand. »Ihr werdet diese Lena Du-channes«, sie sprach den Namen südstaatengedehnt aus, »mit den goldenen Augen bestimmt finden. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.«
    »Das hoffe ich, Ma’am.«
    Tante Prue tätschelte noch einmal meine Hand und stützte sich auf ihren Stock. »Dann hört endlich auf, eure Zeit mit alten Frauen zu vertrödeln. Frisch gewagt ist halb gewonnen. Und wenn der liebe Gott es will, dann wird alles gut.« Mit diesen letzten aufmunternden Worten ließ sie sich von Thelma wegführen.
    Lucille rannte hinter ihnen her, das Glöckchen an ihrem Halsband bimmelte. Tante Prue blieb stehen und lächelte. »Du hast ja die Katze immer noch. Ich habe lange auf die richtige Zeit gewartet, sie von der Wäscheleine zu lassen. Sie kennt das eine oder andere Kunststückchen, du wirst schon sehen. Hast du ihre Marke noch?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Man braucht einen Metallring, um sie am Halsband zu befestigen. Ich kümmere mich darum, dass du einen neuen kriegst.« Tante Prue wickelte noch ein Pfefferminzbonbon aus und warf es Lucille hin. »Tut mir leid, dass ich dich Deserteur genannt habe, altes Mädchen, aber du weißt ja, Mercy hätte dich sonst niemals laufen lassen.«
    Lucille schnüffelte an dem Bonbon.
    Thelma winkte und setzte ihr breites Dolly-Parton-Lächeln auf. »Viel Glück, mein süßer Bengel.«
    Ich sah ihnen nach, wie sie den Hügel hinuntergingen, und fragte mich, was mir von den Menschen in meiner Familie noch alles verborgen geblieben war. Wer von ihnen außer Tante Prue tat ebenfalls so, als sei er senil und beschränkt, ließ mich aber insgeheim keinen Moment lang aus den Augen? Wer noch kümmerte sich in seiner Freizeit um Caster-Schriften und Geheimnisse oder zeichnete Karten einer Welt, von der die meisten Menschen in Gatlin nichts ahnten?
    Lucille leckte an dem Pfefferminzbonbon. Falls sie etwas wusste, dann zog sie es vor, zu schweigen.
    »Gut, jetzt haben wir also eine Karte. Das ist doch wenigstens was, oder nicht, MJ ?« Nachdem Tante Prue und Thelma gegangen waren, hatte sich Links Stimmung deutlich gebessert.
    »Liv?«
    Sie hörte mich nicht. Mit der einen Hand blätterte sie in ihrem Notizbuch, mit der anderen Hand fuhr sie die Tunnel auf der Karte nach.
    »Hier ist Charleston, dann ist das hier Savannah. Wenn man davon ausgeht, dass das Bogenlicht uns den Weg nach Süden zeigen wollte, zur Küste hin …«
    »Wieso zur Küste?«, unterbrach ich sie.
    »Richtung Süden. Wir folgen dem Südstern, weißt du nicht mehr?« Liv lehnte sich enttäuscht zurück. »Es gibt so viele verästelte Wege. Wir sind erst vor wenigen Stunden aus Savannah weggegangen, aber das hat hier unten wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten.«
    Sie hatte recht. Wenn Zeit und Naturgesetze oben und unten verschieden waren, wer weiß, ob wir dann nicht vielleicht schon längst in China

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