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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Schwierigkeiten steckt.« Liv versuchte, genauer hinzuhören.
    »Ich wollte eigentlich sagen, wie Leaning on the Everlasting Arms .« Das war ein altes Kirchenlied, das die Schwestern im Gottesdienst sangen.
    Wie sich herausstellte, lag ich gar nicht so falsch damit.
    Als wir um die Ecke bogen, kam Tante Prue auf uns zu, sie hatte sich bei Thelma untergehakt und trällerte wie sonntags in der Kirche. Sie trug ihr weißes geblümtes Kleid, dazu passende weiße Handschuhe und ihre beigen Gesundheitsschuhe. Harlon James tollte hinter ihnen her, er war beinahe so groß wie ihre Lacklederhandtasche. Man hätte meinen können, die drei wären auf einem gemütlichen Sonntagnachmittagsspaziergang.
    Lucille miaute und setzte sich mitten auf den Weg.
    »Leute, sehe ich jetzt Gespenster, oder was?« Link kratzte sich am Kopf. »Ist das nicht deine verrückte Tante mit ihrer räudigen Töle?«
    Ich antwortete ihm nicht sofort, denn ich überlegte, ob es nicht womöglich eine Caster-Falle war. Ob nicht vielleicht Sarafine gleich aus der Gestalt meiner Tante heraustreten und uns alle drei umbringen würde, sobald wir näher kämen.
    »Vielleicht ist es Sarafine.« Ich dachte laut vor mich hin und versuchte, einen Sinn in etwas völlig Unsinnigem zu finden.
    Liv schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Kataklysten können zwar von den Körpern anderer Besitz ergreifen, aber sie können nicht gleichzeitig zwei Körper okkupieren. Oder drei, wenn du den Hund mitrechnest.«
    »Wer rechnet schon diesen Hund mit?« Link verzog das Gesicht.
    Am liebsten hätte ich mich aus dem Staub gemacht und mir später den Kopf darüber zerbrochen, aber sie hatten uns bereits gesehen. Tante Prue, oder das Wesen, das sich ihrer bemächtigt hatte, wedelte mit ihrem Taschentuch. »Ethan!«
    Link sah mich fragend an. »Wollen wir abhauen?«
    »Dich zu finden, war schwerer, als eine Nadel im Heuhaufen zu entdecken!«, rief Tante Prue und schlurfte über das Gras, so schnell sie ihre alten Beine trugen. Lucille miaute und hob den Kopf. »Los, Thelma, beeil dich.« Sogar aus der Ferne waren Tante Prues schiefer Gang und ihr Kommandoton unverwechselbar.
    »Nein, das ist tatsächlich Tante Prue.« Für eine Flucht war es zu spät.
    »Wie ist sie hierhergekommen?« Link war ebenso verdutzt wie ich. Es ist eine Sache, wenn man herausfindet, dass Carlton Eaton die Post in die Lunae Libri bringt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, aber es ist etwas anderes, wenn man seine hundertjährige Tante in ihrem Sonntagsstaat durch einen Caster-Tunnel humpeln sieht.
    Tante Prue stieß energisch bei jedem Schritt ihren Krückstock ins Gras. »Wesley Lincoln! Willst du herumstehen wie ein Ölgötze und warten, bis eine alte Frau einen Herzanfall bekommt, oder willst du herkommen und mir diesen Hügel hinaufhelfen?«
    »Ja, Ma’am. Ich wollte sagen, nein, Ma’am.« Link wäre fast der Länge nach hingefallen, als er zu ihr rannte und sie unterhakte. Ich folgte ihm und nahm ihren anderen Arm.
    Unser Schrecken, hier auf sie zu treffen, legte sich ein wenig. »Tante Prue, wie bist du hierhergekommen?«
    »Genauso wie ihr, nehme ich an. Durch eines der Tore. Gleich hinter der Kirche der Missions-Baptisten ist eines. In meiner Jugend habe ich mich auf diesem Weg immer aus dem Bibelunterricht davongestohlen.«
    »Aber woher wusstest du von den Tunneln?« Ich konnte es mir nicht erklären. War sie uns etwa gefolgt?
    »Ich war öfter hier unten, als je ein armer Sünder dem Alkohol abgeschworen hat. Ihr glaubt wohl, ihr seid die Einzigen, die wissen, was in dieser Stadt vor sich geht?«
    Sie wusste Bescheid. Sie war eine von ihnen. Wie meine Mutter und Marian und Carlton Eaton gehörte sie zu den Sterblichen, die irgendwie Teil der Caster-Welt geworden waren.
    »Sind Tante Grace und Tante Mercy auch eingeweiht?«
    »Natürlich nicht. Die beiden können doch kein Geheimnis für sich behalten, noch nicht mal wenn es um ihr eigenes Leben ginge. Mir hat es mein Daddy gesagt. Und ich habe es niemandem weitergesagt außer Thelma.«
    Thelma drückte liebevoll Tante Prues Arm. »Ja, aber nur, weil sie nicht mehr alleine die Treppen runtersteigen kann.«
    Tante Prue schlug mit ihrem Taschentuch nach Thelma. »Thelma, das stimmt doch gar nicht. Erzähl keine Geschichten.«
    »Hat Professor Ashcroft Sie hinter uns hergeschickt?« Liv blickte angespannt von ihrem Notizbuch hoch.
    Tante Prue schnaubte verächtlich. »Niemand schickt mich irgendwohin, so weit kommt’s noch.

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