Eine Unheilvolle Liebe
die Inkubi einer nach dem anderen.
»Wer ist das?«, fragte Liv, die auf Ridley aufmerksam geworden war.
Seltsamerweise wirkte Ridley mit ihren pinkfarbenen Strähnchen im blonden Haar, ihrem grotesk kurzen Minirock, der von flippigen Hosenträgern gehalten wurde, und ihren irre hohen Sandalen auf der Wiese gar nicht so fehl am Platz. Sie sah aus wie eine Caster-Ausgabe von Rotkäppchen, die ihrer bösen Großmutter vergifteten Kuchen bringt. Anscheinend hatte Liv Ridley im Exil nur flüchtig zur Kenntnis genommen, jetzt aber war sie unübersehbar.
»Ein sehr, sehr schlimmes Mädchen«, beantwortete Link ihre Frage und tauschte mit Ridley Blicke aus.
Ridley schlenderte auf uns zu, wie üblich strotzte sie geradezu vor Selbstbewusstsein. Sie warf ihren Lolli ins Gras. »Verdammt, das ist gerade noch mal gut gegangen.«
»Hast du uns gerettet?«, fragte Liv zittrig.
»Klar doch, Mary Poppins. Du kannst dich später bei mir bedanken. Wir sollten jetzt besser von hier verschwinden. Larkin ist ein Idiot, aber Onkel Hunting ist sehr mächtig. Mein Einfluss auf ihn wird bald nachlassen.«
Ihr Bruder und ihr Onkel – von Lenas Stammbaum war eine Menge fauler Äpfel gefallen. Ridley nahm ihre Sonnenbrille ab und starrte auf meinen Arm, den Liv immer noch umklammert hielt. Ihre goldgelben Augen blitzten.
Liv schien es nicht zu bemerken. »Was habt ihr denn immer mit Mary Poppins, Leute?«, sagte sie. »Ist das die einzige englische Figur, die ihr Amerikaner kennt?«
»Ich glaube, wir haben uns noch gar nicht richtig bekannt gemacht, obwohl wir uns ständig irgendwo über den Weg laufen.« Ridley wickelte einen Kaugummi aus und sagte zu Liv: »Ich bin Ridley, Lenas Cousine.«
»Und ich bin Liv. Ich arbeite mit Ethan in der Bibliothek.«
»Ich hab dich im Caster-Club gesehen, und jetzt bist du hier in einem Caster-Tunnel, also nehme ich an, wir sprechen nicht von der Bibliothek für Dummköpfe in diesem Scheißkaff. Folglich bist du eine Hüterin. Richtig geraten?«
Liv ließ meinen Arm los. »Genau genommen bin ich noch in der Ausbildung, aber ich wurde schon sehr gut auf meine Aufgabe vorbereitet.«
Ridley musterte Liv abschätzig von Kopf bis Fuß. »Nicht gut genug, wenn du eine Sirene nicht erkennst, wenn sie vor dir steht.« Sie machte eine Blase mit dem Kaugummi und ließ sie direkt vor Livs Gesicht platzen. »Lasst uns gehen, bevor mein Onkel wieder selbst zu denken anfängt.«
»Mit dir gehen wir nirgendwohin.«
Ridley verdrehte die Augen und wickelte den Kaugummi um ihren Finger. »Wenn ihr lieber das Mittagessen meines Onkels sein wollt, bitte schön. Es ist eure Entscheidung, aber ich warne euch, seine Tischmanieren sind widerlich.«
»Warum hast du uns geholfen? Wo ist der Haken an der Sache?«, fragte ich.
»Die Sache hat keinen Haken.« Ridley sah Link an, der sich langsam von dem Schrecken, sie wiederzusehen, erholte. »Ich konnte doch nicht zulassen, dass meinem Lieblings-Toyboy etwas zustößt.«
»Ja klar, weil ich dir ja so viel bedeute«, schnauzte Link.
»Sei nicht so empfindlich. Wir hatten doch Spaß, als wir zusammen waren.« Link wirkte verletzt, aber auch Ridley machte nicht gerade einen glücklichen Eindruck.
»Wenn du es sagst, Baby.«
»Nenn mich nicht Baby.« Ridley warf den Kopf zurück, dass ihre Haare flogen, und ließ noch eine Kaugummiblase platzen. »Ihr könnt mitkommen oder hierbleiben und es allein mit meinem Onkel aufnehmen.« Sie stakste Richtung Bäume. »Aber in der Sekunde, in der sie nicht mehr unter meinem Einfluss stehen, wird euch das Blutrudel aufspüren.«
Blutrudel. Na großartig. Sie hatten sogar einen Namen.
Liv sprach aus, was wir alle dachten. »Ridley hat recht. Es wird nicht lange dauern, bis uns das Rudel wieder eingeholt hat.« Mit einem Blick zu mir fügte sie hinzu: »Wir haben keine andere Wahl.« Dann lief sie hinter Ridley her.
So wenig ich Ridley irgendwohin folgten wollte, so wenig hatte ich Lust, von einer Meute Blut-Inkubi zur Strecke gebracht zu werden. Link schien es nicht anders zu ergehen, denn ohne dass wir es abgesprochen hatten, folgten wir den beiden Mädchen.
Ridley schien sich bestens auszukennen, aber mir fiel auf, dass Liv die Tunnel-Karte trotzdem nie aus der Hand legte. Ridley hielt sich nicht an den Wegverlauf, sondern überquerte die Wiese und steuerte auf ein Wäldchen zu. Ihre High Heels hinderten sie nicht daran, Tempo zu machen, und wir anderen hatten Mühe, hinterherzukommen.
Link setzte sich in Trab, um sie
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