Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
Vom Netzwerk:
Überlieferungen und die Geschichte zu bewahren, die Bücher und die Geheimnisse zu beschützen, die in der Welt der Caster so wichtig waren. Ich war auch nicht wie Liv, die das Unanalysierbare analysierte und das Unmessbare maß. Ich war nicht Amma. Ich hatte nicht die Gabe zu sehen, was keiner sah, und ich konnte mich nicht mit den Vorfahren unterhalten. Am wenigsten war ich so wie Lena. Ich konnte den Mond nicht verdunkeln, den Himmel nicht zum Einsturz bringen, die Erde nicht aufbrechen. Ich konnte auch niemanden dazu bringen, in die Tiefe zu springen, so wie Ridley. Und ich war ganz bestimmt nicht wie Macon.
    Im Unterbewusstsein hatte ich mich immer gefragt, welche Rolle ich in dieser Geschichte überhaupt spielte, in meiner Geschichte mit Lena. In der Hoffnung, ich würde überhaupt eine Rolle darin spielen.
    Aber jetzt hatte meine Rolle mich gefunden, trotz aller Hindernisse. Ich kam mir vor, als hätte ich ein Leben lang in der Dunkelheit und der Wirrnis der Tunnel zugebracht, bis zu diesem Augenblick, in dem ich begriff, was ich zu tun hatte. Jetzt kannte ich meine Aufgabe.
    Marian hatte recht gehabt. Ich war ein Lotse. Und die Aufgabe eines Lotsen war es, den Weg zu finden und das, was verloren war.
    Oder den, der verloren war.
    Ich rollte das Bogenlicht zwischen meinen Fingerspitzen und ließ es dann los. Die Kugel blieb mitten in der Luft stehen.
    »Was zum …« Staunend kam Link näher.
    Ich zog das zusammengefaltete, vergilbte Papier aus meiner Hosentasche. Die Seite, die ich aus dem Tagebuch meiner Mutter gerissen hatte und die ich immer bei mir trug, ohne besonderen Grund. So hatte ich jedenfalls gedacht.
    Das schwebende Bogenlicht tauchte uns in ein silbernes Licht. Ich hielt das Blatt Papier so, dass ich den Bannspruch aus dem Tagebuch meiner Mutter vorlesen konnte. Bedächtig sprach ich die lateinischen Worte aus.
    » In Luce Caecae Caligines sunt,
    Et in Caliginibus, Lux.
    In Arcu imperium est,
    Et in imperio, Nox.«
    »Natürlich«, flüsterte Liv und trat näher an das Licht. »Der Bann. Ob Lucem Libertas. Freiheit im Licht.« Sie sah mich erwartungsvoll an. »Sprich ihn zu Ende.«
    Ich drehte das Papier um. Die Rückseite war leer. »Mehr steht hier nicht.«
    Liv riss die Augen auf. »Du darfst jetzt nicht aufhören. Weißt du, wie gefährlich das ist? Die Kraft eines Bogenlichts, erst recht eines von den Ravenwoods, könnte uns umbringen. Es könnte …«
    »Dann sprich du ihn für mich zu Ende.«
    »Ich darf es nicht, Ethan. Du weißt, dass ich es nicht darf.«
    »Liv. Lena wird sterben – du, ich, Link, Ridley, wir alle werden sterben. Wir sind so weit gekommen, wie ein Sterblicher nur kommen kann. Den Rest schaffen wir nicht allein.« Ich legte ihr beschwörend die Hand auf die Schulter.
    »Ethan.« Sie flüsterte meinen Namen, nur meinen Namen, sonst nichts, aber ich hörte die Worte, die sie nicht aussprechen konnte, beinahe so klar wie Lenas Stimme, wenn wir uns mit Kelting unterhielten. Liv und ich verstanden uns auf eine ganz eigene Art und Weise und mit Magie hatte das nichts zu tun. Es war etwas ganz Menschliches und sehr Reales. Vielleicht gefiel es Liv nicht, wie sich die Dinge zwischen uns beiden entwickelt hatten, aber sie verstand es. Sie verstand mich. Und ich wollte nur allzu gerne glauben, dass es immer so bleiben würde. Ich wünschte mir, dass alles anders gekommen wäre, dass Liv am Schluss das bekommen würde, was sie sich erhofft hatte. Und das hatte nichts mit verschwundenen Sternen und Caster-Himmeln zu tun. Aber mein Weg führte mich nicht zu Liv. Sie war nur ein Teil des Weges.
    Liv sah an mir vorbei auf das Bogenlicht, das in der Luft schwebte und leuchtete. Sie war so von Licht umstrahlt, als stünde sie vor der Sonne. Als sie nach der Kugel griff, fiel mir mein Traum wieder ein, der Traum, in dem Lena in der Dunkelheit ihre Hand nach mir ausgestreckt hatte.
    Die beiden Mädchen waren grundverschieden. Aber ohne die eine hätte ich niemals den Weg zurück zur anderen gefunden.
    Im Licht ist das Dunkle und im Dunklen ist das Licht.
    Liv berührte das Bogenlicht und begann zu sprechen.
    » In illo qui vinctus est,
    Libertas patefacietur.
    Spirate denuo, Caligines.
    Ex Luce exi.«
    Sie weinte. Die Tränen liefen über ihre Wangen, aber sie ließ den Lichtball nicht aus den Augen. Sie presste jedes Wort aus sich heraus, als wäre es fest in ihr eingemeißelt.
    »Jenem, der gebunden ist,
    werde Freiheit zuteil,
    kehre zum Leben zurück, Finsternis,
    komm heraus aus

Weitere Kostenlose Bücher