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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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dem Licht.«
    Liv versagte die Stimme. Sie schloss die Augen und sagte die letzten Worte langsam in die Nacht hinaus.
    »Komm heraus. Komm …«
    Sie verstummte und streckte die Hand nach mir aus. Ich ergriff sie. Link kam zu uns gehumpelt, zusammen mit Ridley, die ihn stützte. Liv zitterte am ganzen Körper. Mit jedem Wort hatte sie sich weiter von ihrer heiligen Pflicht und ihrem Traum entfernt. Sie hatte Partei ergriffen. Sie hatte sich selbst in die Geschichte eingebracht, die sie eigentlich nur für die Nachwelt bewahren sollte. Wenn das alles vorüber war, wenn wir tatsächlich mit dem Leben davonkamen, dann war Liv keine angehende Hüterin mehr. Dieses Opfer war ihr Geschenk. Sie verzichtete auf das, was ihr in ihrem bisherigen Leben wichtig gewesen war.
    Ich konnte bestenfalls ahnen, wie ihr jetzt zumute war.
    Unsere vier Stimmen vereinten sich zu einer einzigen. Es gab kein Zurück mehr.
    » Ex Luce exi! Komm heraus aus dem Licht!«
    Die Explosion war so gewaltig, dass der Felsbrocken, auf dem ich stand, aufgesprengt und wir alle vier zu Boden geschleudert wurden. Ich schmeckte den nassen Sand und das Salzwasser auf meiner Zunge, aber meine Gedanken kreisten nur um das eine. Meine Mutter hatte es mir erzählen wollen, aber ich hatte es nicht geschafft, ihr zuzuhören.
    In der Felsnische, umgeben von Stein und Moos und Meer und Sand, entstand ein Wesen nur aus einem Hauch von Schatten und Licht. Zuerst waren noch die Felsen dahinter zu erkennen, wie bei einer Geisterscheinung. Die Wellen spülten hindurch und das Licht schwebte über dem Boden.
    Dann wurde aus dem Licht ein Umriss und aus dem Umriss eine Gestalt, die schließlich zu einem Mann wurde. Die durchscheinenden Hände wurden zu wirklichen Händen, der durchscheinende Körper zu einem wirklichen Körper. Zum Schluss entstand ein Gesicht.
    Macons Gesicht.
    Ich hörte die Worte meiner Mutter. Er wird immer bei dir sein .
    Macon schlug die Augen auf und sah mich an. Nur du kannst ihn erlösen .
    Er hatte noch die versengten Kleider an, die er in der Nacht seines Todes getragen hatte. Aber etwas war anders.
    Seine Augen waren grün.
    Caster-Grün.
    »Schön, Sie zu sehen, Mr Wate.«

Fleisch und Blut

20.6.
    »Macon!«
    Ich musste mich zurückhalten, um ihm nicht einfach in die Arme zu fallen. Er dagegen sah mich gelassen an und wischte sich etwas Ruß von seinem Dinnerjackett. Seine Augen irritierten mich. Ich war an die starren schwarzen Inkubus-Augen gewöhnt, Augen, in denen man nur sein eigenes Spiegelbild sah. Jetzt stand Macon Ravenwood vor mir, so grünäugig, wie ein Lichter Caster nur sein konnte. Ridley starrte ihn an und brachte keinen Ton heraus. Es geschah bestimmt nicht oft, dass ihr etwas die Sprache verschlug.
    »Verbindlichsten Dank, Mr Wate. Verbindlichsten Dank.« Macon reckte und streckte sich, als wäre er eben aus einem langen Schlaf erwacht.
    Ich bückte mich, um das Bogenlicht aufzuheben, das im Sand lag. »Ich hatte also recht. Sie waren die ganze Zeit über in der Kugel.« Ich dachte daran, wie oft ich das Bogenlicht in meiner Hand gehalten und darauf vertraut hatte, dass es mich führte. Wie tröstlich sich seine Wärme angefühlt hatte.
    Auch Link konnte nicht so ohne Weiteres begreifen, dass Macon lebte. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus und wollte ihn berühren. Macons Hand schoss vor, packte Link am Arm und zwang ihn fast in die Knie.
    »Es tut mir außerordentlich leid, Mr Lincoln. Ich fürchte, meine Reflexe sind ein bisschen … unbeherrscht. Ich bin in der letzten Zeit wenig unter Menschen gewesen.«
    Link rieb sich den Arm. »Das war unnötig, Mr Ravenwood. Ich wollte nur … ich dachte, Sie wären …«
    »Was? Ein Schemen? Vielleicht sogar ein Vex?«
    Link schauderte. »Sagen Sie es mir, Sir.«
    Macon streckte den Arm aus. »Dann los. Nur zu.«
    Link hob zögernd die Hand, als müsste er sie bei einer Party-Mutprobe über eine Kerze halten. Millimeter vor Macons zerrissener Jacke hielt er inne.
    Macon verdrehte die Augen und stieß einen Seufzer aus. Dann nahm er Links Hand und drückte sie gegen seine Brust. »Sehen Sie? Fleisch und Blut. Das haben wir jetzt gemeinsam, Mr Lincoln.«
    »Onkel Macon?« Ridley wagte sich langsam näher. »Bist du es wirklich?«
    Als er ihre blauen Augen sah, sagte er nur: »Du hast deine Kräfte verloren.«
    Sie nickte, ihre Augen schwammen in Tränen. »Du auch.«
    »Einige davon, ja. Aber ich nehme an, ich habe dafür jetzt andere.« Er streckte die Hand nach Ridley aus,

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