Eine Unheilvolle Liebe
herum, bis die Flammen erstickt waren, und Lena seufzte. »Es tut mir leid. Das passiert einfach.«
»Ridley hat von Marian gesprochen«, sagte ich besänftigend. Zwischen Lena und mir war es wieder so wie früher. In jeder Sekunde wollte ich ihre Hand in meiner, ihr Gesicht an meinem spüren. In jedem wachen Augenblick wollte ich ihre Stimme in meinen Gedanken hören, nachdem ich sie so lange entbehrt hatte. Sie war die Letzte, mit der ich am Abend sprach, und die Erste, nach der ich mich am Morgen sehnte. Am liebsten hätte ich mit Boo getauscht. Ich wollte sie immer um mich haben.
Amma deckte jetzt sogar den Tisch für Lena mit. Und in Ravenwood hielt Tante Del immer ein Kissen und eine Decke auf dem Sofa im Erdgeschoss für mich bereit. Niemand schickte uns mehr abends nach Hause, niemand sagte, dass wir uns zu oft träfen. Niemand verlangte von uns, allein durchs Leben zu gehen.
Dieser Sommer hatte uns weit über das hinausgeführt. Was geschehen war, konnte man nicht ungeschehen machen. Nicht das, was mit Liv geschehen war, und auch nicht das, was mit John und Abraham geschehen war. Twyla und Larkin, Sarafine und Hunting, ich konnte sie nicht einfach vergessen. In der Schule würde es sicher so sein wie immer, abgesehen davon, dass mein bester Freund ein Inkubus und das zweithübscheste Mädchen in der ganzen Schule eine Sirene war, der man die Krallen gestutzt hatte. Mr Lee und Direktor Harper, Savannah Snow und Emily Asher würden immer dieselben bleiben.
Aber Lena und ich würden nie wieder so sein wie zuvor.
Und Link und Ridley hatten sich so gigantisch verändert, dass sie nicht einmal mehr im selben Universum lebten.
Liv hatte sich in der Bibliothek vergraben. Sie war froh, sich für eine Weile hinter ihren Bücherbergen verstecken zu können. Seit der Nacht des Siebzehnten Mondes hatte ich sie nur einmal gesehen. Sie bereitete sich jetzt nicht mehr darauf vor, eine Hüterin zu werden, aber das schien ihr nichts auszumachen.
»Wir wissen beide, dass ich mich nicht damit zufriedengegeben hätte, immer nur vom Spielfeldrand aus zuzusehen«, hatte sie gesagt. Und ich wusste, dass es tatsächlich so war. Liv war ein Astronom wie Galilei, ein Forscher wie Vasco da Gama, eine Gelehrte wie Marian. Vielleicht sogar eine besessene Wissenschaftlerin wie meine Mutter.
Wir alle mussten auf irgendeine Weise einen neuen Anfang wagen.
Darüber hinaus hatte ich das Gefühl, dass Liv ihren neuen Lehrer genauso gern mochte wie ihren alten. Livs Ausbildung hatte jetzt ein früherer Inkubus übernommen, der seine Tage in Abgeschiedenheit verbrachte – in Ravenwood oder in seinem Lieblings-Studierzimmer, einem alten Unterschlupf in den Caster-Tunneln –, mit Liv und der leitenden Caster-Bibliothekarin als einzigen sterblichen Gefährten.
Den Sommer hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Aber in Gatlin konnte man nie wissen, was passieren würde. Inzwischen versuchte ich es auch gar nicht mehr.
Hör auf zu träumen und grab weiter.
Ich ließ meine Schaufel fallen und kletterte aus dem Loch. Lena lag auf dem Bauch, die Beine in den Knien angewinkelt. Sie trug wieder ihre abgewetzten Chucks. Ich ging zu ihr, und wir küssten uns, bis sich alles um uns drehte.
»Kinder, Kinder, benehmt euch. Wir sind fertig.« Link hatte sich auf seine Schaufel gestützt und betrachtete sein Werk. Macons Grab war offen, aber natürlich war nirgendwo ein Sarg.
»Und jetzt?« Ich wollte das alles schnell hinter mich bringen.
Ridley holte ein kleines, in schwarze Seide eingeschlagenes Päckchen aus ihrer Tasche.
Link wich zurück, als hätte sie ihm eine Fackel ins Gesicht gehalten. »Pass auf, Rid! Bleib mir mit dem Ding vom Leib. Du weißt doch, das ist Inkubus-Kryptonit.«
»Tut mir leid, Superman. Das hatte ich vergessen.« Ridley hielt das Bündel vorsichtig in einer Hand, stieg in das Loch und legte es in Macon Ravenwoods leeres Grab. Meine Mutter hatte Macon mit dem Bogenlicht gerettet, aber für uns war es nur eine Gefahr. Ein übernatürliches Gefängnis, in dem ich meinen besten Freund nicht eingesperrt sehen wollte. Sechs Fuß tief, das war der Platz, an den das Bogenlicht hingehörte, und Macons Grab war der sicherste Ort, den wir uns vorstellen konnten.
»Ende gut, alles gut«, sagte Link, als er Ridley wieder aus dem Grab zog. »Das sagt man doch, wenn am Ende eines Films das Gute über das Böse siegt?«
Ich blickte ihn fassungslos an. »Mann, hast du überhaupt jemals ein Buch gelesen?«
»Schaufel es wieder
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