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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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zu.« Ridley wischte sich den Schmutz von den Händen. »Das ist das, was ich sage.«
    Unter Ridleys wachsamen Augen schüttete Link eine Schaufel Erde nach der anderen über das Bogenlicht.
    »Beeil dich«, sagte ich.
    Lena nickte und vergrub ihre Hände in den Taschen. »Lasst uns hier verschwinden.«
    Die Sonne ging über den Magnolien vor dem Grab meiner Mutter auf. Es machte mir nichts mehr aus, das Grab anzuschauen, denn ich wusste, dass sie dort nicht war. Sie war irgendwo anders und passte noch immer auf mich auf. In Macons heimlichem Studierzimmer. In Marians Archiv. Im Arbeitszimmer in Wates Landing.
    »Komm schon, L.« Ich zog Lena am Arm. »Ich hab die Dunkelheit satt. Lass uns den Sonnenaufgang anschauen.« Wir rannten los, wie die Kinder liefen wir den grasbewachsenen Hügel hinunter, vorbei an den Gräbern und Magnolien, vorbei an den Palmen und Eichen, die mit Louisiana-Moos überwuchert waren, vorbei an den schiefen Grabsteinen, den weinenden Engeln und der alten Bank aus Stein. Ich spürte, wie Lena in der frühen Morgenluft fröstelte, aber keiner von uns wollte stehen bleiben. Also rannten wir weiter, und als wir am Fuß des Hügels angekommen waren, fielen wir, flogen wir beinahe.
    Glücklich beinahe.
    Wir sahen nicht, wie sich ein unheimlicher goldener Lichtstrahl seinen Weg durch die Erde von Macons Grab bahnte.
    Und ich schaute auch nicht auf den iPod in meiner Tasche, in dessen Playlist ein neuer Song stand.
    Eighteen Moons.
    Ich achtete nicht darauf, weil es mir egal war. Keiner hörte auf den Song. Keiner schaute. Es gab nur uns beide auf der Welt und sonst nichts.
    Uns beide und den alten Mann in seinem hellen Anzug mit der Schleife, der oben auf dem Hügel stand, bis die Sonne aufging und die Schatten sich wieder in ihre Gräber verzogen.
    Wir sahen ihn nicht. Wir sahen nur, wie die Nacht verschwand und der Himmel blau wurde. Nicht blau wie die Decke in meinem Schlafzimmer, sondern richtig blau. Auch wenn vielleicht jeder von uns den Himmel anders sah. Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher, dass der Himmel für alle gleich aussah, egal in welchem Universum man lebte.
    Wie sollte man das auch wissen?
    Der alte Mann ging davon.
    Wir hörten nicht das fast schon vertraute Geräusch, das Zerreißen von Raum und Zeit, als der alte Mann im allerletzten Moment der Nacht verschwand, der letzten Dunkelheit vor der Morgendämmerung.
    Eighteen Moons, eighteen spheres,
    From the world beyond the years,
    One Unchosen, death or birth,
    A broken day awaits the earth . . .

Die Tränen einer Sirene

Danach …
    Ridley stand in ihrem Zimmer in Ravenwood, das einmal Macons Zimmer gewesen war. Nichts darin sah mehr so aus wie früher, nur die vier Wände, die Decke, der Fußboden und auch die Holztür waren dieselben geblieben.
    Sie schloss die Tür mit einem lauten Krachen und schob den Riegel vor. Dann drehte sie sich um und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Macon hatte sich entschlossen, in ein anderes Zimmer in Ravenwood zu ziehen, obwohl er die meiste Zeit in seinem Studierzimmer in den Tunneln zubrachte. Jetzt war es also Ridleys Zimmer, und sie achtete sehr darauf, die Falltür, die in die Tunnel führte, immer mit einem dicken pinkfarbenen Flauschteppich zu bedecken. An die Wände waren Graffitis gesprüht, die meisten in Schwarz und Neonpink, dazwischen giftgrüne, gelbe und orange Farbflecken. Grellbunte Muster, Striche und Emotionen. Wut, die aus einer billigen Spraydose aus dem Wal-Mart in Summerville entwichen war. Lena hatte angeboten, die Wände für sie zu bemalen, aber Ridley wollte es unbedingt selbst machen, nach Art der Sterblichen. Von dem stechenden Geruch hatte sie Kopfschmerzen bekommen, und die Farbe war überall hingespritzt, weil sie so herumgepfuscht hatte. Aber genau das hatte sie gewollt, genau so fühlte sie sich.
    Das Chaos im Zimmer spiegelte ihr Leben wider.
    Es waren keine Wörter, die sie gesprayt hatte. Ridley hasste Wörter. Die meisten waren ohnehin Lügen. Und die zwei Wochen, die sie in Lenas Zimmer eingesperrt gewesen war, hatten genügt, um von Gedichten für den Rest ihres Lebens genug zu haben.
    Meinklopfendesherzblutetundbrauchtdich .
    Oder so ähnlich.
    Ridley schauderte. Der Genpool in der Familie hatte in puncto Geschmack nicht für alle gereicht. Sie ging zum Schrank. Die weißen Holztüren ließen sich leicht öffnen. Zum Vorschein kam eine über die Jahre hinweg sorgfältig ausgesuchte Sammlung an Outfits, das Markenzeichen einer

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