Eine Unheilvolle Liebe
wo sie wieder bei mir war, fühlte ich mich erst richtig zu Hause.
Lena kuschelte sich an mich. Erst berührte sie meine Lippen nur ganz zart, dann küsste sie mich so heftig, dass es mir heiß über den Rücken lief. Ich spürte, wie sie wieder zu mir fand, sich an mich schmiegte, die Stellen zurückeroberte, wo unsere Körper so gut zueinanderpassten.
»Okay, das ist eindeutig mein Traum.« Ich lächelte und fuhr mit meinen Fingern durch ihr unglaublich dichtes schwarzes Haar.
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Ihre Hand glitt über meine Brust und ich atmete ihren Duft ein. Mein Mund wanderte an ihren Schultern hinab, ich zog sie fester an mich, bis ich spürte, wie sich ihr Hüftknochen sanft in meine Haut grub. Es war schon so lange her, und ich hatte sie so sehr vermisst – wie sie schmeckte, wie sie roch. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, küsste sie noch heftiger. Mein Herz begann zu rasen. Ich musste aufhören und nach Luft schnappen.
Lena legte sich in die Kissen zurück, vorsichtig, ohne mich zu berühren.
Wie geht es dir? Bist du … hab ich dir wehgetan?
Nein. Es geht schon.
Ich drehte mich zur Wand und zählte leise, um meinen Pulsschlag zu beruhigen.
Wir werden niemals wirklich zusammen sein können, Ethan.
Wir sind doch jetzt zusammen.
Ich strich ihr mit den Fingerspitzen über den Arm. Da wo ich sie berührte, bekam sie eine Gänsehaut.
Du bist sechzehn und in ein paar Wochen werde ich siebzehn. Wir haben viel Zeit.
In Caster-Jahren bin ich eigentlich schon siebzehn. Wenn man die Monde zählt, dann bin ich älter als du.
Sie lächelte leicht und ich drückte sie fest.
Meinetwegen also siebzehn. Mal sehen, wie es mit achtzehn ist, L.
L.
Ich setzte mich im Bett auf und sah sie an.
Du kennst ihn, oder nicht?
Was denn?
Deinen richtigen Namen. Jetzt wo du berufen bist, kennst du ihn doch, oder?
Sie legte den Kopf schräg und lächelte. Ich zog sie in meine Arme, mein Gesicht war ganz dicht über ihrem.
Sag schon, wie heißt du? Meinst du nicht, dass ich deinen Namen kennen sollte?
Weißt du das denn nicht, Ethan? Ich heiße Lena. So hieß ich schon, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Und ich werde auch niemals einen anderen Namen haben.
Sie hatte ihn gekannt und es mir nicht sagen wollen. Und ich wusste auch, weshalb. Lena hatte sich selbst berufen. Sie hatte entschieden, wer sie sein wollte. Sie hatte an die Erinnerung an das, was wir miteinander geteilt hatten, das Band, das uns einte, angeknüpft.
Ich war froh, denn für mich würde sie immer Lena sein. Das Mädchen aus meinen Träumen.
Ich zog die Decke über unsere Köpfe. Obwohl keiner meiner Träume jemals so endete, waren wir beide im Nu fest eingeschlafen.
Frisches Blut
22.6.
Ausnahmsweise träumte ich nicht. Lucilles Fauchen hatte mich aufgeweckt. Ich drehte mich um, Lena lag zusammengerollt neben mir. Ich konnte es noch immer kaum glauben, dass sie hier war, dass sie in Sicherheit war. Das hatte ich mir mehr als alles andere auf der Welt gewünscht und nun war dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Wie oft hatte man das Glück, dass so etwas geschieht? Der abnehmende Mond vor meinem Zimmerfenster leuchtete hell genug, dass ich sah, wie ihre langen Wimpern im Schlaf die Wangen berührten.
Am Fußende meines Bettes sprang Lucille auf. In der Dunkelheit bewegte sich etwas.
Ein Schatten.
Jemand stand an meinem Fenster. Es gab nur einen einzigen Menschen, der das sein konnte, und der war eigentlich gar kein Mensch. Ich schnellte hoch. Macon stand in meinem Zimmer und Lena lag unter meiner Bettdecke. Egal wie geschwächt er war, er würde mir den Hals umdrehen.
»Ethan?« Ich erkannte seine Stimme sofort, obwohl er im Flüsterton redete. Es war nicht Macon. Es war Link.
»Was hast du mitten in der Nacht in meinem Zimmer zu suchen?«, zischte ich, weil ich Lena nicht aufwecken wollte.
»Ich hab ein Problem, Mann. Du musst mir helfen.« Er entdeckte Lena neben mir. »Oh, sorry … Ich wusste nicht, dass du … du weißt schon.«
»Geschlafen hast?«
»Wenigstens einer, der schlafen kann.« Link lief im Zimmer auf und ab, nervös und voller Unruhe. Selbst für seine Verhältnisse benahm er sich ziemlich merkwürdig. Sein verletzter Arm war eingegipst, was ihn nicht daran hinderte, ihn hin und her zu schlenkern. Sogar in dem fahlen Licht, das durchs Fenster drang, erkannte ich, dass ihm der Schweiß im Gesicht stand und er leichenblass war. Er sah krank aus, kränker als krank.
»Was ist los mit dir, Mann?
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