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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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Klamotten an, denn der Sommer hatte erst dann richtig angefangen, wenn man im Lake Moultrie geschwommen war. Wir von der Jackson High hatten unseren Stammplatz hinter Moncks Corner, wo der See tief und breit wurde, und man sich vorkam, als würde man im Ozean schwimmen. Von den Welsen und dem Seetang abgesehen, konnte man auch wirklich meinen, man wäre draußen auf dem Meer. Letztes Jahr um diese Zeit war ich bei Emorys Bruder auf der Ladefläche seines Lieferwagens mitgefahren, zusammen mit Emily, Savannah, Link und der halben Basketballmannschaft. Aber das war letztes Jahr gewesen.
    »Kommst du mit?«
    »Nö.«
    »Ich hab noch ’ne Badehose im Auto liegen. Ist natürlich nicht so cool wie die hier.« Link zog sein T-Shirt hoch, damit ich über dem Bund seiner tief sitzenden Jeans seine Badehose sehen konnte; sie war orange und gelb kariert und genauso schrill wie Link.
    »Ich verzichte.« Er wusste zwar sowieso, warum ich nicht mitging, aber ich musste so tun, als wäre alles in Ordnung.
    Als wäre alles in Ordnung mit Lena und mir.
    Aber Link war heute hartnäckig. »Emily teilt sicher ihr Handtuch mit dir.« Das war ein Witz, denn wir beide wussten, dass sie das nie im Traum tun würde. Inzwischen war das mit den Beileidsbezeugungen vorbei, genauso wie die Hetzkampagnen. Ich glaube, wir gaben ein so leichtes Ziel ab, dass es keinen Spaß mehr machte; es war, als würde man auf Fische in einer Tonne schießen.
    »Lass gut sein.«
    Link blieb stehen und wollte mich aufhalten. Ich schob seine Hand weg, ehe er den Mund aufmachen konnte. Ich wusste ja, was er sagen würde, und was mich anging, war die Unterhaltung zu Ende, bevor sie angefangen hatte.
    »Komm schon. Ich weiß ja, dass ihr Onkel gestorben ist, aber ihr benehmt euch so, als wärt ihr immer noch auf der Beerdigung. Ich weiß, dass du sie liebst, aber …« Er wollte es nicht aussprechen, obwohl wir beide das Gleiche dachten. Er sagte es nicht, weil er mein Freund Link war und zusammen mit mir an einem Tisch saß, wenn sonst niemand mit mir am Tisch sitzen wollte.
    »Alles ist bestens.« Einen anderen Gedanken durfte ich nicht zulassen. Ich wusste nicht, was ich ohne sie machen sollte.
    »Man kann es kaum mitansehen, Alter. Sie behandelt dich doch wie …«
    »Wie was?« Die zwei Worte waren eine Kampfansage und ich ballte unwillkürlich die Fäuste. Ich wartete nur auf einen Anlass, jeder wäre mir recht gewesen. Gleich würde ich explodieren, so sehr hatte ich den Wunsch, auf etwas einzuprügeln.
    »So wie die Mädchen mich immer behandeln.« Ich glaube, Link rechnete damit, dass ich auf ihn einschlug. Vielleicht wollte er es sogar, wenn es mir geholfen hätte. Er zuckte die Achseln und wartete.
    Meine Fäuste öffneten sich wieder. Link war Link, auch wenn ich ihm manchmal am liebsten in den Arsch getreten hätte. »Tut mir leid, Mann.«
    Link lachte und ging schneller als sonst durch die Aula. »Kein Problem, Psycho.«
    Als ich die Treppe hochging, meinem unentrinnbaren Verderben entgegen, überkam mich wieder das vertraute Gefühl von Einsamkeit. Vielleicht hatte Link ja recht. Ich wusste nicht, wie lange es mit Lena noch so weitergehen konnte. Nichts war mehr wie früher. Wenn es sogar schon Link auffiel, vielleicht war es dann an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
    Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen. Ich fasste an die Stelle, als könnte ich den Schmerz mit meinen Händen herausdrücken.
    Wo bist du, L?
    Mit dem Gongschlag setzte ich mich auf meinen Platz. Neben mir saß Lena, wie immer im Niemandsland vor dem Lehrerpult. Aber sie sah nicht aus wie immer.
    Sie trug eines dieser weißen V-Ausschnitt-Unterhemden, die ihr viel zu groß waren, und einen schwarzen Rock, der um einige Zentimeter kürzer war, als sie ihn noch vor ein paar Monaten getragen hätte. Er schaute kaum unter dem Unterhemd, Macons Unterhemd, hervor. Dass sie Sachen von Macon trug, wunderte mich nicht mehr. So wie seinen Ring, mit dem er immer herumgespielt hatte, wenn er nachdachte. Sie trug ihn an einer Kette um den Hals. Es war eine neue Kette und an ihr hing auch der Ring meiner Mutter. Die alte Kette, die sie von mir bekommen hatte, war in der Nacht ihres Geburtstags kaputtgegangen; sie lag jetzt irgendwo in der Asche. Ich hatte ihr den Ring meiner Mutter aus Liebe geschenkt, aber ich war mir nicht sicher, ob ihr das jetzt noch bewusst war. Aus irgendwelchen Gründen trug Lena die Andenken an unsere Verstorbenen treu mit sich und keines legte sie ab. Meine

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