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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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streckte seine langen Beine aus. »Dies ist eine exzellente Wahl für unser kleines Treffen, seid dessen versichert. Ich glaube nicht, dass irgendjemand, den wir kennen, versehentlich an diesem Ort über uns stolpert. Aber bitte sagt mir nicht, dass Ihr ohne Begleitschutz hergekommen seid.«
    Er hatte absolut recht. Dieses Viertel war eine fragwürdige Gegend. Aber ihr Kutscher war ein kräftiger junger Waliser, der dankbar war, sich nicht wie Generationen seiner Familie vor ihm in den Minen zu Tode schuften zu müssen. Daher war er zuverlässig und ihr treu ergeben. Huw hatte beobachtet, wie sie sicher ins Innere des Gasthauses gelangte, und mit derselben Sorgfalt würde er sie auch wieder heimbringen. Sie schüttelte den Kopf, der Schleier bewegte sich leicht. Seine Sorge um ihre Sicherheit kam für sie etwas überraschend. »Ich bin nicht dumm, Euer Gnaden.«
    »Das würde ich nie behaupten. Aber ich bin so frei zu gestehen, dass ich überaus neugierig auf Euch bin. Was hat Euch dazu verleitet, uns zu kontaktieren, wenn Ihr mir diese Frage gestattet?« Die Weinflasche stand mit Gläsern auf dem Tisch zwischen
ihnen, und er griff beiläufig danach und goss sich ein. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Antwort ihn brennend interessierte, obwohl er dies mit seiner vorgetäuschten Lässigkeit zu kaschieren suchte.
    Was glaubte er? Dass sie eine verzweifelte, einsame Frau war, die sich nach männlicher Aufmerksamkeit verzehrte? Glaubte er, sie würde zwei Männern beiwohnen, um ein kleines bisschen Zuwendung zu bekommen? Nun, das klingt vielleicht logisch, dachte sie, aber das ist nicht der Fall. Wenn sie männliche Gesellschaft wünschte, konnte sie diese leicht finden. Obwohl sie einen gewissen Ruf besaß und man sie für hochnäsig hielt, lag dies vor allem daran, dass sie es müde war, potentielle Verehrer abzuwehren. Was die Einsamkeit betraf, so bevorzugte sie es, eine Witwe zu sein und nicht die Frau eines Mannes. Alles hatte seinen Preis.
    Sie hatte genug bezahlt. Darum war sie jetzt hier. War sie unzufrieden? Ja, denn sie vermisste etwas in ihrem Leben, wie ein fehlendes Puzzleteil, das das Bild ruinierte. Dieses Stück zu finden und es in die Lücke einzufügen war sehr wichtig für sie. Es beeinflusste ihre Zukunft auf jede nur erdenkliche Weise.
    Körperliche Lust war ein unglaubliches Mysterium. Sie sah keine Möglichkeit, dieses Rätsel zu lösen und gleichzeitig eine achtbare Dame zu bleiben.
    Außer durch diese Wette.
    Sie fühlte sich betrogen durch das Missverhältnis in einer ungewollten Ehe, in der ihr Mann einen eklatanten Mangel an Sensibilität im Schlafzimmer an den Tag gelegt hatte. Doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Da er nun verschieden war, konnte sie zwar nichts gegen seine anderen Versäumnisse tun, aber sie konnte versuchen herauszufinden, ob es ihr Fehler war, dass sie die ehelichen Pflichten nicht genoss. Edward hatte genau das behauptet.

    Der logische Schluss war, dass sie, wenn sie in den Armen der beiden berüchtigtsten Liebhaber Londons nichts spürte, tatsächlich die Schuld an der Misere im Ehebett trug. Bis sie das wusste, war es unwahrscheinlich, dass sie sich noch einmal auf einen Mann einließ. Sie war nicht sicher, ob sie sich überhaupt wünschte, je wieder mit einem Mann intim zu werden. Aber sie wollte wenigstens die Gelegenheit nutzen, um sich später frei entscheiden zu können und sich von dem Würgegriff zu befreien, den ihre Vergangenheit auf ihre Gegenwart ausübte.
    »Ich vermute, für Euch ist es eine natürliche Reaktion, dass Ihr Euch fragt, welches Motiv ich haben könnte, um mit meiner Meinung über Euren unkonventionellen Wettstreit zu entscheiden«, sagte sie tonlos und blickte den Duke durch die hauchdünnen Schleier an. »Ich denke, den Grund habe ich bereits in meiner ersten Nachricht genannt.«
    Seine geschwungenen, ebenholzschwarzen Augenbrauen hoben sich leicht. »O ja, die Folgerung, dass die Liebhaber, die bisher Euer Lager teilten, Euch enttäuscht haben. Sehr schade. Keine Frau sollte so etwas erleben.«
    Die Liebkosung seiner dunklen Stimme war beinahe fühlbar. Als streckte er tatsächlich über den Tisch hinweg die Hand nach ihr aus. Ein Teil seines Zaubers gründete zudem auf seiner Haltung. Er musste sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst sein, aber das war nicht die Waffe, die er zog, um sie für sich zu gewinnen.
    Kein Wunder, dass die Frauen ihm verfallen, als würden sie sich von einer Klippe stürzen, dachte sie. Über

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