Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
gehört, es fühle sich an, als sei das Blut wie Säure, die einen Stück für Stück auffraß. Und sie hatte gehört, die Schmerzen seien nicht einmal das Schlimmste, sondern die Albträume und Halluzinationen, die sie begleiteten, schauderhafte Schreckensvisionen von Tod und Folter und lebendig verbrannt zu werden.
Lissianna hatte diese Geschichten oft für Übertreibung gehalten, aber als sie nun Greg sah, glaubte sie ihnen. Ihr Blick suchte den ihrer Mutter. „Gibt es nicht etwas, was ihr ihm gegen die Schmerzen geben könnt?”
„Er wollte es ohne Medikamente durchstehen”, sagte Marguerite seufzend.
„Nur, weil Lucian ihn mit seinem.Echte Vampire ertragen es wie ein Mann’Quatsch dazu verleitet hat.” Martine warf ihrem Bruder einen angewiderten Blick zu. „Zu Zeiten der Römer oder im Mittelalter haben sie vielleicht keine starken Schmerzmittel gehabt, aber du wirst mich nicht überzeugen können, dass eine Gesellschaft, die fortschrittlich genug ist, um so etwas wie Nanos zu entwickeln, nicht wusste, wie man Schmerzmittel herstellt, um ihre Einführung in den Körper zu erleichtern. Außerdem”,fügte sie spitz hinzu, „bist du mit ihnen zur Welt gekommen, ebenso wie ich.”
Lissianna sah das Lächeln, das die Mundwinkel ihres Onkels umspielte, als sie sich ihrer Mutter zuwandte und fauchte: „Gib ihm etwas!”
„Er sagte, er wolle es ertragen”, stellte Lucian freundlich fest.
„Du kannst nicht.... ”
„Das hier geht dich nichts an!”, bel te Lissianna. „Er ist jetzt keine Gefahr mehr. Ich darf einen Menschen wandeln, ich habe es getan, und weder du noch der Rat können ihm jetzt noch etwas anhaben.” Sie hielt schwer atmend inne, dann sagte sie ruhiger:
„Er gehört mir. Ich habe ihn gewandelt, und ich sage, gib ihm die Schmerzmittel.”
Einen Moment herrschte vollkommenes Schweigen. Selbst Gregs Krämpfe schienen sich zu verlangsam, als würde er die plötzliche Anspannung in der Luft bemerken. Niemand redete so mit Lucian Argeneau. Oder zumindest hatte man noch nie davon gehört.
„So, so”, sagte ihr Onkel schließlich leise. „Unser kleines Kätzchen hat die Klauen ausgefahren.”
„Lucian”, sagte ihre Mutter verwirrt.
„Tu, was sie sagt”, unterbrach er sie ruhig. „Er gehört wirklich ihr.”
Lissianna sah ihre Mutter an, dann Gregs Arm, wo sie versucht hatte, die Infusion anzubringen. Erst als sie das Blut sah, das ihm über den Arm lief und das Bett befleckte, erkannte Lissianna, dass Marguerite nicht nur einmal versucht hatte, ihm eine Infusion anzulegen, sondern zum wiederholten Male keinen Erfolg gehabt hatte.
„O verdammt”, murmelte sie, als der Raum sich um sie zu drehen begann.
„O verdammt”, hörte sie ihren Onkel Lucian sagen, als er seine Hand nach Lissianna ausstreckte, um sie aufzufangen, als sie ohnmächtig wurde.
Lissianna öffnete die Augen und fand sich in ihrem alten Bett wieder. Zuerst dachte sie, sie sei allein, aber dann sah sie, dass ihr Onkel auf sie herunterspähte.
Lissianna sah ihn misstrauisch an. Er starrte mit finsterer Miene zurück und fragte dann: „Wie fühlst du dich?”
„Gut”, sagte sie langsam und setzte dazu an, nach Gregs Zustand zu fragen, aber Lucian war schneller.
„Greg geht es gut. Marguerite hat ihn mit starken Schmerzmitteln vol gestopft, und er hat keine Schmerzen mehr.”
„Das enttäuscht dich wohl?”, fragte Lissianna verbittert, und er zuckte die Achseln.
„Tatsächlich ist das nicht der Fall. Ich bekam langsam Kopfschmerzen von seinen Schreien, und ihn festzuhalten wurde allmählich lästig”, gab er mit einem trägen Lächeln zu. „Ich habe schon sehr bald bedauert, dass ich ihn dazu verlockt hatte, seine Standfestigkeit zu beweisen.”
„Das geschieht dir recht”, sagte Lissianna müde und setzte sich hin. Sie zog die Beine an, nahm die Lotosposition ein und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
„Ja, ich weiß”, sagte Lucian gequält, dann fügte er hinzu: „Aber ich bin trotzdem froh, dass ich es getan habe. Dein junger Mann hat mich überrascht. Viele hätten um Schmerzmittel gebettelt, sobald die Nanos ihre Hoden erreicht hätten. Er hat zwar manchmal gejault, aber er hat kein einziges Mal darum gebeten.
Er ist meiner Nichte würdig.”
Lissianna war noch damit beschäftigt herauszufinden, was das bedeutete, als er ihr fest in die Augen blickte und sagte: „Bei allem, was vielleicht gegen mich sprechen mag, habe ich dich übrigens nicht pfählen lassen. Ich habe
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