Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
umzuziehen, während wir uns hier unterhalten.”
„Mirabeau hat recht”, stellte Jeanne Louise fest. „Er wird wahrscheinlich wirklich umziehen, und er wird uns nicht helfen.”
Sie runzelte die Stirn. „Was ich nicht verstehe, Thomas, ist wenn du das alles wusstest, wieso hast du ihn dann einfach laufen lassen?”
Thomas antwortete nicht, sondern warf Lissianna stattdessen einen Blick zu. „Würdest du ihn immer noch freigelassen haben?”
„Ja”, antwortete sie, ohne zu zögern. „Er konnte nicht richtig von uns beeinflusst oder beruhigt werden. Es war ein Fehler, ihn zu entführen.” Für gewöhnlich konnten sie den Willen von Sterblichen manipulieren und ihnen Gedanken und Überlegungen nahelegen. Die meisten Menschen hätte Marguerite auf diese Weise will fährig machen können. Sie wären sogar erfreut gewesen, dort sein zu dürfen, und mit Eifer darauf bedacht zu lul en. Sie hätten sich auch ganz frei im Haus bewegen können, ohne dass jemand hätte befürchten müssen, dass sie versuchen würden zu fliehen oder auch nur den Wunsch dazu verspürten.
Dann hätte sie ihren Willen wieder freigelassen.... und die ganze Episode wäre aus ihrer Erinnerung getilgt gewesen und hätte lediglich undeutliche Bilder an ihrer Stelle zurückgelassen. Sie hätte der Person sozusagen Zeit gestohlen, aber es wäre Zeit gewesen, von der die Person nicht einmal gewusst hätte, dass sie ihr fehlte. Lissianna hätte das als notwendiges Übel akzeptieren können, um ihre Phobie zu heilen.
Aber Greg war nicht wie die meisten Leute. Er schien eine slarke Willenskraft zu haben und widersetzte sieh der Beherrschung durch andere. Er hätte während seines gesamten Aufenthalts gefesselt bleiben müssen, und sie hätten ihn dazu zwingen müssen, ihre Phobie zu behandeln, indem sie Drohungen und Versprechen einsetzten. Das war für Lissianna inakzeptabel.... und sie wusste, dass auch ihre Mutter ihrer Meinung sein würde wenn sie erst einmal über ihren ersten Zorn hinweggekommen war, dass sie Greg befreit hatten.
„Ja”, wiederholte sie. „Ich würde immer noch wollen, dass er geht, selbst wenn ich gewusst hätte, dass er nicht zurückkommen und mich behandeln würde.”
„Ich wusste, dass du das sagen würdest”, erklärte Thomas, dann nickte er seiner Schwester im Rückspiegel zu und antwortete:
„Genau deshalb habe ich ihn nicht aufgehalten.”
Niemand sagte mehr etwas, und sie sehwiegen auf der ganzen Rückfahrt. Erst als Thomas eine Weile später den Van in die Garage zurückfuhr, unterbrach eine Stimme die Stille; es war Julianna.
„Ohoh. Seht nur, wie wütend sie aussieht.” Die Worte waren ein halbes Flüstern.
Lissianna blickte von ihrem Sicherheitsgurt hoch, den sie gerade gelöst hatte, und verzog ein wenig das Gesicht, als sie ihre Mutter in der offenen Tür zwischen der Garage und dem Haus sah. Marguerite Argeneau wirkte tatsächlich wütend. Sehr wütend. Offenbar war auch sie früh aufgestanden. Seufzend fasste Lissianna nach dem Türgriff.
„Warte auf uns”, rief Juli, beeilte sich, auch auszusteigen und sich zu ihr zu gesellen, und bald war der Van nur noch ein einziges Geräusch von sich öffnenden und schließenden Schiebetüren. „Wir stehen zusammen, erinnerst du dich?”
Jeanne Louise fing Lissiannas Blick ein und lächelte ermutigend.
„Es wird nicht so schlimm werden”, versicherte sie ihr zweifelnd.
„Ich meine, wie zornig kann sie denn schon sein?”
Ziemlich zornig, dachte Lissianna kurze Zeit später, als ihre Mutter beherrscht vor ihr auf und ab ging.
Marguerite hatte gewartet, bis sie alle ausgestiegen und zu ihr gekommen waren, dann hatte sie „Kommt mit” gefaucht und sie ins Haus geführt, in das vordere Wohnzimmer, wo auch Tante Martine schon auf sie wartete. Sie hatte sie nur so weit eintreten lassen, dass alle drin waren, aber nicht weit genug, dass sie sich hinsetzen konnten. Dann hatte sie sie kalt angesehen und eine Erklärung verlangt. Lissianna hatte sofort zugegeben, dass sie Greg nach Hause gebracht hatten. Marguerites Schweigen war ihnen wie eine Ewigkeit vorgekommen, aber wahrscheinlich dauerte es nur ein paar Minuten. Sie versuchte ihrer immer heftiger werdenden Wut Herr zu werden.
Schließlich fuhr sie zu ihnen herum. Ihre Lippen bewegten sich, als wüsste sie nicht, wie sie das Ungeheuerliche in Worte fassen sollte, dann schüttelte sie den Kopf und fragte: „Ihr habt was getan?”
Lissianna biss sich auf die Lippen, als sie das Entsetzen ihrer
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