Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
den Kopf. „Was für eine Welt.”
Lissianna spürte, dass ein widerwilliges Lächeln um ihre Mundwinkel spielte, als sie seine Miene sah, dann gab sie auf und vergaß ihren Ärger. Es hatte sie gar nicht verstimmt, dass Dwayne sie mit einer Gurke getäuscht hatte; was er in der Hose hatte, hatte sie sowieso nicht interessiert. Sie war ja nur zu einem kurzen Biss mit ihm nach draußen gegangen. Die Zeitverschwendung ärgerte sie jedoch, und die Tatsache, dass sie mehr Energie verbraucht hatte, um sich in der Kälte warm zu halten, als das Blut des Mannes schließlich geliefert hatte. Sie hatte jetzt sogar noch mehr Hunger als zuvor. Die ganze Sache hatte ihren Appetit nur noch vergrößert.
„Wie lange dauert es noch, bis wir zu Mom gehen können?”, fragte sie erwartungsvoll. Ihre Verwandten und Mirabeau hatten beschlossen, sie zum Tanzen auszuführen, bevor sie zu der Geburtstagsfeier gingen, die ihre Mutter für sie veranstalten wollte. Lissianna hatte sich sehr darüber gefreut, aber das war zu einem Zeitpunkt gewesen, als sie nur ein bisschen hungrig gewesen war. Jetzt stand sie kurz vor dem Verhungern und wollte unbedingt bald zu dieser Party, denn ihre Mutter hatte sicher eine Mahlzeit vorbereitet. Sie war inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem sie sogar eine Infusion akzeptieren würde, was sonst unvorstellbar gewesen wäre. Lissianna konnte es nicht ausstehen, intravenös ernährt zu werden.
„Es ist erst kurz nach neun”, sagte Mirabeau, die auf die Armbanduhr geschaut hatte. „Marguerite wollte nicht, dass wir dich vor zehn zurückbringen.”
„Hm.” Lissianna verzog verärgert den Mund. „Weiß jemand, wieso die Party so spät anfängt?”
„Tante Marguerite sagte, sie müsse vor der Party noch etwas für dich in der Stadt abholen und das sei erst nach neun möglich”, warf Thomas ein. „Und dann muss sie noch zurückfahren, also.... ”, er zuckte die Achseln,.... keine Party vor zehn.”
„Sie holt wohl dein Geschenk ab”, spekulierte Mirabeau.
„Das glaube ich nicht”, sagte Thomas. „Sie erwähnte etwas von Lissianna und Nahrung. Ich nehme an, sie holt einen besonderen Nachtisch ab oder so.”
„Einen besonderen Nachtisch?”, fragte Jeanne interessiert. „In der Stadt? Nach neun?” Sie sah Lissianna aufgeregt an und riet:
„Ein Süßmäulchen?”
„Mag sein”, schloss Lissianna sich den Spekulationen an, und ihre Augen leuchteten voll Vorfreude. Sie hatte die Vorliebe ihrer Mutter für Süßes geerbt, und nichts bereitete ihnen mehr Genuss als Süßmäulchen. So nannten sie nicht diagnostizierte Diabetiker, die mit gefährlich hohen Blutzuckerwerten durch die Welt spazierten. Es war schwierig, überhaupt eine solche Person aufzuspüren, und es wurde immer schwieriger, weil sie danach der betreffenden Person immer den Gedanken in den Kopf setzten, zum Arzt zu gehen und einen Bluttest machen zu lassen.
Und damit gab es wieder ein Süßmäulchen weniger für sie.
„Das könnte sein”, stellte Thomas fest. „Es würde erklären, wieso Tante Marguerite freiwillig in die Innenstadt von Toronto gefahren ist. Mit dem Auto in der Stadt herumzufahren findet sie furchtbar und meidet es für gewöhnlich wie die Pest.”
„Wenn sie denn selbst gefahren ist”, sagte Mirabeau. „Sie hat Bastien vielleicht einen der Firmenwagen schicken lassen, um sie herumzukutschieren.”
Thomas schüttelte den Kopf, als Lissiannas Bruder erwähnt wurde, der Chef von Argeneau Enterprises. „Nein. Sie ist selbst gefahren und war gar nicht glücklich darüber.”
Lissianna trat ungeduldig von einem Bein auf das andere und fragte: „Wann können wir also los?”
Thomas zögerte. „Naja, es ist Freitagabend, und der Verkehr könnte schlimm sein, weil alle übers Wochenende die Stadt verlassen wollen”, sagte er nachdenklich. „Ich nehme an, wenn wir in einer Viertelstunde aufbrechen, werden wir nicht al zu früh da sein.”
„Wie wäre es, wenn wir jetzt gleich gehen und du langsam fährst?”, schlug Lissianna vor.
„Sind wir so langweilig?”, war seine amüsierte Gegenfrage.
„Nicht ihr. Dieser Laden. Es ist wie ein Fleischmarkt.” Lissianna zog die Nase kraus.
„Also gut, du Gör.” Thomas zauste liebevoll ihr Haar. Er war vier Jahre älter als sie und mehr älterer Bruder für sie als ihre eigenen Brüder. Aber sie waren ja schließlich auch zusammen aufgewachsen. „Lasst uns gehen. Ich werde mein Bestes tun, langsam zu fahren.”
„Pah.” Jeanne schnaubte.
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