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Eine verlaessliche Frau

Titel: Eine verlaessliche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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sein Herz ausgeschüttet.
    Â»Ich will … ich wollte jemand anderes sein. Nachdem ich weggelaufen bin, wollte ich, dass sich alles änderte. Aber das hat es nicht.«
    Â»Wir alle möchten jemand anderes sein. Mutiger, schöner oder klüger. Kinder wünschen sich das. Wenn man Glück hat, wächst man da heraus. Wenn nicht, dann quält man sich ein Leben lang damit ab. Ich wollte … was? Elegant sein, nicht so ein Hinterwäldler, geliebt werden, unbeschadet leben und das tun, was mir gefällt. Das hier wollte ich nie, ich wollte nie etwas mit dem Wirtschaftsleben zu tun haben.
    Ich wollte eine Contessa heiraten und glücklich bis ans Ende meiner Tage leben. So läuft es aber nicht. Du musst das Blatt ausspielen, das du hast, Antonio, mehr erwartet man gar nicht von dir. Und du hast ziemlich gute Karten.«
    Â»Ich habe Schmerzen, die ganze Zeit. Es tut weh.«
    Â»Wenn es irgendetwas gibt …«
    Â»Nein, nicht.«
    Â»Ich weiß.«
    Es war eine Straße ohne Ziel, ein Gespräch ohne Ergebnis. Wenn man seine Tage damit verbringt, mit jemandem zu reden, der eine Fremdsprache spricht, wie soll man sich jemals verständlich machen? Er konnte die Worte sagen, und sein Vater konnte ihm zuhören, aber die Worte hatten für keinen von beiden Gewicht. Es war eine Form des Zeitvertreibs, der trauernde Sohn und der mitleidige Vater.
    Lass dich drauf ein, sagte sich Antonio eines Abends spät, als er auf dem Boden seines Kinderzimmers lag. Leb ein normales Leben, verkrüppelt, traurig, aber auf eine angenehme Weise gewöhnlich. Rede mit den Mädchen aus Chicago. Fahr dein Auto, so dass die ganze Stadt dich beneidet. Lerne die Regeln des Geschäftslebens und gib das dunkle Zimmer und die Tausenden von Frauen auf. Es war, als würde er in der Ferne das Ufer sehen und wissen, dass er es nicht mehr erreichen könnte.
    Catherine ging ihm nie aus dem Kopf. Als er sie kennen gelernt hatte, war er noch sehr jung gewesen, und sie war eine elegante Kurtisane, die ihre Chancen ausnutzte. Sie war ihm so glamourös erschienen. Sie hatte Manieren, und sie kannte sich in der Welt aus. Er wusste nichts, überhaupt nichts. Sie hatte ihm Hemden gekauft. Sie hatte ihm beigebracht, wie man sich kleidet, wie man im Restaurant isst, wie man mit gesenktem Blick spricht. Sie hatte ihm die Feinheiten seines eigenen Körpers gezeigt. Sie hatte einen Kokon um ihn gewoben und für eine Weile für seine Sicherheit gesorgt. Dann kehrten die Monster zurück und beanspruchten ihn wieder für sich, und er wurde selbst zum Monster – grausam, unnachgiebig, hinterhältig. Er war auf sie losgegangen, weil sie ihn in seiner ganzen unschuldigen Hoffnung gesehen hatte, weil sie etwas glaubte, und er hatte sie wieder und wieder verletzt, und sie hatte es zugelassen, und jetzt fühlte er eine Trauer darüber, die wie heißes Blei brannte.
    An einem Morgen, an dem er zufällig nüchtern erwachte, fuhr er los und setzte sich zu Truitt ins Büro. Er hörte und sah zu, wie Truitt sein Vermögen vergrößerte, wie er sich die Klagen seiner Arbeiter anhörte und fair und einfühlsam mit ihnen umging. Es war, als würde er ein Gemälde betrachten. Es gab keine Bewegung, kein Geräusch war zu hören. Truitt dachte, sein Sohn hätte ein Interesse entwickelt. Truitt dachte, er hätte sich dazu durchgerungen, die Lage anzunehmen, eine Art Übereinkunft getroffen, so wie er selbst es vor so vielen Jahren getan hatte. Am nächsten Morgen konnte sich Antonio nicht mehr daran erinnern, überhaupt dort gewesen zu sein, konnte sich an kein einziges Wort mehr erinnern oder sich auch nur ein einziges Detail aus dem Büro vor Augen führen.
    Sein Vater, sein richtiger Vater, hatte seine Mutter wegen einer reichen Witwe verlassen. Sein Vater war der Mann ohne Gesicht. Sein Vater war Klavierlehrer gewesen, hieß Moretti, hatte ihn gezeugt. Dieser Truitt war ein unnahbarer Fremder, dessen Tod das Einzige war, für das Antonio seit mehr als einem Dutzend Jahren gelebt hatte. Dieser Truitt, der kaufte, verkaufte und erledigte, der gütige Worte zu ihm sagte, die Antonio nicht hören konnte.
    Nur Catherine war wirklich, und sie war jemand anderes geworden, jemand, den Antonio nicht kannte. Aber unter ihrer Kleidung war ihre Haut, und, so wie sich Antonio mit seiner Haut an jeden Schlag von Truitts Hand erinnerte, sich an jedes im Zorn gesprochene

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