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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Stirn zu bieten. Die Luft hier oben auf dem Berghang musste dünner sein. Je näher er kam, desto atemloser wurde sie. Als sein Schatten schließlich auf sie fiel und das milchige Tageslicht ausblendete, war ihr ganz schwindelig.
    Sie hatte geglaubt, seine hellgrünen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern seien das Attraktivste an ihm, doch aus dieser Nähe konnte sie sich nicht länger sicher sein. Er war vielleicht nicht mehr als ein gemeiner Verbrecher, aber er besaß die hohen wie gemeißelten Wangenknochen eines Königs. Seine Nase war gerade wie eine Klinge, und seine Nasenlöcher blähten sich leicht über vollen, beinahe unerhört sinnlichen Lippen. Und ein leichter Bartschatten lag auf seinen Wangen und seinem Kinn.
    Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Baumstamm über ihrem Kopf ab, beugte sich so weit vor, dass sie die Hitze spüren konnte, die von jeder Pore seiner Haut ausging. Sowohl ihre Angst als auch ihr Schwindelgefühl verstärkten sich zu einem gefährlichen Maß, als sie seinen warmen männlichen Geruch einatmete.
    Trotz ihrer Rauheit strich seine Stimme wie Samt über ihre zarte Ohrmuschel. Seine Äußerung war nicht für die Ohren seiner Männer bestimmt, sondern für sie ganz allein. »Wenn Sie weglaufen, werde ich Sie anfassen müssen. Wenn Sie also nicht der Ansicht sind, Ihnen würde das gefallen, sollten Sie es sich vielleicht doch noch einmal überlegen, ob Sie wirklich einen Fluchtversuch unternehmen sollten.«
    Dann war die schützende Wärme seines Körpers fort, und sie war einmal mehr der beißend kalten Luft ausgesetzt. Ein unkontrollierbarer Schauer durchlief sie, einer, der mehr mit seiner fast zärtlichen Drohung zu tun hatte als mit der eisigen Kälte. Sinclair kehrte zu seinem verflixten Pferd zurück, als habe er nicht den geringsten Grund zur Sorge.
    Sie blickte zu den anderen Männern und entdeckte, dass ihr kurzer Austausch Zuschauer gefunden hatte. Ein blasser Kerl mit einem dunklen Kinnbart wagte es gar, seinen Gefährten mit dem Ellbogen anzustoßen und laut zu lachen.
    »Sie müssen gar nicht so selbstzufrieden sein, Sir«, rief sie Sinclair hinterher, und ihr verletzter Stolz verdrängte ihre Furcht. »Ich bin überzeugt, Ihr Triumph wird kurzlebig sein. Der Earl hat vermutlich bereits die Behörden unterrichtet und seine Männer ausgeschickt, mich zurückzuholen … und zwar, während wir hier reden.«
    »Sobald wir uns hoch genug auf diesem Berg zurückziehen, wird er uns nie finden, und das weiß er auch«, rief ihr Sinclair über seine Schulter zu. »Niemand findet jemals einen Sinclair, wenn dieser nicht gefunden werden will. Noch nicht einmal ein Hepburn. Machen Sie sich keine Sorgen, Mädchen«, fügte er mit mildem Spott hinzu, »wenn alles wie geplant läuft, sind Sie wieder zurück in den Armen Ihres liebenden Bräutigams, bevor sein Bett kalt wird. Oder immerhin kälter, als es bereits ist.«
    Damit wandte er sich wieder der Versorgung seines Pferdes zu, während seine Männer lauthals und begeistert lachten. Emma unterdrückte einen frischen Schauder; ihr war kalt bis auf die Knochen angesichts der Erkenntnis, dass die Verachtung ihres Entführers nicht dem Earl allein galt.
    Bräute zu rauben war ein jahrhundertealter beliebter Brauch in den Highlands, aber James Alastair Sinclair hätte nie gedacht, dass er einmal so weit getrieben werden würde, einem anderen Mann die Braut zu stehlen. Man flüsterte sich zu, dass sein eigener Ururgroßvater MacTavish Sinclair im zarten Alter von siebzehn Jahren seine zu der Zeit fünfzehnjährige Braut deren erzürntem Vater direkt unter der Nase hinweg entführt hatte, als er auf Viehraub gewesen war. Sie hatte sich bis nach der Geburt ihres ersten Kindes geweigert, mit ihm zu sprechen, dann aber die nächsten sechsundvierzig Jahre ihrer Ehe unentwegt auf ihn eingeredet, um es wiedergutzumachen. Als er schließlich im reifen Alter von dreiundsechzig friedlich im Schlaf verschied, war sie untröstlich und starb nur ein paar Tage später – manche behaupteten, es sei an gebrochenem Herzen gewesen.
    Jamie konnte nur dankbar sein, dass sein eigenes Herz nie in einer ähnlichen Gefahr geschwebt hatte.
    Nachdem die Wolken sich verzogen hatten und die Sterne am Nachthimmel zu funkeln begannen, hatten seine Männer den Krug schottischen Whisky geleert, den sie untereinander herumgehen ließen, und legten sich auf ihre Bettrollen. Jamie ging neben dem Feuer in die Hocke, tat sich mit einer Kelle dampfenden

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