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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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kostspielige Wendung zum Schlechten genommen hatte.
    Sie fand ihr Gleichgewicht wieder und stellte fest, dass sie sich in der Mitte einer großen Lichtung befand, über der sich ein düsterer grauer Himmel wölbte, am Rand eingefasst von immergrünen Wipfeln. Die gefiederten Äste nahmen dem scharfen Wind seinen Biss, sodass er in den Bäumen sang, nicht pfiff.
    Hier, wo die Luft nach Freiheit roch, war sie mehr Gefangene der Umstände als je zuvor.
    Da die kräftezehrende Reise beendet war, hätte sie eine gewisse Erleichterung verspüren sollen, aber als sie sich die wirren Locken aus dem Gesicht schüttelte, um den Mann anzusehen, der nun Herr über ihr Schicksal war, fürchtete sie, es stünde ihr eine ganz andere Abrechnung bevor.
    Er stand auf der anderen Seite des Pferdes und war damit beschäftigt, die Messingschnalle an dem Gurt zu öffnen, der den Sattel auf dem Rücken hielt. Sein langes schwarzes Haar war nach vorn gerutscht, sodass seine Züge dadurch verdeckt wurden und sie nichts darin lesen konnte.
    Emma wartete angespannt, während er den schweren Ledersattel herunterhob, wobei nur die vortretenden Muskeln in seinen Oberarmen die Kraft erkennen ließen, die er dafür aufwenden musste. Er warf den Sattel auf einen Haufen Kiefernadeln, dann kehrte er zu seinem Pferd zurück, um ihm das Zaumzeug von dem schlanken Hals zu nehmen.
    Seine Männer hatten ihre Pferde in respektvollem Abstand zum Stehen gebracht und saßen ebenso leichtfüßig ab wie er. Obwohl ein paar von ihnen kühn genug waren, ihr von der Seite Blicke zuzuwerfen und untereinander zu reden, war es fast so, als ahmten sie die Gleichgültigkeit ihres Anführers nach.
    Emma merkte, wie ihre Sorge Verärgerung wich. Sie hatte damit gerechnet, dass Sinclair versuchen würde, sie zu schikanieren, nicht dass er sie einfach nicht beachtete. Er ging alltäglichen Arbeiten nach, als hätte er sie nicht unter Waffengewalt aus der Kirche von ihrer Hochzeit entführt und ihrer Familie brutal entrissen.
    Sie warf einen verstohlenen Blick hinter sich, fragte sich, ob es ihm überhaupt auffallen würde, wenn sie sich umdrehte und in den Wald flüchtete.
    »Das würde ich nicht versuchen, wenn ich Sie wäre«, erklärte er ausdruckslos.
    Erstaunt wandte Emma den Kopf. Sinclair fuhr mit einer Bürste über die bebenden Flanken des Pferdes; die Aufgabe schien seine ganze Aufmerksamkeit zu fordern. Es war, als hätte er ihre Gedanken und die Richtung ihres Blickes mit Sinnen wahrgenommen, die Sehen oder Hören überstiegen.
    Sie verspürte ein befriedigtes Aufwallen von Triumph. Wenigstens hatte sie so bewiesen, dass er sich ihrer Gegenwart bewusster war, als er sich anmerken ließ.
    »Als Ihre Geisel wäre es doch das, wozu ich verpflichtet wäre, oder?« Sie bemühte sich, das Zittern aus ihrer Stimme herauszuhalten. »Versuchen, Ihren niederträchtigen Klauen zu entkommen?«
    Er zuckte mit seinen beeindruckend breiten Schultern. »Warum sollten Sie Ihre Kräfte derart sinnlos verschwenden? Sie kämen keine zehn Schritte weit, ehe ich Sie aufhalte.«
    »Wie denn? Indem Sie mir in den Rücken schießen?«
    Endlich schaute er sie an, und die leicht gehobenen schwarzen Augenbrauen verrieten ihr, dass es ihr höchstens gelungen war, ihn zu belustigen. »Das wäre doch nur eine Verschwendung von gutem Schießpulver, nicht wahr? Besonders da Sie für mich lebendig von viel größerem Wert sind als tot.«
    Sie rümpfte die Nase. »Eine reizende Vorstellung, Sir, aber ich fürchte, Sie haben sich damit eben verraten. Wenn ich nun weiß, dass Sie nicht vorhaben, mich zu töten, was soll mich dann davon abhalten wegzulaufen?«
    Da kam er um das Pferd herum, seine Stimme klang ebenso entschlossen wie seine Schritte. »Ich.«
    Jetzt, nachdem es Emma gelungen war, seine volle Aufmerksamkeit zu erregen, stellte sie fest, dass sie Grund hatte, ihr kühnes Auftreten zu bereuen. Ihr Herz begann wild in ihrer Brust zu klopfen, während sie sich hastig rückwärts bewegte, obwohl sie tief in ihrem Inneren genau wusste, sie durfte nicht darauf hoffen, ihm zu entkommen. Er war alles, was ihr Bräutigam nicht war – jung, muskulös, kraftstrotzend männlich … und gefährlich.
    Er hatte vielleicht nicht die Absicht, sie zu töten, aber es gab anderes, was er ihr antun konnte, das viele für schlimmer halten würden.
    Viel schlimmer.
    Mit dem Rücken stieß sie gegen den knorrigen Stamm einer Kiefer, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als stehen zu bleiben und ihm die

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