Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
wartete nicht, bis er in der Notaufnahme des Mercy General vorgelassen wurde. Wie ein gereizter Stier stürmte er durch die Flügeltür Ohne nachzudenken, riss er die Tür zum Untersuchungszimmer auf und jagte dieses Mal seiner Frau einen Riesenschreck ein. Dann nahm er sie so fest in die Arme, dass sie vor Schmerz aufschrie.
    »Oh Gott«, murmelte er und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. »Mein Liebling. Geht es dir gut?«
    Sie nickte. Nicht damit zufrieden, musterte Vince sie von Kopf bis Fuß. Ihre Hände und Unterarme waren mit Schnitten und Kratzern übersät. Am Oberkörper hatte sie an mehreren Stellen durch das Papierhemd geblutet, am stärksten an der rechten Schulter.
    »Himmel«, murmelte er. »Wo ist der Arzt? War schon ein Arzt hier?«
    »Wir sind gerade erst gekommen.«
    »Wo bleibt der verdammte Arzt?«
    »Schrei mich nicht an«, fauchte Anne.
    Vince legte ihr die Hände auf die Schultern. Er hätte nicht sagen können, wer mehr zitterte, Anne oder er. »Tut mir leid, mein Liebling. Ich schreie dich nicht an.«
    »Doch, das tust du«, flüsterte sie mit rauer Stimme. »Sprich leise, sonst weckst du Haley noch auf.«
    Erst jetzt sah Vince das kleine Mädchen, wie sie zusammengerollt auf dem Untersuchungstisch lag und beinahe unter der großen grauen Decke verschwand.
    »Sie haben ihr ein Beruhigungsmittel gegeben«, sagte Anne und drehte sich zu Haley, um ihr mit den Fingerspitzen einer blutverschmierten Hand übers Haar zu streichen. »Sie musste mit ansehen, was passiert ist. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu schreien, und ich war voller Blut. Es war grauenhaft!«
    »Schhh, schhh, mein Liebling.« Er wollte damit nicht nur Anne beruhigen, sondern auch sich selbst. Sein Atem ging viel zu schnell, und ihm war schwindlig. »Es tut mir so leid, Liebes. Du hast mich zu Tode erschreckt. Als der Deputy sagte, dass …« Er unterbrach sich, presste seine Lippen auf ihren Mund und strich ihr mit der Hand über den Kopf – als er sie wieder wegnahm, war sie rot und klebrig von Blut. »Großer Gott.« Mit zwei Schritten war er auf den Flur und brüllte: »Wo bleibt der verdammte Arzt?«
    Mit finsterem Blick baute sich die rothaarige Krankenschwester von vorhin vor ihm auf. »Sir, entweder Sie beruhigen sich, oder Sie fliegen hier raus.«
    »Ach ja? Und wer sollte das tun? Sie etwa?«, fragte Vince und stieß mit einem Finger nach ihr. »Mich bringen keine zehn Pferde hier raus! Da drin liegt meine Frau, und ich will, dass sich endlich ein Arzt um sie kümmert!«
    »Vince! Hör auf!«
    Anne war an die Tür gekommen, humpelnd, erschöpft, aber mit wütendem Gesicht. »Hör auf, und komm sofort wieder rein!«
    »Ihre Frau gefällt mir«, erklärte die Schwester. »Benehmen Sie sich, und hören Sie auf Ihre Frau. Der Doktor ist in ein paar Minuten da. Er muss sich erst noch um eine Kopfverletzung kümmern.«
    »Tut mir leid, Liebes«, sagte Vince und folgte Anne zurück ins Zimmer. »Du solltest dich hinlegen. Bitte leg dich hin.«
    »Ich will mich nicht hinlegen«, sagte sie, und ihre großen braunen Augen füllten sich mit Tränen. »Ich will, dass du mich festhältst!«
    Vince nahm sie so vorsichtig in die Arme, als wäre sie aus Glas, und hielt sie fest, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Sein Herz schlug so heftig, dass er meinte, es müsste zerspringen. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Stockend erzählte sie ihm die Geschichte. Vince musste sich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben und nicht seinem ersten Impuls zu folgen. Am liebsten wäre er losgestürmt, hätte Dennis Farman gesucht und seinen Kopf an die Wand geknallt. Aber er riss sich zusammen, um Anne nicht aufzuregen, die sich mehr Sorgen um Wendy und Haley machte als um sich selbst.
    »Ich dachte die ganze Zeit, dass ich Haley beschütze, und jetzt musste sie meinetwegen all das noch einmal erleben!«, sagte sie.
    »Es war nicht deine Schuld, Anne.«
    »Natürlich war es meine Schuld!«, rief sie ärgerlich. »Du hast mich gewarnt, ich soll mich von Dennis fernhalten, aber ich wollte nicht auf dich hören. Ich musste ja unbedingt versuchen, ihm zu helfen!«
    »Du hast ihm nicht gesagt, dass er das Krankenhaus anzünden soll. Du hast ihm nicht gesagt, dass er Leute umbringen soll. Du hast ihm keine Waffen beschafft. Du hast ihm nicht gesagt, wo wir wohnen. Wie hat er das überhaupt herausgefunden?«
    »Frag mich jetzt lieber nicht. Ich bin schon wütend genug!«
    »Schhh …« Vince hielt sie fest und wiegte sie hin und her.

Weitere Kostenlose Bücher