Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
werde an der Haustür klingeln«, fuhr Nasser fort, als sie ihm über den schmalen Weg zum Haus folgten. »Ich hoffe, er kommt raus. Besser, Sie bleiben ein paar Schritte hinter mir.«
Er lief die Stufen hoch.
Mendez warf Leone einen Blick zu. »Was ist das denn?«
»Er hortet Sachen«, sagte Vince und betrachtete die Sammlung durch seine verspiegelte Pilotenbrille. »Interessant.«
»Hat das mit seiner Zwangsstörung zu tun?«
»Vermutlich, wobei die Angelegenheit nicht ganz so einfach ist. Zum Beispiel war heute Morgen unübersehbar, dass Zahn einen Waschzwang hat, gleichzeitig führt das Horten oft zu unhygienischen Zuständen. Das scheint nicht zusammenzupassen, trotzdem haben wir hier beides vor uns.«
»Als ich noch Streifenpolizist in Bakersfield war, wurde ich mal zu einem Einsatz gerufen, bei dem es um eine Vermisstenmeldung ging«, erzählte Mendez. »Eine Frau hatte ihre alte Mutter als vermisst gemeldet, nachdem sie mehrere Tage nichts von ihr gehört hatte. Als mein Partner und ich bei dem Haus ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Dort sah es aus wie auf einer Müllkippe – und genauso roch es auch. Man kam kaum rein. Sämtliche Fenster waren zugestellt. Überall flitzten Mäuse und Ratten herum wie in einem Horrorfilm. Um es kurz zu machen: Es dauerte drei Tage, bis schließlich ein Leichenspürhund die Leiche der Frau fand. Ein riesiger Berg aus irgendwelchem Zeug war umgefallen und hatte sie lebendig begraben.«
Vince sah sich im Hof um. »Wenigstens ist Dr. Zahn ordentlich.«
Trotz Nassers gegenteiliger Anweisung ging Vince ihm nach und steckte lässig die Hände in die Hosentaschen. Der Wind wehte ihm die Krawatte über die Schulter.
Zahns Stimme drang aus der Sprechanlage über der Klingel. »Wer ist da?«
Nasser antwortete: »Ich bin’s – Rudy.«
»Wer ist noch bei Ihnen? Da ist noch jemand. Warum bringen Sie jemanden hierher? Sie wissen doch, dass Sie das nicht tun sollen. Warum tun Sie das?«
»Es sind die Detectives, Zander. Es geht um Marissa. Sie wollen mit Ihnen reden.«
Keine Antwort.
Vince beugte sich vor und drückte auf den Sprechknopf, was ihm einen bösen Blick von Nasser einbrachte. »Ich bin’s, Zander, Vince Leone«, sagte er in freundlich entspanntem Ton. »Wir haben heute Morgen in Marissas Haus miteinander geredet. Tut mir leid, Sie zu stören, aber ich habe noch ein paar Fragen, bei denen Sie mir vielleicht weiterhelfen können.«
»Das glaube ich nicht, Vince«, sagte Zahn. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann. Das alles regt mich sehr auf.«
»Ich weiß. Das geht uns allen so – besonders denjenigen, die Marissa mochten. Aber es würde ihr bestimmt viel bedeuten, wenn Sie auch nur ein kleines bisschen dazu beitragen könnten, ihren Mörder zu finden. Sie waren doch ihr bester Freund.«
Kein Laut drang aus der Sprechanlage. Mendez blickte von Vince zu Nasser und zurück.
»Ich habe gute Nachrichten aus dem Krankenhaus«, sagte Vince. »Ich habe die kleine Haley besucht, sie wird wieder gesund werden.«
Erneut verging einige Zeit, dann hörte man, wie auf der anderen Seite der Tür mehrere Schlösser entriegelt wurden. Zahn erschien, gekleidet in etwas, das in Mendez’ Augen wie ein schwarzer Seidenpyjama und ein Paar Clogs aussah.
»Haley?«, sagte er und sah an Leone vorbei nach oben in den Himmel, so als hätte er eine Erscheinung. »Es geht Haley gut? Sie wird wieder gesund?«
»Ich habe mit ihrem Arzt gesprochen.«
»Oh Gott. Lieber Gott, danke«, flüsterte Zahn und knetete dabei geistesabwesend die Hände. »Darf ich sie besuchen? Meinen Sie, das wäre möglich – dass ich sie besuche und mit ihr spreche?«
»Dazu müssten Sie ins Krankenhaus fahren, Zander«, mischte sich Nasser ein.
Zahn warf ihm einen scharfen Blick zu.
Sein Assistent zuckte mit den Schultern. »Krankenhäuser sind voller Kranker.«
»Haley ist aber nicht krank«, berichtigte Zahn ihn. »Sie ist verletzt. Sie ist verletzt, und sie hat ein gebrochenes Herz. Marissas Tod hat ihr das Herz gebrochen. So wie mir.«
»Im Moment darf sie wahrscheinlich ohnehin noch keinen Besuch haben«, sagte Vince. »Aber ich werde es Sie wissen lassen, wenn es so weit ist, Zander. Sie werden es als Erster erfahren.«
»Danke, Vince. Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar, weil ich sie gerne sehen würde. Ich … Ich bin so verstört wegen dem, was geschehen ist. Haley sicher auch.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Vince und nickte, dann sah er sich um. »Können wir
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