Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
untergegangen war und es langsam kühl wurde, standen ihr Schweißperlen auf der Stirn.
Die Schachtel lag ein paar Meter von ihr entfernt auf einem Schemel. Mendez bückte sich und inspizierte den Poststempel.
»Lompoc«, sagte er. »Am Montag aufgegeben.«
Heute war Mittwoch. Der Pathologe hatte festgestellt, dass Marissa Fordham irgendwann im Laufe des Sonntags gestorben war.
»Ich finde, Körperteile sollten in die Liste der Dinge aufgenommen werden, die nach drei Tagen wegmüssen«, sagte er zu Hicks.
»Fisch, Gäste und Körperteile«, sagte Hicks.
Mendez sah zu Mrs Bordain, um sicherzugehen, dass sie nicht in Hörweite war. Sie war ans Ende der Veranda gewankt, wo sie sich noch einmal übergab.
Der Durchschnittsbürger fand den Humor von Polizisten nicht lustig. Dabei versuchten sie über solche Witzeleien lediglich, etwas von der Spannung abzubauen, die ihre Arbeit mit sich brachte.
»Kein Absender.« Mendez richtete sich wieder auf.
»Warum wurde das ihr geschickt?«
»Sie hat Marissa Fordham gefördert.«
»Dann ist unser Mörder ein durchgeknallter Kunstkritiker?«
Mendez zuckte mit den Schultern. »Auch eine Art, seine Meinung zu äußern.«
Das Auto des Sheriffs fuhr vor, und Dixon stieg aus.
»Sind wir für die Lady vielleicht nicht gut genug?«, fragte Mendez, als sich ihr Chef zu ihnen gesellte.
»Natürlich nicht«, sagte Dixon. »Für Mrs Bordain immer nur der größte Fisch.«
»Fisch würde ich ihr gegenüber im Moment lieber nicht erwähnen«, sagte Mendez. »Sie ist ziemlich fertig.«
»Das Paket ist in Lompoc aufgegeben worden«, sagte Hicks. »Kein Absender.«
Dixon verzog das Gesicht, als er sich hinunterbeugte und einen Blick in die Schachtel warf. »Gott sei Dank bin ich nicht das arme Schwein, das damit nach Santa Barbara zum Pathologen fahren muss.«
»Schauen Sie mich nicht an«, sagte Mendez. »Ich habe die Jacke gerade erst gekauft. Ich werde mich nicht eine Stunde mit diesem stinkenden Teil in ein Auto setzen.«
»Keine Sorge. Für Sie habe ich andere Aufgaben«, sagte Dixon im selben Moment, in dem zwei Tatortermittler auf die Veranda traten. »Die Schachtel hier ist ein Beweismittel«, erklärte er ihnen. »Der Inhalt muss nach Santa Barbara ins Leichenschauhaus. Der Pathologe erwartet Sie.«
»Cal, vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
Milo Bordain hatte ihre Fassung wiedergewonnen. Sie kam bis zur Haustür, wo sie in sicherer Entfernung stehen blieb. Sie war aschfahl und zitterte immer noch.
»Das alles tut mir sehr leid, Mrs Bordain«, erwiderte Dixon. »Haben Sie den Postboten gesehen, der das Paket gebracht hat?«
»Er hat es vor der Tür abgelegt, zusammen mit der anderen Post. Ich habe mich hier draußen hingesetzt, um es zu öffnen.« Sie schloss die Augen und schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. »Oh Gott. Es war … Ich habe so etwas noch nie …«
»Sie sollten sich besser setzen, Ma’am«, sagte Mendez.
»Nein, nein. Ich kann hier nicht in der Nähe dieses Dings bleiben«, sagte sie und schüttelte noch einmal den Kopf. »Ich ertrage das nicht. Das ist ein Teil von Marissa. Irgendjemand hat ihr das angetan. Das ist abscheulich!«
Sie drehte sich um und ging ins Haus. Dixon, Mendez und Hicks im Schlepptau, folgte ihr.
»Mir ist nicht gut«, sagte Milo Bordain. »Ich brauche eine Tasse Tee.«
Sie folgten ihr durch einen großen Wohnraum, der aussah wie aus Bonanza , und gelangten in eine riesige, professionell ausgestattete Küche. Sie machte sich daran, einen Wasserkessel zu füllen, und stellte ihn auf den Herd. Als sie sich umdrehte und Mendez und Hicks entdeckte, zog sie eine Augenbraue hoch.
»Ich dachte, wir sprechen erst einmal unter vier Augen, Cal«, sagte sie.
»Detective Mendez leitet die Ermittlungen in dem Fall. Detective Hicks ist sein Partner.«
»Ich hatte gehofft, das übernehmen Sie selbst.«
»Ich kümmere mich natürlich mit ganzer Kraft darum, aber eine solche Ermittlung ist immer Sache eines Teams.«
Die Antwort schien ihr nicht zu passen. Sie verlangte die ungeteilte Aufmerksamkeit des Sheriffs.
»Sie haben hier ein schönes Plätzchen, Mrs Bordain«, sagte Hicks. »Halten Sie auf der Ranch noch Vieh?«
»Ja, wir züchten seltene Rinder – schottische Hochlandrinder. Dazu natürlich ein paar Pferde – reinrassige Andalusier – und ein paar ausgefallene Hühnerrassen.«
Selbst ihre Tiere hatten Designeretiketten.
Sie trug Reithosen, hohe Stiefel und eine Jacke aus butterweichem Wildleder, die
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