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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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schwarzem Filzstift und in der Finsternis kaum zu erkennen.
    »Was ist mit der Treppe?«, fragte er.
    »Die kommt als Nächstes. Lauschen Sie aufmerksam. Sie dürften bald hier sein.«
    »Moment mal – ich dachte, Sie hätten gesagt, die können uns nicht finden, solange wir uns im Haus aufhalten.«
    »Das könnten sie aus eigener Kraft auch nicht«, erwiderte Levi. »Aber jetzt lege ich es konkret darauf an, dass sie uns entdecken.«
    »Also missbrauchen Sie uns als Köder?«
    Levi ging nicht auf die Bemerkung ein. »Ich werde gleich den Schutzbann über der Tür entfernen. Dann können sie unsere Gegenwart spüren. Ich vermute, sie werden keine Zeit verlieren und hereinkommen. Der Rest des Hauses bleibt versiegelt. Ihnen bleibt also gar keine andere Wahl, als durch die Vordertür einzudringen.«
    »Und uns alle zu töten. Ganz ehrlich, Levi, der Plan ist scheiße.«
    »Sie werden den anderen nichts tun. Die wollen vor allem mich und eventuell noch Randy.«
    »Ein weiterer Grund, der dagegenspricht, sie gezielt herzulocken. Wir hocken hier auf dem Präsentierteller. Dann sitzen wir endgültig in der Falle!«
    »Es ist eine Falle«, pflichtete Levi ihm bei. »Allerdings sind wir diejenigen, die sie stellen. Sie werden sich als Erstes auf mich stürzen. Vertrauen Sie mir.«
    »Aber vor der Treppe haben Sie kein Salz verstreut. Was hält unsere Gegner davon ab, sofort nach oben zu stürmen und alle abzuschlachten?«
    »Sie, Donny. Sie werden sie davon abhalten.«
    »Wie denn?«
    Levi zog sein Exemplar von Der lange verborgene Freund aus der Tasche und überreichte es Donny mit beinahe feierlicher Geste. »Alles, was Sie zu tun haben, ist, sich nicht von der Stelle zu rühren. Solange Sie das Buch in der Hand halten, können die ihnen nichts anhaben. Falls zunächst Sie angegriffen werden – was ich aber als unwahrscheinlich erachte –, müssen Sie die Eindringlinge nur lange genug aufhalten, damit ich ihre Aufmerksamkeit erregen kann. Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Ich denke eher, sie werden sich durch die Vordertür hereindrängen, mich sehen und von ihrer Wut und ihrem Hass überwältigen lassen. Tatsächlich baue ich sogar darauf.«
    »Aber ohne das Buch reißen die Sie in Stücke.«
    Levi lächelte. »Sie haben mich vor Axels Haus nicht erwischt, und ich bin zuversichtlich, dass sie mich auch hier nicht zu fassen bekommen. Ich habe noch andere Asse im Ärmel. Eines davon sind Sie, denn Sie werden sich im Treppenhaus verstecken. Wenn die schwarzen Männer hereinkommen, warten Sie, bis alle fünf an Ihnen vorbeigelaufen sind. Anschließend schleichen Sie sich in ihrem Rücken hinunter und verstreuen erst an der Eingangstür, danach vor der unteren Treppenstufe großzügig Salz.«
    »Dann kommen die Biester nicht mehr nach oben.«
    »Genau. Und ebenso wenig können sie fliehen.«
    Donny schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Levi. Für mich klingt das eher nach einem Selbstmordkommando.«
    »Ich brauche alle fünf auf einem Haufen. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    »Und was ist, wenn sie hier drinnen in der Falle sitzen? Kommt es dann zum großen Duell der Magier?«
    »Wohl kaum. Das gibt es nur bei Harry Potter und in anderen Hollywood-Filmen. Wenn Sie eine ehrliche Antwort erwarten: Ich weiß selbst noch nicht genau, wie ich sie besiegen kann.«
    Donny glotzte ihn fassungslos an. Nach einer Weile fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und spürte, wie seine Kopfhaut unter dem Bürstenschnitt kribbelte.
    »Also … was ist das alles? Ein Bluff? Eine Täuschung? Etwas, das wir tun, damit sich die anderen sicher fühlen? Werden wir sterben?«
    »Nein.« Levi verstummte kurz und fuhr dann in sanfterem Tonfall fort: »Nicht, wenn ich es verhindern kann. Ich weiß zwar nicht, ob ich sie endgültig besiegen kann, aber es dürfte mir gelingen, das Problem auf andere abzuwälzen. Wenn mein Plan aufgeht, werden sie unsere Welt nicht länger belästigen. Sie sind Wiedergänger, allerdings von einer Art, die mir bisher nicht vertraut war. Wenn wir hier fertig sind, werde ich nach ihren sterblichen Überresten suchen – ich vermute sie in einem Grab irgendwo in der Nähe der ursprünglichen Kolonie von Roanoke. In der Regel ist es so, dass die Zerstörung der Leiche eines Wiedergängers auch seine spirituelle Erscheinung vernichtet. Ich hoffe, dass das auch für unsere Gegner gilt.«
    »Hoffen wir’s.«
    Levi lehnte sich gegen die Wand. Seine Schultern sackten herab. Er wirkte abgespannt und müde. Als

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