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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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er Donny das nächste Mal ansah, schien er um Jahre gealtert zu sein.
    »Gehen Sie nach oben«, forderte Levi ihn auf. »Schließen Sie sich den anderen an, aber halten Sie sich bereit. Nachdem Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben, dürfen Sie die Salzlinien erst dann wieder überqueren, wenn ich Sie explizit dazu auffordere. Jetzt muss ich um Gottes Geleit und Stärke beten. Danach lasse ich unsere Feinde wissen, wo wir sind.«
    Donny nickte. Er wandte sich zum Gehen, zögerte kurz, drehte sich um und streckte seine Hand aus. Levi schüttelte sie.
    »Viel Glück«, flüsterte Donny.
    »Möge der Herr uns alle beschützen«, antwortete Levi.
    Donny ging nach oben und wartete darauf, dass die letzte Runde des Kampfes eingeläutet wurde.
    Als Donny verschwunden war, lief Levi rasch zur Speisekammertür. Er presste Stirn und Handflächen gegen das Holz, schloss die Augen und murmelte ein Gebet in einer Sprache, die nicht irdischen Ursprungs war. Langsam kehrte das Licht zurück und kroch erneut unter der Tür hervor. Dann wechselte es die Farbe, glomm erst rot, anschließend hellblau und wechselte schließlich in einen hässlichen Grauton. Als Levi sich wieder aufrichtete, zitterte er am ganzen Körper und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Türknauf fühlte sich warm und nass an. Levi drehte ihn. Licht drang aus dem entstandenen Spalt.
    Er holte sein Feuerzeug hervor und entzündete nacheinander die Schalen mit Salbei. Das penetrante, aber durchaus angenehme Aroma erfüllte den Raum. Levi atmete tief ein und sammelte seine Kräfte. Die Schmerzen in seinen Gliedern verflogen, sein Geist erstarkte. Er klopfte seine Weste ab und stellte fest, dass er bei einem der Kämpfe sein Messer verloren haben musste. In Esthers Küchenschubladen fand er ein Steakmesser und postierte sich damit vor der Eingangstür. Er biss die Zähne zusammen, drehte die rechte Handfläche nach oben und schlitzte sie mit dem Messer auf.
    Die Schmerzen entlockten ihm ein leises Stöhnen, und er hoffte, die anderen würden es nicht hören. Gleich darauf vollführte er einen weiteren Schnitt, sodass auf seiner Haut ein scharlachrotes X entstand. Blut lief über seine Finger und tropfte auf den Boden. Es strömte sein Handgelenk hinab und sickerte unter seinen Hemdärmel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob Levi seine blutige Rechte und verschmierte die Worte oberhalb der Tür damit. Dreimal strich seine Hand von links nach rechts, als streiche er die Wand an. Danach trat Levi zurück und begutachtete sein Werk. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Bannformel vollständig verdeckt war, öffnete er die Eingangstür.
    »Machen Sie sich bereit«, rief er zu Donny und eilte zurück in die Küche. »Sie kommen jetzt.«
    Wie zur Bestätigung hallten die Schreie der Kreaturen durch die Nacht. Levi brachte sich mit untergeschlagenen Beinen vor der Speisekammer in Stellung. Der Lichtschein von der anderen Seite der Tür erhellte sein Gesicht. Er presste auf sein Handgelenk, um die Blutung zu stillen.
    Lange musste er nicht warten. Seine Feinde trafen innerhalb weniger Minuten ein. Sie unternahmen gar nicht erst den Versuch, sich heimlich zu nähern. Ihr Gebrüll und ihre Drohungen kündigten ihre Ankunft schon von Weitem an. Er spürte ihre Gegenwart schon lange, bevor sie das Haus erreichten. Ein Gefühl, das ihn mit Abscheu erfüllte …
    … und mit Grauen. Einem Grauen, wie er es seit geraumer Zeit nicht mehr verspürt hatte. Levi konzentrierte sich, ruhig zu atmen und nicht in Panik zu geraten. Seine Gedanken mussten klar, sein Wille stark bleiben. Bildete er es sich nur ein, oder ließ der Duft des Salbeis bereits nach?
    »Dein Wille geschehe, oh Herr.«
    Schatten bewegten sich vor der offenen Tür. Ein scharfes Zischen ertönte, dann tauchten alle fünf Wesen gleichzeitig auf. An der Schwelle hielten sie inne. Eine der Kreaturen schnüffelte.
    »Salbei und Salz. Und Blut. Wir kennen diese Zutaten. An welche jämmerliche List klammerst du dich diesmal, Levi, Sohn des Amos?«
    »Keine List«, rief er. »Die Tür steht euch offen. Tretet ungehindert und aus freiem Willen ein. Ich gebe euch mein Wort, dass ich euch an diesem Ort nichts antun werde.«
    Die Wiedergänger zögerten einen weiteren Moment. Levi begann, sich Sorgen zu machen, dass sie den Köder nicht schlucken würden. Dann betrat einer nach dem anderen das Haus.
    Der Größte zeigte zur Treppe. »Die Übrigen sind oben versammelt. Kümmert euch um sie, auf dass unsere Arbeit hier

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