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Eine Vorhaut klagt an

Eine Vorhaut klagt an

Titel: Eine Vorhaut klagt an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalom Auslander
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fragte die böse Neigung.
    Ich blieb stehen und machte kehrt. Sie redete von meiner Mutter.
    – Mach dich nicht lächerlich, antwortete ich.
    Meine Mutter stammte aus einer sehr angesehenen Familie von Rabbis. Ihr Bruder war Rabbi, und ihr anderer Bruder war ebenfalls Rabbi. Ihre Onkel waren Rabbis, und ihr Großvater war Rabbi. Zwei ihrer Neffen waren Rabbis, und zwei ihrer Nichten hatten Rabbis geheiratet. Im Flur, an der Wand gegenüber ihrem Schlafzimmer, hingen verblasste Schwarzweißfotos von ihren Ahnen in langen schwarzen Mänteln und großen schwarzen Hüten.
    – Ganz wie du willst, sagte die böse Neigung. – Aber Deena ist ziemlich süß. Ich sag ja nur. Ich würde es jedenfalls nicht riskieren.
    Ich schaute im Nachttisch meiner Mutter nach. Ich schaute unter ihrer Matratze nach. Ich schaute in ihrem Schrank nach und in ihrem Schminktisch. Unter ihrem Bett entdeckte ich eine kleine rosa Schachtel. In der rosa Schachtel war ein weißer Stab mit einer Wählscheibe darunter. Als ich die Wählscheibe drehte, summte und vibrierte der Stab. Dann gab es noch einige verschiedene fleischfarbene Plastikhüllen, die auf den Vibrator passten, eine mit vielen kleinen Noppen drauf, eine mit Graten oben und unten und eine in der Form eines Penis, nur viel größer. Neugierig, wie es wohl wäre, so einen Penis zu haben, legte ich mich aufs Bett meiner Mutter, zog mir die Hose herunter und steckte meinen kleineren Penis in den riesigen aus Plastik.
    Er war sehr glatt.
    Ein paar Minuten später verstand ich alles, was ich in diesen Zeitschriften gesehen hatte. Ich erkannte das, was aussah wie Schmerz, aber keiner war, und ich erkannte, was die Tora meinte, wenn sie sagte, ein Mann erkannte eine Frau, und ich erkannte, dass es mit Erkennen überhaupt nichts zu tun hatte. Ich blickte auf den Samen, den ich auf meinem Bauch vergossen hatte, und wollte weinen; wenn es vier Monate gedauert hatte, bis ich kapierte, wie ich es rausbekam, würde es doppelt so lange dauern, bis ich kapierte, wie ich es wieder zurückbekam, und so viel Zeit hatte ich nicht. Von ihrem Platz an der Wand vor der Schlafzimmertür beobachteten meine verblassten schwarzweißen Vorfahren mich stirnrunzelnd, angewidert und enttäuscht.
    – Sind wir , grummelten sie, – dafür im Holocaust gestorben?
    Ich wischte mich ab und trug alles nach draußen – die Penthouse , die Variations , das Buch meines Vaters mit den erotischen Stellungen und die Schachteln mit den Penissen meiner Mutter und zündete sie alle an.
    Schließlich hatte Abraham Gott auf zehn heruntergehandelt – wenn er zehn Gerechte in Sodom fände, würde Gott sich bereit erklären, die Stadt zu verschonen. Abraham schaute und schaute, doch er fand keinen einzigen.
    Ich hatte dasselbe Pech.
    Ich schlug die Hände vors Gesicht und wiegte mich vor dem Feuer vor und zurück.
    – Vier von sieben, bat ich den Herrn. – Bitte, bitte, bitte, vier von sieben.
    Nachts, lange nachdem wir eingeschlafen waren, stieß mein Vater die Tür zu unserem Zimmer auf, und wir schreckten beide hoch. Er stand da in Unterwäsche, schnaufte schwer durch die Nase und wollte wissen, wer von uns in seinem Schlafzimmer gewesen sei.
    – Wer von euch beiden Ganews war da drin?, knurrte er durch die zusammengebissenen Zähne. Ein Ganew ist ein Dieb. Er hatte getrunken. Er stützte sich am Türknauf ab.
    – Ich weiß nicht, was du meinst, sagte mein Bruder.
    – Auf, sagte mein Vater.
    Keiner von uns rührte sich.
    – Warum?, fragte mein Bruder.
    Mein Vater knallte die Faust gegen die Tür, wovon das Holz brach. Mir zitterten die Hände.
    – Auf!
    Wir stiegen aus dem Bett und drängten uns aneinander, dann ließ mein Vater uns aus dem Zimmer nach nebenan marschieren, wo wir in Unterwäsche stehen mussten, zitternd in der kalten Nachtluft.
    – Da bleibt ihr die ganze Nacht stehen, sagte er.
    Wir standen sehr lange da. Ich dachte an Deena, wie sie in ihrem warmen, geblümten Bett schlief, und an Dov, wie er, ein Lächeln auf dem Gesicht, irgendwo in seinem schlief. Sollte Gott jemals unser Sodom hier vernichten, dann, so hoffte ich, jetzt. Ich hörte die Schlafzimmertür meiner Eltern aufknarren und die leisen Schritte meiner Mutter den Flur entlang. Oben an der Treppe blieb sie stehen.
    – Das genügt, rief sie herab.
    – Geh ins Bett, sagte mein Vater.
    Sie blieb noch einen Augenblick stehen.
    – Geh ins Bett!, brüllte er, und sie ging. Scheinbar Stunden später stand er auf, kam zu uns und beugte sich herab,

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