Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
noch arbeiten. Notiert alles, was euch auffällt. Vielleicht gelingt es uns, den fremden Einfluß zu identifizieren.«
    Die Wirkung, die seine kurze Ansprache hervorrief, erfüllte ihn mit Befriedigung. Es waren Situationen dieser Art, die ihn herausforderten und ihm Gelegenheit gaben, seine Fähigkeiten als Führer von Menschen unter Beweis zu stellen. Er verstand es, Ruhe um sich zu verbreiten.
    »Das schießt ein Loch in unsere Theorie von der unbewohnten Erde, nicht wahr?« sagte Bob Koenig von der Seite her, nachdem Ashley das Mikrophon abgeschaltet hatte.
    »Nicht unbedingt. Es könnte sich um eine automatische Anlage handeln, die schon vor Millionen Jahren installiert wurde.«
    »Und heute noch funktioniert?« zweifelte Bob.
    »Wie willst du es anders erklären?«
    »Ich will überhaupt nichts erklären«, sagte Bob Koenig. »Ich mache mir Sorgen darüber, wo das verdammte Ding uns absetzen will.«
    Die CONQUEST überflog die texanische Küste in der Nähe des Ortes, an dem sich früher die Stadt Corpus Christi befunden hatte. Unter ihr dehnte sich das blaue Wasser des mexikanischen Golfs. Die Flughöhe betrug siebzig Kilometer und nahm pro Minute rund zweitausend Meter ab.
    »Ich sehe noch immer keinen Grund zur Besorgnis«, erklärte Ashley. »Irgend etwas ist darauf aus, uns zu Boden zu bringen – an einem Ort seiner Wahl. Es macht sich nicht soviel Mühe, nur um uns zum Schluß im Atlantik oder der Karibik zu versenken.«
    »Warum nicht?« fragte Koenig herausfordernd. »Wenn deine Theorie richtig ist und das Ding schon seit Millionen Jahren existiert, dann kann es sich einen Landepunkt ausgesucht haben, der mittlerweile fünftausend Meter unter Wasser liegt.«
    Ashley Bannister winkte ab.
    »Wir werden sehen«, sagte er.
     
    Sie sahen.
    Aus dem türkisfarbenen Wasser der Karibischen See schälten sich die Umrisse einer Insel, die nach Westen hin einen wie ein Horn gebogenen Landzipfel ins Meer schob. Im Dunst des Horizonts schwammen zwei weitere grünbraune Farbtupfer, winzige Landflecke inmitten der Weite der See, nur ein paar Kilometer im Durchmesser.
    Die untere Polkuppel der CONQUEST bewegte sich in einer Höhe von weniger als siebenhundert Metern. Die Sinkgeschwindigkeit war normal, das Ziel offenbar die Insel mit dem hornförmigen Zipfel. Die Analyse der Erdatmosphäre war inzwischen abgeschlossen. Die Zusammensetzung des irdischen Luftmantels hatte sich nicht wesentlich geändert.
    »Grand Cayman«, sagte Bob Koenig ungläubig staunend. »Warum wollen sie uns gerade dort absetzen? Zweitausendzehn war ich hier auf Urlaub.«
    Dichte Reihen von Kokospalmen zogen sich am makellos weißen Strand entlang. Das Innere der Insel erfüllte immergrüner Buschwald. Nirgendwo waren mehr Zeichen menschlicher Besiedlung zu erkennen. Die Innenkugel der CONQUEST hatte längst zu rotieren aufgehört. Das gesamte Schiff stand unter dem Einfluß natürlicher Erdenschwere. Ashley Bannister hatte inzwischen über Interkom bekanntgegeben, daß der endgültige Abschluß der langen Reise unmittelbar bevorstand. Vom Broadway war keine Reaktion gekommen.
    Über dem Zentrum der Insel kam die CONQUEST vorübergehend zum Stillstand. Der Unbekannte, dessen Einfluß das mächtige Schiff gehorchte, seitdem es in die obersten Schichten der Erdatmosphäre eingedrungen war, nahm ein letztes Mal Ziel. Die Außenakustik übertrug das rhythmische Rauschen der Brandung. Die CONQUEST sank. Aus der Tiefe drang das prasselnde, knackende Bersten der Pflanzenmassen, die die schweren Landeteller unter sich begruben. Ein sanfter Ruck fuhr durch den gewaltigen Schiffskörper.
    Dann war es still. Nur das ewige Lied des Meeres war aus weiter Ferne zu hören. In der Zentrale hatte Ashley Bannister die Bildübertragung auf die unteren Polkameras geschaltet. Die Darstellung auf den großen Videoflächen entsprach der Perspektive eines Beobachters, der von der Spitze eines einhundert Meter hohen Turmes über das Land schaute.
    Ashley Bannister sah sich um und begegnete einer Menge fragender Blicke. Ein verlegenes Grinsen huschte über sein Gesicht.
    »Ich nehme an, es werden jetzt ein paar weise Worte von mir erwartet.« Er hob die Schultern. »Tut mir leid. Mir fällt nichts ein. Das Ganze kam ein wenig zu überraschend.«
    Dabei blieb’s. Die Ereignisse, die bald darauf einsetzten, machten feierliche Worte für immer überflüssig.
     
    Die Lage ihres Landeplatzes stellte kein nennenswertes Problem dar. Zwar waren die Triebwerke der CONQUEST auch

Weitere Kostenlose Bücher