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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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weiterhin funktionslos, als befürchte der Unbekannte, das große Schiff könnte von neuem auf Fahrt gehen; aber es gab genug Bordfahrzeuge, mit denen jedes Ziel auf der Erde erreicht werden konnte. Eine kleine, abgelegene Insel mitten in der karibischen See erschien Ashley Bannister ein denkbar ungeeigneter Ort für den Aufbau der neuen Menschheit. Irgendwann würden sie umsiedeln müssen, an einen Ort, der ihnen mehr Platz bot – vorzugsweise an mehrere Orte. Aber vorläufig hatte es mit dem Umzug keine Eile. Grand Cayman war ein Mikrokosmos, in dem sie nachforschen konnten, was die alte Menschheit an Spuren hinterlassen hatte.
    In der Zwischenzeit wartete Bannister auf den Unbekannten, der die CONQUEST zur Landung an diesem Ort gezwungen hatte. Die Idee, daß es sich um eine uralte automatische Sicherheitsvorrichtung handeln könne, war ihm vorübergehend als plausibel erschienen. Inzwischen hatte er sie längst zu den Akten gelegt. Wer eine solche Vorkehrung einrichtete, der suchte sich als Ziel nicht ein winziges Stück Land mitten im Ozean, das jederzeit von steigenden Fluten überspült werden konnte. Ashley war überzeugt: Wer sich Grand Cayman als Ziel für die CONQUEST ausgesucht hatte, der war jetzt am Wirken.
    Er behielt seine Vermutung für sich. Was die Mannschaft in diesen Tagen am wenigsten brauchte, war die Furcht vor einem Unbekannten, der Kräfte beherrschte, mit denen er Raumschiffe von mehr als drei Kilometern Durchmesser lenken konnte.
    Bob Koenig kannte sich auf Grand Cayman aus. Unter seiner Leitung unternahmen sie die erste Expedition in die Gegend, in der sich früher George Town, die einzige größere Stadt der Insel, befunden hatte. Die Expedition kehrte mit leeren Händen zurück. Von George Town war nicht einmal ein einziger Backstein mehr zu finden gewesen.
    »Wir müssen uns an die Vorstellung gewöhnen«, sagte Ashley Bannister, »daß wir von der Ära, die wir zeitgenössisch nennen, so weit entfernt sind wie der damalige Mensch von der Epoche des Ramapithecus. Von Rama fanden wir damals auch nur mit Mühe Spuren, erinnerst du dich?«
    »Wahr«, nickte Bob Koenig. »Aber Ramapithecus baute keine Pyramiden, keine Wolkenkratzer, keine Autobahnen. Irgendwo muß ein Überrest zu finden sein.«
    Er musterte Ashleys nachdenkliches Gesicht mit Aufmerksamkeit.
    »Du hast eine andere Theorie?« fragte er.
    »Ich überlege mir, ob unsere Rechnungen womöglich einen Fehler enthalten«, sagte Ashley Bannister. »Woher wissen wir, daß wir sechs Millionen Jahre unterwegs waren? Wir gehen von der Annahme aus, daß NGC 3031 drei Millionen Lichtjahre von hier entfernt ist. Das haben die alten Astronomen errechnet und sich dabei auf die Hypothese verlassen, daß bei einer gewissen Gruppe veränderlicher Sterne ein gesetzmäßiger Zusammenhang zwischen Schwankungsperiode und absoluter Helligkeit besteht. Was, wenn die Hypothese falsch ist? Könnte es nicht sein, daß wir in Wirklichkeit zehn oder fünfzehn Millionen Jahre lang unterwegs waren?«
    »Unmöglich!« protestierte Bob Koenig. »Unser Treibstoff hätte nicht ausgereicht. Wir wären niemals …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. Man sah seiner Miene an, daß ihm Bedenken gekommen waren.
    »So einfach ist es nicht, merkst du’s?« sagte Bannister. »Wir bewegten uns nahe der Lichtgeschwindigkeit. Eine winzige Differenz zwischen der wahren und der errechneten Geschwindigkeit reichte aus, um sämtliche Kalkulationen über den Haufen zu werfen. Ein Rechenfehler von mehreren Millionen Jahren liegt durchaus im Bereich des Möglichen.«
    Aller Theorie zum Trotz fanden sie zwei Tage später dennoch Spuren einstiger Besiedlung – droben an der Nordküste, zwei Kilometer westlich des Punktes, an dem sich früher das winzige Dorf Hutland befunden hatte, in einer Gegend, in der, wie Bob Koenig sich ausdrückte, »zu unserer Zeit kein Hund je mit dem Schwanz gewedelt hat.« Beim Durchwühlen eines Erdhaufens stießen sie auf die Überreste eines Gebäudes, das rechteckigen Querschnitt besessen hatte und fünf mal acht Meter groß gewesen war.
    Mehr ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Die Überreste bestanden aus einem unbekannten Material, das die Härte und Zähigkeit hochwertigen Stahls, jedoch keine elektrische Leitfähigkeit besaß und spezifisch so leicht war, daß es auf dem Wasser schwamm. Ashley Bannister schickte mehrere Materialproben ins Labor. Vierzig Minuten später erfuhr er per Radio, daß an der seltsamen Substanz keine der

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