Eine Welt für Menschen
dein Argument einiges Gewicht besitzt. Dieses Land ist das unsere ebenso wie das eure. Aber wir sind nicht daran interessiert, mit euch in Feindschaft zu leben. Ihr wart es, die uns auf dieser Insel abgesetzt habt?«
»Fradlir war es«, antwortete der Fremde ein wenig höflicher. »Es ist seine Aufgabe, darauf zu achten, daß wir nicht gestört werden. Heimkehrer, sagst du, seid ihr? Ihr stammt von dieser Welt?«
»Ja. Aber das ist eine lange Geschichte. Du sprachst von einer Prüfung. Wie und wo soll sie stattfinden?«
»Ich werde mich mit meinen Nachbarn darüber besprechen. Ihr seid unser Problem, da ihr in unserem Teil des Planeten gelandet seid. Ich bin Pellgon. Ich werde euch rufen, wenn es soweit ist.«
Bevor jemand noch ein Wort sagen konnte, entmaterialisierte er. Eine halbe Sekunde später war die kleine weiße Wolke wieder zu sehen. Diesmal strebte sie mit hoher Geschwindigkeit nordwärts. Nach kaum einer Minute war sie verschwunden.
Bob und Ashley sahen einander an.
»Das war nicht wahr«, sagte Bob mit matter Stimme. »Sag mir, daß ich das alles nur geträumt habe!«
Ashley wies auf die Fußabdrücke im Sand, wo der Fremde gestanden hatte. Und dachte an eine Blüte, die Professor Scarlati vergeblich zu analysieren versucht hatte.
»Ich wollte, es wäre so«, sagte er ernst.
Die Bedenken, die Ashley Bannister wegen der Bekanntgabe der Begegnung mit Pellgon hatte, erwiesen sich als gegenstandslos, sobald sich herausstellte, daß eine der automatischen Bordkameras den Vorgang aufgezeichnet hatte. Die Bilder bewiesen, daß Bannister und Koenig nicht halluziniert hatten.
Trotzdem hielt Ashley seinen Bericht, der auch am Broadway ausgestrahlt wurde, knapp und trocken. Er fügte keinerlei Überlegungen oder Spekulationen hinzu. Die Lage war ihm zu undurchsichtig, zu fremdartig. Es schien ihm gefährlich, sich von der Warte eines Menschen des 21. Jahrhunderts Gedanken über eine Zivilisation zu machen, die etliche Millionen Jahre in der Zukunft lag und über technische Mittel verfügte, deren Wirkungsweise er nicht einmal zu erahnen vermochte.
Aber er beriet sich mit seinen »Getreuen«, den Männern und Frauen, die ihm während des langen Unternehmens am nächsten gekommen waren und auf deren Urteilsvermögen er sich verlassen zu können glaubte. Er setzte sich mit dem Broadway in Verbindung und bat darum, daß ein verantwortlicher Vertreter an der Besprechung teilnehme. Jemand namens Kurica Mellon meldete sich daraufhin bei ihm und gab mit schwerer Stimme zu verstehen, er sei auf dem Weg zur Zentrale. Er mußte jedoch unterwegs vom Kurs abgekommen sein; denn während der mehr als zweistündigen Aussprache bekam ihn niemand zu sehen.
Außer Bob Koenig erschienen zur Besprechung Wilson Knowland, der Sicherheitschef der CONQUEST, dann Guido Scarlati und Chet Sawyer, zwei Mitglieder des wissenschaftlichen Teams, Patrick O’Warren, ein Bordpolizist, und schließlich Bettye Chinon, eine Computer-Expertin.
Ashley brachte sein Argument mit allem Nachdruck zur Sprache.
»Es hat keinen Zweck zu spekulieren«, erklärte er. »Alles, was wir uns ausmalen können, geht wahrscheinlich weit an der Wirklichkeit dieser Welt vorbei. Soviel nur geht aus dem Gespräch mit Pellgon hervor: Wir haben es offenbar mit einer kleinen Zivilisation elitärer Spätterraner zu tun. Pellgon spricht von seinen Nachbarn, mit denen zusammen er diesen Teil der Erde bewohnt, als gäbe es deren nur wenige und als herrsche jeder über ein paar hunderttausend Quadratkilometer. Für die Landung der CONQUEST war ein einziges Wesen verantwortlich: Fradlir. Wer immer er sein mag – er kontrolliert offenbar eine Maschinerie, für deren Bedienung man in unserer Zeit mehrere hundert Menschen gebraucht hätte.
Denkt daran, daß wir kein einziges Zeichen elektromagnetischer Aktivität entdeckten, als wir uns der Erde näherten. Diese Wesen benützen Kräfte, die uns unbekannt sind. Wir haben keine Siedlung gesehen, obwohl wir den Planeten mehreremal umrundeten. Die Spätterraner leben vermutlich jeder für sich selbst und weit auseinandergezogen. Die Methode der Fortbewegung, die sie verwenden, ist völlig unerklärlich. Natürlich nimmt niemand an, daß sie auf Wolken reisen. Die Wolke, die wir gesehen haben, ist ein Randeffekt, womöglich ästhetischer Natur. Das Antriebsprinzip selbst ist etwas, das wir mit allen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, zu entschlüsseln versuchen sollten.
Pellgon und seine Freunde
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