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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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zum Lunch.«
    »Hm«, sagte ich. »Hast du Hunger?«
    »Gott, nein. Aber sie hat den Namen erfunden. Am Anfang waren es ›frittierte Burritos‹, bis Alaska sie Bufritos getauft hat, und dann haben alle Bufritos gesagt, und am Ende hat Maureen den Namen offiziell geändert.« Er schwieg. »Ich weiß nicht, was ich machen soll, Miles.«
    »Ja. Ich weiß.«
    »Ich hab alle Hauptstädte auswendig gelernt«, sagte er.
    »In Amerika?«
    »Nein. Das war in der fünften Klasse. Auf der Welt. Sag mir ein Land.«
    »Kanada«, sagte ich.
    »Was Schwereres.«
    »Hm. Usbekistan?«
    »Taschkent.« Er musste nicht mal nachdenken. Es kam wie aus der Pistole geschossen, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich Usbekistan sagte. »Komm, wir rauchen.«
    Wir gingen ins Bad und stellten die Dusche an, und der Colonel zog Streichhölzer aus der Jeans und rieb ein Streichholz gegen die Schachtel. Es brannte nicht. Er versuchte es noch mal, doch es brannte wieder nicht, und noch mal, und dann schlug er mit wachsendem Zorn auf die Streichholzschachtel ein, bis er alle Streichhölzer auf den Boden warf und schrie: »GOTTVERDAMMT NOCH MAL!«
    »Schon gut«, sagte ich und holte mein Feuerzeug aus der Hosentasche.
    »Nein, Pummel, es ist nicht schon gut«, sagte er, warf die Zigarette hin und stampfte wütend auf. »Verfluchte Scheiße! Gottverdammt, wie konnte das nur passieren? Wie konnte sie so dumm sein! Sie hat einfach nie nachgedacht. Sie war so gottverdammt impulsiv. Verfluchte Scheiße. Es ist nicht schon gut. Ich kann einfach nicht fassen, dass sie so dumm war!«
    »Wir hätten sie nicht gehen lassen dürfen«, sagte ich.
    Er griff in die Duschkabine, um den tropfenden Hahn abzustellen, dann schlug er mit der flachen Hand gegen die Kacheln. »Ja, ich weiß, dass wir sie nicht hätten gehen lassen dürfen, verdammt noch mal. Es ist mir verdammt scheißbewusst, dass wir sie hätten aufhalten müssen. Aber das hätten wir nicht müssen dürfen. Immer musste man auf sie aufpassen, wie auf eine Dreijährige . Passt man ein einziges Mal nicht auf, und schon stirbt sie. Verdammt! Ich halte das nicht aus. Ich gehe spazieren.«
    »Okay«, antwortete ich und versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich fühle mich so beschissen. Ich hab das Gefühl, ich sterbe vielleicht.«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Ja. Ja. Vielleicht. Man weiß nie. Es ist nur. Es ist so. PUFF . Und du bist weg.«
    Ich folgte ihm ins Zimmer. Er nahm den Atlas vom Bett, zog sich die Jacke an, dann zog er die Tür hinter sich zu, und PUFF . Er war weg.
     
    Mit dem Morgen kamen die Besucher. Eine Stunde nachdem der Colonel gegangen war, kam der Schulkiffer Hank Walsten und wollte mir Gras schenken, doch ich lehnte das Angebot freundlich ab. Hank umarmte mich und sagte: »Wenigstens ging es schnell. Wenigstens hat es nicht wehgetan.«
    Ich weiß, er wollte nur helfen, doch er kapierte nichts. Es tat weh. Ein dumpfer, unmenschlicher Schmerz in meinem Bauch, der nicht wegging, selbst wenn ich auf den klirrend kalten Fliesen im Bad lag und Galle würgte.
    Was war das überhaupt, ein schneller Tod? Wie lang ist schnell? Eine Sekunde? Zehn? Die Schmerzen in diesen Sekunden müssen fürchterlich gewesen sein, als ihr das Herz platzte und ihre Lungen kollabierten und kein Sauerstoff und kein Blut mehr ins Gehirn kamen, sondern nur noch rohe Panik. Was zum Teufel ist schnell? Schnell heißt gar nichts. Schnell einen Bufrito aufwärmen braucht fünf Minuten. Ein Schnellkochtopf braucht eine Stunde für ein Stück Fleisch. Ich glaube nicht, dass ein Augenblick wahnsinniger Schmerzen besonders schnell vergeht.
    Hatte sie Zeit, ihr Leben vor ihren Augen vorbeiziehen zu sehen? Kam ich darin vor? Jake? Sie hatte versprochen, erinnerte ich mich, dass wir weitermachen würden, doch ich wusste auch, dass sie nach Norden fuhr, als sie starb, und im Norden war Nashville, im Norden war Jake. Vielleicht hatte es ihr nichts bedeutet, vielleicht war sie nur einem Impuls gefolgt. Und während Hank noch in der Tür stand, starrte ich einfach durch ihn durch auf die viel zu stille Wiese und fragte mich, ob ich ihr etwas bedeutet hatte, und ich konnte mir nur selbst einreden, doch, natürlich, sie hat es versprochen. Wir machen weiter.
     
    Als nächstes kam Lara mit verschwollenen Augen. »Was ist passiert?«, fragte sie, während ich sie im Arm hielt, auf Zehenspitzen, damit ich das Kinn auf ihren Kopf legen konnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    »Hast du sie an dem

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