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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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Gatorade-Flasche in der Sweatshirttasche. »Er wird uns hassen.«
    »Er hasst uns noch mehr, wenn wir weiter so tun, als ob er nicht existiert«, antwortete der Colonel.
     
    Fünfzehn Minuten später stand ich beim Adler vor der Tür.
    Er öffnete mit einem Pfannenwender in der Hand, lächelte mich an und sagte: »Miles, komm doch rein. Ich mache mir gerade ein Eiersandwich. Möchtest du auch eins?«
    »Nein danke«, sagte ich und folgte dem Adler in die Küche.
    Mein Auftrag war, dafür zu sorgen, dass er dreißig Sekunden lang nicht ins Wohnzimmer ging, damit der Colonel unbemerkt den Promilletester klauen konnte. Ich hustete laut, um den Colonel wissen zu lassen, dass die Luft rein war. Der Adler nahm sein Eiersandwich aus der Pfanne und biss hinein. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?«, fragte er.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass der Colonel – ich meine, Chip Martin – wir sind im Zimmer zusammen, das wissen Sie ja. Irgendwie hat er Probleme in Latein.«
    »Nun ja, wie ich höre, kommt er zurzeit nicht zum Unterricht, was beim Erlernen einer Sprache ziemlich hinderlich sein kann.« Er machte einen Schritt auf mich zu. Ich hustete wieder und wich zurück, und der Adler und ich bewegten uns im Tangoschritt in Richtung Wohnzimmer.
    »Ja, das stimmt. Er ist jede Nacht wach und denkt an Alaska«, sagte ich und versuchte, meine nicht sehr breiten Schultern aufzuplustern, damit der Adler nicht an mir vorbei ins Wohnzimmer sehen konnte. »Die beiden standen sich sehr nahe, wissen Sie.«
    »Ich weiß –«, sagte er, und aus dem Wohnzimmer war das Quietschen von Turnschuhen auf den Dielen zu hören. Der Adler sah mich forschend an, dann ging er um mich herum. Im letzten Moment sagte ich: »Ist der Herd noch an?«, und zeigte auf die Pfanne.
    Hastig drehte sich der Adler um und starrte die offensichtlich nicht brennende Gasflamme an, dann rannte er ins Wohnzimmer.
    Niemand da. Er wandte sich wieder zu mir. »Führst du etwas im Schilde, Miles?«
    »Nein, Sir. Ehrlich. Ich wollte nur über Chip reden.«
    Skeptisch zog er die Augenbrauen hoch. »Nun, ich verstehe, dass es für Alaskas Freunde ein schwerer Verlust ist. Es ist schrecklich. Für eine solche Trauer gibt es einfach keinen Trost, nicht wahr?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich habe Verständnis für Chips Probleme. Aber die Schule ist wichtig. Alaska hätte gewollt, dass Chip sich weiter im Unterricht anstrengt.«
    Bestimmt , dachte ich. Ich dankte dem Adler, und er versprach mir ein Eiersandwich irgendwann in der Zukunft, was mich nervös machte, weil ich fürchtete, er könnte eines Nachmittags mit einem Eiersandwich in unserem Zimmer auftauchen und uns a) beim Rauchen erwischen, während b) der Colonel aus einer Zwei-Liter-Flasche Milch mit Wodka trank.
    Der Colonel holte mich auf der Schlafsaalwiese ein. »Cool, das mit: ›Ist der Herd noch an?‹ Fast wäre ich dran gewesen. Dafür muss ich wohl ab jetzt mehr für Latein tun. Blödes Latein.«
    »Hast du’s gefunden?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte er. »Ja. Mann, ich hoffe, dass er das Ding nicht ausgerechnet heute Abend braucht. Andererseits, wie sollte er Verdacht schöpfen? Wer stiehlt schon einen Promilletester? «
     
    Um zwei Uhr morgens trank der Colonel seinen sechsten Wodka, machte eine Grimasse und winkte dann hektisch nach meiner Dose Mountain Dew. Er nahm einen langen, tiefen Schluck.
    »Ich glaub, ich geh morgen nicht zu Latein«, sagte er. Er lallte ein wenig, als wäre seine Zunge geschwollen.
    »Einen noch«, bettelte ich.
    »Okay, aber dann reicht’s.« Er schenkte sich Wodka in den Pappbecher ein, trank, schürzte die Lippen und ballte die Hände zu kleinen Fäusten. »Oh Gott, ist das eklig. Mit Milch schmeckt es viel besser. Ich sag’s dir, wenn wir jetzt immer noch nicht bei eins Komma zwei sind …«
    »Wir müssen eine Viertelstunde warten, bevor wir dich testen«, sagte ich. Ich hatte mir die Gebrauchsanweisung für das Alkoholmessgerät aus dem Internet runtergeladen. »Hast du das Gefühl, du bist blau?«
    »Blau wie Käpt’n Iglo.«
    Wir lachten. »Colonel Iglo wäre noch besser«, sagte ich.
    »Vergib mir. Bin nicht ganz auf der Höhe.«
    Der Promilletester war ein stromlinienförmiges, silbernes Gerät in der Größe einer Fernbedienung. Unter der LCD-Anzeige war ein kleines Loch. Zum Test blies ich hinein: Das Display zeigte 0.00. Es schien zu funktionieren.
    Nach fünfzehn Minuten reichte ich es dem Colonel. »Du musst mindestens zwei Sekunden lang fest

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