Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
Vom Netzwerk:
und Schulter geklemmt und schrieb in seinen Spiralblock mit.
    Ich beeilte mich, ins Zimmer 43 zu kommen, wo ich Takumi fand, der lautlos Autorennen spielte. »Wie lange telefoniert er schon?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Er war schon dran, als ich vor zwanzig Minuten gekommen bin. Hat wohl seinen Mathekurs für Genies geschwänzt. Warum, hast du Schiss, Jake kommt her und tritt dir in den Arsch, weil du sie hast gehen lassen?«
    »Quatsch«, sagte ich und dachte: Genau deswegen hätten wir ihm nichts erzählen sollen. Ich ging ins Bad, drehte die Dusche auf und zündete mir eine Zigarette an. Kurz danach kam Takumi dazu.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Nichts. Ich will nur wissen, was passiert ist.«
    »Meinst du damit, du willst die Wahrheit wissen? Oder lieber, dass sie sich gestritten haben und sie auf dem Weg zu ihm war, um mit ihm Schluss zu machen, damit sie zurückkommen konnte und dir in die Arme fallen, und dann würdet ihr heiße Liebe machen und geniale Kinder kriegen, die letzte Worte auswendig könnten und Gedichte?«
    »Wenn du sauer auf mich bist, sag’s einfach.«
    »Ich bin nicht sauer, weil du sie hast gehen lassen. Aber ich hab die Nase voll davon, wie du dich aufspielst, als wärst du der einzige, der je auf sie stand. Als hättest du das Monopol darauf, in sie verknallt zu sein«, gab Takumi zurück. Ich stand auf, hob den Klodeckel und spülte die halb gerauchte Kippe runter.
    Ich starrte ihn an, dann sagte ich: »Ich hab sie in der Nacht geküsst, und darauf hab ich wohl das Monopol.«
    »Was?«, stammelte er.
    »Ich hab sie geküsst.«
    Er machte den Mund auf, doch dann sagte er nichts. Wir standen uns eine Weile gegenüber, und plötzlich schämte ich mich, dass ich so ein Großmaul war. Endlich sagte ich: »Schau mal – ich weiß, wie sie war. Wenn ihr was in den Kopf kam, hat sie es einfach getan. Wahrscheinlich war ich nur der Kerl, der zufällig gerade da war.«
    »Ja. Na ja. Ich bin nie der Kerl gewesen«, sagte er. »Ich – okay, Pummel. Ich kann’s dir nicht übel nehmen, verdammt.«
    »Sag es Lara nicht.«
    Er nickte, und dann hörten wir, wie es dreimal klopfte, was bedeutete, dass der Adler da war, und ich dachte: Scheiße, zweimal in einer Woche erwischt. Takumi zeigte auf die Dusche und wir sprangen hinein und zogen den Vorhang hinter uns zu. Der niedrige Duschkopf berieselte uns von der Brust abwärts. Enger beieinander, als uns lieb war, standen wir zu zweit schweigend unter der stotternden Dusche, ließen uns minutenlang die Jeans und T-Shirts tränken und warteten, bis der Dampf den Rauch in den Dunstabzug beförderte. Aber der Adler klopfte nicht an die Badezimmertür. Schließlich stellte Takumi die Dusche ab. Ich öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus. Auf der Schaumstoffcouch saß der Colonel, die Füße auf dem COUCHTISCH, und spielte Takumis NASCAR-Rennen zu Ende.
    »Das ist ein Anblick, den man nicht alle Tage zu sehen kriegt«, sagte der Colonel ungerührt, als Takumi und ich wie zwei begossene Pudel nacheinander aus dem Bad traten.
    »Was zum Teufel sollte das?«, schimpfte ich.
    »Ich wollte euch nur einen kleinen Schreck einjagen.« Er grinste. »Aber, hey, wenn ihr Zeit zu zweit braucht, macht nächstes Mal einfach einen Zettel an die Tür.«
    Takumi und ich lachten, und dann sagte Takumi: »Ja, Mann, Pummel und ich sind uns ein bisschen auf die Nerven gegangen, aber seit wir zusammen geduscht haben, fühle ich mich dir ganz nahe, Pummel.«
    »Und, wie ist es gelaufen?«, fragte ich. Ich setzte mich auf den COUCHTISCH und Takumi ließ sich neben den Colonel aufs Sofa fallen. Auch wenn wir beide nass waren und froren – was das Gespräch mit Jake gebracht hatte, interessierte uns mehr.
    »Es war hochinteressant. Hier das, was ihr wissen müsst: Er hat ihr die Blumen geschenkt, genau wie wir dachten. Sie haben sich nicht gestritten. Er hat mitten in der Nacht angerufen, weil er ihr versprochen hatte, genau in der Minute anzurufen, in der sie vor acht Monaten zusammengekommen sind, zufälligerweise um drei Uhr zwei – was ziemlich kitschig ist, darin sind wir uns wohl einig. Jedenfalls hat sie das Telefon klingeln hören. Und dann haben sie fünf Minuten lang von nichts Besonderem geredet, und plötzlich, aus heiterem Himmel, ist sie total ausgeflippt.«
    »Aus heiterem Himmel?«, fragte Takumi.
    »Lass mich meine Notizen konsultieren.« Der Colonel blätterte in seinem Spiralblock. »Okay. Jake sagt: ›Hattest du einen schönen Achtmonatstag?‹

Weitere Kostenlose Bücher