Eine wie Alaska
reinblasen.«
Er sah zu mir hoch: »Hast du das damals im Fernsehraum auch zu Lara gesagt? Mann, Pummel, man nennt es nur blasen.«
»Halt den Mund und blas«, sagte ich.
Mit geblähten Wangen pustete der Colonel fest und ausdauernd in das Loch, bis er puterrot im Gesicht war.
0,9. »Oh nein«, stöhnte der Colonel. »O Gott.«
»Zwei Drittel hast du geschafft«, tröstete ich ihn.
»Es fühlt sich an wie Viertel vorm Kotzen.«
»Das muss doch zu schaffen sein. Sie hat es auch geschafft. Komm schon! Du willst dich doch nicht von einem Mädchen unter den Tisch trinken lassen, oder?«
»Gib mir das Mountain Dew«, sagte er tapfer.
In diesem Moment hörte ich die Schritte vor der Tür. Schritte. Wir hatten extra bis eins gewartet, bevor wir das Licht wieder anmachten, weil wir dachten, bis dahin wären alle im Bett – immerhin war es unter der Woche –, aber jetzt hörte ich Schritte, scheiße, und während der Colonel mich noch verwirrt ansah, riss ich ihm das Pustegerät aus der Hand und stopfte es zwischen die Schaumstoffkissen ins Sofa, griff nach dem Pappbecher und der Gatorade-Flasche mit dem Wodka und versteckte sie hinter dem COUCHTISCH, dann riss ich eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie an in der Hoffnung, der Zigarettengeruch würde den Schnapsgeruch überdecken. Ich paffte, ohne zu inhalieren, versuchte das Zimmer vollzuqualmen, und fast saß ich wieder auf der Couch, als es dreimal klopfte, und der Colonel sah mich mit großen Augen an, wahrscheinlich das Bild seiner vergeigten Zukunft vor Augen, und ich flüsterte: »Heul«, als der Adler die Klinke drückte.
Der Colonel beugte sich vor, den Kopf auf den Knien, die Schultern zuckend. Als der Adler hereinkam, hatte ich die Arme um ihn gelegt.
»Tut mir leid«, stotterte ich, bevor der Adler etwas sagen konnte. »Er hat eine schlimme Nacht.«
»Habt ihr geraucht?«, fragte der Adler. » In eurem Zimmer? Vier Stunden, nachdem das Licht aus sein soll? «
Ich ließ die Zigarette in eine halbleere Colaflasche fallen. »Es tut mir so leid, Sir. Ich hab nur versucht, mit ihm wach zu bleiben.«
Der Adler kam zur Couch. Ich fühlte, wie sich der Colonel aufrichten wollte, doch ich drückte seine Schultern herunter, weil wir mit Sicherheit beide von der Schule fliegen würden, falls der Adler seinen Atem roch. »Miles«, sagte der Adler. »Ich verstehe, dass dies eine schwere Zeit für euch ist. Aber du musst dich an die Schulordnung halten, oder du wechselst an ein anderes Institut. Morgen kommst du vor die Jury. Kann ich irgendetwas für dich tun, Chip?«
Ohne aufzusehen, schluchzte der Colonel: »Nein, Sir. Ich bin froh, dass Miles bei mir ist.«
»Das bin ich auch«, sagte der Adler. »Vielleicht solltest du Miles darin unterstützen, sich an die Schulordnung zu halten, sonst riskiert er seinen Platz bei uns in Culver Creek.«
»Ja, Sir«, sagte der Colonel.
»Ihr könnt das Licht anlassen, so lange ihr es braucht. Wir sehen uns morgen, Miles.«
»Gute Nacht, Sir«, sagte ich und stellte mir vor, wie der Colonel das Pustegerät zurück in den Adlerhorst schmuggelte, während ich von der Jury in die Zange genommen wurde. Als der Adler die Tür hinter sich geschlossen hatte, richtete sich der Colonel auf und strahlte mich an. Leise, denn vielleicht stand der Adler noch vor der Tür, flüsterte er: »Das war prachtvoll.«
»Ich hab von den Besten gelernt«, sagte ich. »Und jetzt trink.«
Eine Stunde später, die Gatorade-Flasche war fast leer, hatte der Colonel eins Komma zwei erreicht.
»Danke, lieber Gott!«, rief er, und dann erklärte er: »Das is’ echt übel. Das is’ nicht mehr lustig betrunken.«
Ich stand auf und räumte den COUCHTISCH aus dem Weg, damit der Colonel durchs Zimmer gehen konnte, ohne etwas umzustoßen. »Also gut. Kannst du stehen?«
Der Colonel stützte sich mit beiden Armen auf und versuchte aufzustehen, doch er sank zurück auf die Couch und legte sich auf den Rücken. »Alles dreht sich«, stellte er fest. »Muss kotzen.«
»Nicht kotzen. Dann wäre alles umsonst.«
Ich beschloss, mit ihm den Test zu machen, den die Polizei auf der Straße macht. »Okay. Steh auf und versuch, in einer geraden Linie auf mich zuzugehen.« Der Colonel rollte sich von der Couch und fiel zu Boden, doch ich packte ihn unter den Achseln und zerrte ihn auf die Füße. Ich stellte ihn an die Linie zwischen zwei Linoleumfliesen. »Geh auf der Linie geradeaus, und zwar mit dem ganzen Fuß.« Er hob ein Bein, schwankte
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