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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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vier »Künstleragenturen«, die der Colonel angerufen hatte, wollten nichts von uns wissen. Wir mussten die Unterhaltungssparte der Gelben Seiten bis zum Buchstaben J durcharbeiten, bis wir auf den Eintrag »Junggesellinnenpartys, nicht jugendfrei« stießen. Der Inhaber des Etablissements war von unserer Idee begeistert. »Das wird Maxx gefallen. Nur, ganz nackt macht er sich nicht. Nicht vor Kindern.« Widerwillig willigten wir ein.
    Damit keiner von uns von der Schule fliegen konnte, sammelten Takumi und ich von jedem Junior in Culver Creek fünf Dollar ein, um »Dr. William Morses« Honorar zu decken, denn wir hatten berechtigte Zweifel, ob der Adler nach der, äh, Rede noch scharf darauf wäre, ihn zu bezahlen. Die fünf Dollar des Colonels übernahm ich. »Ich hab das Gefühl, das hab ich mir verdient«, sagte er und zeigte auf die Spiralblöcke, die er vollgeschrieben hatte.
    An jenem Freitagmorgen saß ich im Unterricht wie auf glühenden Kohlen. Jeder Junior der ganzen Schule wusste seit zwei Wochen Bescheid, und bis jetzt war glücklicherweise noch nicht das leiseste Gemunkel durchgesickert. Aber Culver Creek war eine Gerüchteküche – vor allem die Tagestäter konnten den Mund nicht halten, und wenn nur ein einziger Schüler etwas zu einem Freund sagte, der etwas zu einem Freund sagte, der etwas zum Adler sagte, wäre die ganze Sache geplatzt.
     
    Am Ende war der Culver-Creek’sche Ehrenkodex stärker als die Versuchung. Doch als Maxx/Stan/Dr. Morse um 11:50 Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, stand der Colonel kurz vorm Nervenzusammenbruch. Mit gesenktem Kopf saß er auf der Stoßstange eines Wagens auf dem Schülerparkplatz und raufte sich immer wieder sein dichtes Haar, als hoffte er, den Stripper dort zu finden. Maxx hätte spätestens um 11:40 da sein müssen, zwanzig Minuten bevor der Expertentag offiziell begann, denn er musste ja noch seine Rede auswendig lernen. Ich stand beim Colonel, besorgt, doch ich wartete schweigend ab. Wir hatten Takumi losgeschickt, um bei der »Agentur« nachzufragen, wo sich unser »Künstler« aufhielt.
    »Bei allem, was hätte schief gehen können, damit hatte ich nicht gerechnet. Dafür hab ich keine Lösung.«
    In diesem Moment kam Takumi auf uns zu gerannt, doch er machte den Mund erst auf, als er vor uns stand. Die Schüler begannen bereits, in die Turnhalle zu strömen. Es war spät spät spät spät. Wir verlangten so wenig von unserem Künstler. Wir hatten die Rede geschrieben. Wir hatten alles für ihn geplant. Das Einzige, das Maxx tun musste, war, in seinem Kostüm hier aufzukreuzen …
    »Die Agentur«, keuchte Takumi, »sagt, der Künstler ist unterwegs.«
    »Unterwegs?«, fragte der Colonel und raufte sich wieder die Haare. »Unterwegs? Er ist jetzt schon zu spät.«
    »Sie sagen, er müsste –« Aber dann, plötzlich, lösten sich all unsere Sorgen in Luft auf: Ein blauer Minivan bog um die Ecke, am Steuer saß ein junger Mann im Anzug.
    »Ich bin Maxx«, stellte er sich vor, als er aus dem Wagen stieg. Er war um die dreißig und braun gebrannt, hatte breite Schultern, ein kantiges Gesicht und ein dunkles, kurz gestutztes Ziegenbärtchen.
    »Ich bin ein namenloser und identitätsloser Vertreter der Jahrgangsstufe elf«, antwortete der Colonel und schüttelte Maxx die Hand.
    Wir überreichten ihm eine Kopie seiner Rede, und Maxx las sie zügig durch.
    »Fragen?«, fragte ich.
    »Ja, eine. Hinsichtlich der Natur meines Auftritts wäre es mir sehr recht, wenn ihr im Voraus zahlt.«
    Erleichtert registrierte ich, dass er sich gewählt ausdrücken konnte, wenn er wollte, ja, sogar akademisch, und plötzlich überkam mich eine innere Zuversicht, als hätte Alaska den intelligentesten Stripper von ganz Alabama ausfindig gemacht und uns direkt zu ihm geführt.
    Takumi öffnete den Kofferraum seines Wagens und holte eine braune Papiertüte mit 320 Dollar in bar heraus. »Stimmt so, Maxx«, sagte er. »Pummel setzt sich zu Ihnen, weil Sie mit seinem Dad befreundet sind. Das kommt auch in der Rede vor. Aber, äh, falls später jemand fragt, wären wir froh, wenn Sie sich dazu durchringen könnten zu sagen, dass die gesamte Jahrgangsstufe per Konferenzschaltung bei Ihnen angerufen hat, um Sie anzuheuern, damit Pummel keinen Ärger bekommt.«
    Er lachte. »Von mir aus. Ich hab zugesagt, weil ich eure Idee zum Totlachen finde. Ich wünschte, mir wäre auf der Highschool so was eingefallen.«
     
    Als ich an der Seite von Maxx/Dr. William Morse in die Turnhalle

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