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Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Titel: Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vogel
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unerklärlichen Drang, gerade auf diesem Thema herumzuhacken, fuhr Georg Stift fort: »Und deshalb sage ich Ihnen, sollten Sie rechtzeitig einen anderen Weg einschlagen, denn hier, sehen Sie, wird Ihre Mühe vergebens sein. Schade um die verlorene Zeit!«
    Scheinheilig sagte Rost: »Aber derlei Dinge lassen sich ja nicht mit kühlem Verstand entscheiden. Das ist eine Frage des Gefühls, das einen fesselt wie ein Lamm, so dass man nicht mehr Herr seiner selbst ist.«
    »Sie sind zu bedauern, mein Lieber, mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Es besteht also keinerlei Hoffnung?«, ließ Rost nicht ab.
    »Hoffnung? Sehen Sie die Mauer dort jenseits der Straße?« Stift deutete auf das Fenster hinter der Gardine. »Als wollten Sie mit den Fingernägeln dort ein Loch hineinkratzen! Genau so!«
    Gertrud klingelte nach dem Dienstmädchen, damit es Mokka und Gebäck auftrug. Der Samstagabend rann dahin. Georg Stift schlürfte seinen Mokka. In seiner guten Laune, die angesichts der sicheren Niederlage dieses jungen Mannes noch wuchs, schlug er vor, in eines der besten Musikcafés zu gehen, alle zusammen, auch Erna. Ernas Versuche, sich wegen angeblicher Müdigkeit zu entziehen, fruchteten nichts. Er war doch erst heute nach fast einem geschlagenen Monat außer Hauses zurückgekehrt, und sie würde ihnnicht um das Vergnügen bringen, einen angenehmen Abend im Kreis der Familie zu verleben, insbesondere da morgen Sonntag war, sie vormittags also nach Herzenslust ausschlafen konnte. Außerdem sei sie doch schon ein erwachsenes Mädchen, »nicht wahr, Herr Rost?«. Der nickte zustimmend. Sie müsse also nicht immer mit den Hühnern ins Bett gehen, könne einmal von dieser Gewohnheit ablassen und mit den Eltern ein Kaffeehaus aufsuchen. Gertrud wiederum war sofort angetan vom Vorschlag ihres Mannes und ging in ihr Zimmer, um sich anzukleiden. Sie spürte bereits einen unangenehmen Vorgeschmack auf die kommende Nacht, die sie allein mit ihrem Mann verbringen würde. Da war es besser, die Sache hinauszuschieben, die Nacht möglichst zu verkürzen, wenn man sie schon nicht überspringen konnte.
    Ein leichter, warmer Regen sprühte draußen. Die Straßenlaternen standen in Dunst gehüllt, und ihr Licht schimmerte diffus, wie gemahlen. Erna wurde zurückgeschickt, um einen Schirm zu holen, und die anderen warteten am Tor auf sie. Der Bürgersteig wurde dunkel. Ein leichter Wind wehte hin und wieder kaum wahrnehmbaren Lindenduft aus der Ferne herbei.
    Erna konnte eine Weile mit Rost zurückbleiben, in einigem Abstand hinter den Eltern. Sie passte einen günstigen Moment ab, um ihm zuzuflüstern: »Sie sind von beispielloser Unverschämtheit!«
    »Wie kommen Sie darauf ?«
    »Das wissen Sie selbst.«
    »Ich weiß gar nichts.«
    »Und ein Feigling sind Sie obendrein.«
    »Mag sein.«
    »Sagen Sie mal, Herr Rost, werden Sie sich nicht bald ein anderes Zimmer suchen?«
    »Das glaube ich kaum. Mein Zimmer gefällt mir ausgesprochen gut.«
    »Aber Sie stören hier. Haben Sie denn noch nicht gemerkt, dass Sie stören?«
    »Ich muss gestehen, dass nein.«
    »Und was werden Sie tun, da Sie es nun wissen?«
    »Gar nichts.«
    »Was für eine dreiste Aufdringlichkeit!«
    »In dieser Angelegenheit liegt die Entscheidung bei Ihrer Mutter.«
    »Aber wenn man ihnen doch ins Gesicht sagt, dass Sie hier unerwünscht sind«, ereiferte sich das junge Mädchen, »ja, eindeutig unerwünscht! Haben Sie denn keinen Deut Ehrgefühl?«
    »Hören Sie mal, Fräulein Erna«, sagte Rost ernsthaft. Er ergriff sogar ihre Hand, die ihm fieberheiß vorkam, aber Erna zog sie sofort zurück. »Kein Grund zur Aufregung, ich unterscheide mich etwas von dem Bild, das Sie sich von mir gemacht haben. Wir werden noch wahre Freunde werden, Sie werden sehen.« Inzwischen waren sie am Ziel angelangt. Rost sagte nur: »Schön. Wir werden noch auf das Thema zurückkommen.«
    Im voll besetzten Kaffeehaussaal schlängelten sie sich zwischen den Tischen hindurch, bis sie ein passendes Eckchen gefunden hatten. Der korpulente Kapellmeister auf der Bühne wandte den Gästen seine blanke Glatze zu. Fast ohne sich zu rühren entlockte er der Kapelle die stürmischen Klänge einer berühmten Operette. Als er sich umdrehte, um den Applaus mit Verbeugungen zu quittieren, sah man von seinem Gesicht nichts als einen dicken Schnauzer und ein Monokel. Georg Stift, immer noch gut gelaunt, verführte Rost, Cherry Brandy zu bestellen. Er redete als Einziger. Gertrud sparte mit Worten, und Rost

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