Eine Zuflucht aus Rosen
verantwortlich war – jene Freiheit, die sie gehabt hatte, zu zerstören, brach wie ein Guss eiskalten Wassers über ihn herein.
Heinrich hatte sich Madelyne zugewandt und betrachtete sie nun mit unnachgiebigen blauen Augen. „Mylady“, entgegnete er ihr mit der festen Stimme eines Monarchen, „es ist nicht unsere Absicht Gott zu verleugnen, aber – wie wir klar gesagt haben –, dass Ihr Euer Leben Gott weihen wollt, dafür ist der letzte Schwur nicht geleistet worden, und daher nehmen wir dies als ein Zeichen dafür, ein Zeichen von Gott selbst, dass es nicht sein Wille ist, dass Ihr das tut. Wir wollen in der Sache nichts mehr hören, Lady Madelyne.“ Seine Stimme war ungeduldig geworden und er zerteilte die Luft mit abrupten Gesten seiner Hand, so als wolle er jeden Einspruch von ihrer Seite unterbinden.
„Wie Ihr wünscht, Eure Majestät.“ Madelyne stand jetzt unterwürfig da, Schultern gerade, den Blick etwas gesenkt, die Hände an ihrer Taille zu Fäusten geballt.
Es kam zu einem längeren Schweigen, während der König wieder an seinem Kelch nippte, und es wurde erst unterbrochen, als er den Kelch bedächtig auf einem kleinen Tisch neben seinem Thronsessel absetzte. „Lady Madelyne, Ihr seid nun ein Mündel des Königs und Ihr sollt Euren Pflichten hier bei Hofe nachkommen, indem Ihr Ihrer Majestät der Königin Eleonore dient. Wir werden eine hübsche Gebühr bei Eurem Vater eintreiben – Burland!“, rief er rüber zu dem Schreiberling, der immer noch zusammengekauert an dem Tisch saß und die ganze Auseinandersetzung hindurch weiter auf sein Pergament gekratzt hatte. Der Kopf des Schreiberlings tauchte auf einmal auf und er blickte wie ein Maulwurf blind in die Runde. „Burland, lasst Fantin de Belgrume Nachricht zukommen, dass wir eine Gebühr bemessen werden, als Entschädigung dafür, die Vormundschaft über seine Tochter Madelyne übernommen zu haben.“
Gavin erhaschte den Humor, der kurz in den Augen des Königs aufblitzte, und konnte einem kleinen Grinsen nicht widerstehen. Heinrich verpasste auch nicht die kleinste Gelegenheit, den königlichen Schatztruhen noch etwas hinzuzufügen – auf jede Art und Weise, die er legal erfinden konnte. Fantin würde vor Wut wahrscheinlich toben, wenn er die Nachricht empfing, und es gab nichts, was er tun konnte, außer zu bezahlen.
Er wurde wieder ernst, als er Madelyne dann anschaute. Sie stand steif wie eine Statue da, so kalt und glatt und schön wie eine Figur aus Marmor. Und schwieg, während die Männer um sie herum miteinander verhandelten. Wieder quälte ihn da jäh sein Gewissen, aber er schob dies beiseite. Er war nicht verantwortlich für die Tatsache, dass sie vernachlässigt hatte ihr endgültiges Gelübde abzulegen. Und das war der einzige Grund, warum sie sich nun in dieser misslichen Lage befand.
„Ihr dürft gehen, Mylady. Wir erwarten Euch von nun an unter den Hofdamen der Königin zu sehen.“
„Ich danke Euch, Majestät.“ Madelyne machte einen anmutigen Knicks, drehte sich dann um und ging stocksteif auf die Tür am anderen Ende des Zimmers zu.
Gavin erhaschte einen Blick ihres erstarrten Profils, aber sie blickte ihn nicht an, als sie vorüberging.
Er schaute Heinrich an, dessen eigener Blick Madelyne aus dem Zimmer folgte. „Es wäre eine Sünde für eine so schön wie sie, eine Braut Gottes zu werden“, murmelte Heinrich mit einem Zwinkern zu Gavin.
Madelyne hörte, wie hinter ihr der König etwas murmelte, aber sie war den Tränen so nahe, dass sie nicht wagte sich umzublicken, ob er immer noch mit ihr sprach. Ein leises Grollen folgte den Bemerkungen des Königs und sie nahm an, es war Gavins Erwiderung. Sie blickte sich nicht um, um zu sehen, ob Gavin ihr folgte. Lieber würde sie den Weg zu ihren Gemächern selbst finden, als auf ihn zu warten.
Mit hoch erhobenem Haupt streckte sie an der Tür zum Gang draußen die Schultern nach hinten. Ein Page stand neben dem hohen Eichenportal, der ihr öffnete, als sie sich näherte, und dann beiseite trat, so dass sie wieder den Weg in die Menge fand, die sich wie immer draußen vor der Tür versammelte.
Leute wanderten in dem großen, offenen Raum dort auf und ab, und Madelyne eilte durch die Grüppchen hindurch, ohne irgendjemanden davon wahrzunehmen. Verschwommen hörte sie noch, wie der Page den Gast der nächsten Audienz des Königs verlas, und dann hörte sie noch, wie das Portal hinter ihr ins Schloss fiel.
Sie hielt immer noch ihren goldenen Rock in den
Weitere Kostenlose Bücher