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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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von Mal Verne selbst, zwischen seinen Nägeln. Es war nicht möglich, dass er lebte!
    Er sog tief Luft ein. Er musst die Oberherrschaft über seine Sinne wieder erlangen und das Rot bezwingen, das sein Blickfeld auf einmal getrübt hatte, es zum Verschwinden bringen ... er schloss die Augen und rief Gott an, um ihm die Gelassenheit und Klarheit zu senden, die ihm zustand. Wenn er Seinen Willen vollbringen sollte, dann musste Er ihm die Mittel geben, es zu verstehen.
    Fantin konzentrierte sich, nahm zwei weitere tiefe Atemzüge. Das Rauchige des Feuers und die Schärfe von verglühendem Apfelholz und geschmolzenem Metall, brannte ihm in den Lungen, aber es war nicht von Bedeutung.
    Das Schreiben zitterte in seinen Händen, so dass er kaum imstande war, die restlichen Worte der Nachricht zu lesen ... aber als er sich dann endlich wieder dem Schreiben zuwandte, schnappte er auf einmal nach Luft. Er konnte die Worte, die da standen, nicht glauben. Er las es dreimal, bevor ihn die Bestürzung dazu trieb, etwas zu sagen. „Mal Verne behauptet meine Tochter gefunden zu haben! Meine Tochter ist am Leben ! Das kann nicht sein!“ Er starrte das Papier an, als die unmöglichen Worte wieder und wieder erschienen.
    Tavis starrte ihn mit seinen aufgerissenen, dunklen Augen an. „Eure Tochter ist am Leben? Aber ... das ist doch eine frohe Kunde?“
    Plötzlich – endlich! – rauschte die vertraute Wärme durch Fantin hindurch, beruhigte ihn und besänftigte seine überreizten Nerven. Wie ein Blitz schärfte eine erregende Klarheit seine Sinne und ganz plötzlich begriff er.
    Das Zeichen! Es war das Zeichen, für das er gebetet hatte.
    „Rufus!“, kreischte er und rannte zur Kapelle, „es ist das Zeichen! Meine Tochter lebt!“
    Der Priester trat aus der kleinen Zelle heraus, das Gesicht so ernst und nüchtern wie immer, die Hände gut versteckt in seinen Ärmeln. „Ah ... ich habe derlei frohe Kunde erwartet. Der Herr hat sich offenbart und nun könnt Ihr den Pfad erkennen.“
    „So ist es!“ Fantin konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so erleichtert gefühlt hatte, sich seiner Bestimmung so gewiss. Wärme, Schönheit, Liebe ... alles erglühte in ihm, in dem Bewusstsein, dass er so reichlich beschenkt worden war. Er lächelte glückselig, erhaschte den Anblick seines eigenen Spiegelbildes dort in dem Spiegel auf der anderen Seite des Tisches ... und bewunderte das engelhafte, heilige Leuchten, das sich in seinem feingeschnittenem Gesicht widerspiegelte.
    Endlich.
    Dass Gott ihm wieder seine Tochter zuführte – die reine, unschuldige Fleischwerdung seiner selbst, vereinigt mit dem seiner geliebten Gemahlin Anne. Dass er sie wiederauferstehen ließ, nach so vielen Jahren.
    Er war gesegnet. Und ohne jeden Zweifel wusste er, dass Madelyne ein zentrales Werkzeug in der Erschaffung des Steines der Weisen sein würde. Sie war das fehlende Glied, das ihm nun wieder zugeführt wurde.
    Natürlich. Die Hitze, die da durch ihn hinweg rauschte, war heiß und voll und erregend. „Sie hat Gott in einem Kloster gedient und soll Nonne werden“, erklärte er dem Priester.
    Rufus lächelte. „Umso besser. Ihre Anbetung soll nicht auf die Taten jener Schwester vergeudet werden – Lord Fantin, Ihr müsst sie hierher bringen und sie wird hier Gott dienen, für Eure Zwecke.“
    Eine Wärme packte Fantin da, als die Wahrheit in den Worten von Rufus über ihn hereinbrach. „So ist es. Oh, Vater, da habt Ihr recht gesprochen! Madelyne, meinen eigenen Lenden entsprossen und dem Schoß ihrer Mutter, ist in der Tat das reinste aller Wesen auf Erden. Es ist nur geziemend, dass sie als der Kanal zwischen mir und meinem Gott fungieren wird ... denn durch sie wird Er sprechen und mir das Heil zeigen, das ich mit dem Stein erlangen werde!“
    Und mit einem plötzlich überspringenden Funken Humors lächelte er auf einmal. „Es wird mir das größte Vergnügen sein, meine Tochter nach so vielen Jahren in ihrem Heim wieder willkommen zu heißen.“

Sechs
     
    „Seht nur, Lady Madelyne.“ Lord Mal Verne zeigte in südliche Richtung, als sie den Kamm eines Hügels erklommen hatten. „Das ist Mal Verne.“
    Madelyne drehte sich gehorsam um und es eröffnete sich ihr dann der Blick über ein kleines Tal hinweg, rüber zu einem weiteren, etwas größeren Hügel, auf dessen Kamm eine Steinmauer sich langschlängelte. Schwarzgoldene Flaggen mit dem Wappen von Mal Verne flatterten über Zinnen, die gleich großen Zähnen oben an der

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