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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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die dichten, leuchtenden Locken – von denen Nicola gesagt hatte, sie erinnerten sie an vergoldete Mondstrahlen – nicht zusammen, trotz der Gefahren, die das barg, weil sie ihm oft ins Gesicht fielen, während er arbeitete. Fantin war sich sicher, dass Gott ihm diese eine Sünde der Eitelkeit vergeben würde, da es eine so kleine Sünde war, wenn man die anderen in Betracht zog – wie beispielsweise Ehebruch und Mord und Müßiggang.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine äußere Erscheinung gefällig war, schritt er zu dem Jungen hin. Er merkte, dass diesem die Knie geradezu schlotterten, bei dem Gedanken seinen Herren bei der Arbeit gestört zu haben. Er nahm dem Burschen das schwere Pergament ab und Fantin ließ sich dazu herab, dem Jungen ein warmes Lächeln zu schenken, zusammen mit einem Nicken als Dank. Es bereitete ihm ein herrliches Vergnügen zu sehen, wie der Junge geradezu aus dem Raum floh und die Erleichterung hinter ihm her wehte.
    „Der Junge war drauf und dran, sich in die Hosen zu machen, als er hier herunter stieg, so fürchtete er Euer Werk, Mylord“, merkte sein Assistent Tavis an – ein schlanker, attraktiver Mann, nicht viel älter als der Schildknappe, der gerade aus dem Laboratorium geflüchtet war. Er stand auf der anderen Seite des schweren Holztisches und rührte gerade in einer tiefen Schüssel eine violette Flüssigkeit um, die dampfte und nach Belladonna stank.
    „Das ist nicht ganz die Wahrheit, denn er weiß: Sollte eine Nachricht verspätet überbracht werden, würde es ihm noch wesentlich schlimmer ergehen, als wenn er mich bei der Arbeit stört.“ Fantin kicherte etwas feucht. „Das war eine deiner ersten Lektionen, nicht wahr, Tavis?“
    Fantin wandte sich wieder dem Schreiben in seiner Hand zu und als er auf das Siegelblickte, überkam ihn Erregung. Er widerstand dem Drang, Rufus von seinem unablässigen Beten in der Kapelle herbeizurufen – denn sollte Gott wirklich zu ihm sprechen, war Fantin entschlossen, dass Rufus anwesend wäre, um es zu hören.
    Er wusste, was diese Nachricht enthielt, und wenn er den Priester von seiner geheiligten Pflicht wegbestellte, würde Rufus ihm nur Vorwürfe machen dafür, was er als Fantins Obsession in Bezug auf Mal Verne bezeichnete. Aber jetzt: Endlich, endlich, war jene Obsession mit dem Tode Mal Vernes erloschen und Fantin konnte sich voll und ganz der Reinigung seiner selbst und der Zubereitung der Rezeptur für den Stein der Weisen widmen. Es war das Zeichen, auf das er gewartet hatte.
    „Von wem stammt die Nachricht?“ Tavis sah aus wie ein eifriger Welpe, wie er da mit dem Ellbogen an die Schüssel kam und die rauchende Flüssigkeit über die Seite derselben schwappte. Sein Gesicht wurde rosig vor Verärgerung, als er nach einem Tuch griff, um das Verschüttete aufzuwischen.
    „Gib doch Acht!“, fuhr ihn Fantin an, Zorn stieg angesichts der Tölpelhaftigkeit des jungen Mannes in ihm auf, die sich, wie es schien, mindestens dreimal am Tag manifestierte. „Ich wünsche nicht Schweineblut und Belladonna überall auf dem Boden meines Zimmers zu haben!“
    Sein Ärger ebbte wieder ab, als er seinen Assistenten beobachtete, der die Sauerei aufgewischt hatte und jetzt angemessen betreten mit niedergeschlagenen Augen dastand. Tavis mochte zwar etwas übereifrig sein und mehr als nur ein bisschen ungeschickt, aber er war Fantin absolut ergeben und das an sich war schon den Ärger wert, hinter seinen Patzern her zu putzen.
    „Die Nachricht stammt von Rohan, dem Mann, den ich in Mal Vernes Diensten habe.“ Er brach das Siegel und begann das Pergament zu überfliegen, als er fortfuhr zu sprechen. „Ich gehe davon aus, dass das hier die Nachricht ist, die–“ Fantin keuchte plötzlich, seine Augen quollen über vor Ungläubigkeit und dann vor blankem Entsetzen. Unbändige Wut stieg in ihm auf, machte sein Gesicht heiß und ließ die Hand, die das Pergament hielt, heftig zittern.
    Beim hohen, spitzen Schrei der Ungläubigkeit von seinem Meister, erstarrte Tavis und starrte ihn mit großen, kugelrunden Augen an. „Was ist mit Euch, Meister Fantin?“, fragte er mit dünner Stimme.
    Eine Ader an Fantins Stirn pochte wütend. Während er sich mit einer Hand wild durch die Haare fuhr, schaute er zu seinem Assistenten. „Mal Verne lebt. Er lebt !“
    Fantin schloss die Finger der Hand um die Ränder des Pergaments zu einer Faust, genoss es, wie das fragile Papier unter seiner Wut nachgab, wünschte sich, es wäre der Hals

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