Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
Vom Netzwerk:
von ihr gewesen, ohne Begleitung durch das Kloster zu spazieren. „Ich werde zu meinem Bett zurückkehren, Mylord.“
    Lord Mal Verne tat einen Schritt vor und zu ihrer Überraschung bot er ihr seinen Arm an. „Und ich werde Euch geleiten und damit die Gewissheit haben, dass Ihr ohne Schaden dort anlangt. Und dass Ihr keine weiteren Finten plant.“
    Als sie widerwillig ihre Hand um seinen Unterarm gleiten ließ, erinnerte sie sich, wie ihre Mutter das vor so vielen Jahren auf Tricourten gemacht hatte. Obwohl ihre Hand ihn dort kaum berührte, war sie sich sehr bewusst, wie sich das fein gewobene Leinen seines Ärmels anfühlte, und war sich der Festigkeit seines Armes darunter ebenso bewusst. Ihr Rock streifte gegen seine Beine, als sie in einem angenehm raschen Schritt zurück zu den Quartieren der Frauen gingen.
    Als sie am Eingang zu den Zimmern anlangten, hielt Mal Verne an, zögerte vor der Türe, aber machte keine Anstalten diese zu öffnen. Er schaute auf sie herab, als sie ihre Hand von seinem Arm fortzog und Madelyne fand sich gefangen unter seinem Blick. Etwas glitzerte darin, in den Tiefen seiner Augen, und das machte ihr das Atmen unmöglich, als sie so voreinander standen. In einem immer länger werdenden Schweigen.
    „Tragt Ihr Euren Schleier zu jeder Zeit – auch im Schlaf noch?“, fragte er schließlich und streckte eine Hand aus, wie um ihn zu berühren.
    Aus der Fassung gebracht von seiner seltsamen Frage, schaute Madelyne weg und unterbrach so den Blickkontakt und die Spannung zwischen ihnen. Seine Hand fiel wieder nach unten, aber er schaute sie weiterhin an. „Nein, Mylord.“ Sie tat einen Schritt nach hinten, weg von ihm, und hob ihr Gesicht an, um ihn wieder anzublicken, verwirrt von seinen Worten.
    Sie war schockiert, als sein Mund sich nach oben verzog, zu dem dünnsten aller Lächeln, und Kummer seine Augen aufleuchten ließ. „Ich habe schon seit jeher an der schlimmsten Form von Neugier gelitten ... und habe mich daher nur nach der Farbe Eures Haares gefragt, das Ihr so gut versteckt haltet.“ Dann wurden seine Augen weit – von einem Aufblitzen des Entsetzens, aber das verschwand sogleich wieder, um von dem vertrauten, harten Zynismus ersetzt zu werden. „Außer es ist unter den Nonnen im Kloster Lock Rose üblich, sich den Kopf zu rasieren.“
    „Nur diejenigen, die ihr endgültiges Gelübde abgelegt haben, nehmen an jenem Brauch Teil“, antwortete Madelyne, plötzlich froh, dass sie es noch nicht getan hatte. „Mein Kopf ist nicht rasiert. Und mein Haar ist dunkel.“ Sie wusste das nur deswegen, weil es lang genug war, damit der schwere Zopf, den sie trug, ihr über die Schulter runter bis zur Taille fiel. Denn sie hatte sich selbst nicht mehr in einem Spiegel gesehen, seit sie im Kloster angekommen war.
    Er erstarrte. „Ihr seid keine Nonne?“
    „Ich werde eine Nonne sein, wenn ich nach Kloster Lock Rose zurückgebracht werde“, sagte sie ihm mit Nachdruck, wobei sie ihre verkrampften Hände in den Falten ihres Gewands versteckte.
    „Ja – falls Ihr in das Kloster zurückgebracht werdet.“ Er drehte sich da abrupt weg und öffnete die Tür zu ihrer Kammer und machte ihr Zeichen einzutreten. „Ich werde Euch Morgen sehen, Lady Madelyne. Ich wünsche Euch einen wohlverdienten, guten Schlaf.“
    * * *
    Fantin mischte gerade Heilerde, die trockene Asche von Apfelbaumholz und zerstoßene Rubine, als das Zeichen, für das er so lange gebetet hatte, ihm zuteil wurde.
    „Mylord“, sprach der Schildknappe nervös, als er eine vollkommene Verbeugung machte, „dieses Schreiben ist soeben eingetroffen.“
    Fantin wandte sich von dem Tisch ab, an dem er arbeitete, und tauchte seine Hände in eine kleine Schale Wasser, die er eben zu jenem Zweck da stehen hatte. Dreck unter seinen Fingern ertrug er nur schwerlich, auch nicht Flecken auf seiner Kleidung, oder etwas Verschüttetes auf dem Boden oder auf den Tischen – und er ließ es ganz sicher nicht zu, dass seine Korrespondenz Tintenklekse oder Blutspuren aufwies.
    Während er seine rosigen, sauberen Hände mit einem der vielen Tücher trocknete, die er zu dem Zweck da hatte, blickte er zu dem polierten Silberspiegel, der zwischen zwei der hellsten Fackeln hing. Sein ansehnliches Gesicht – das ihm die Frauen in beschämend großen Rudeln zutrieb – wies keinerlei Rußspuren auf, und sein leuchtendes Haar von der Farbe des Weizens lag ihm in Locken um das Gesicht. Es war seine einzige Schwäche – sein Haar. Er band

Weitere Kostenlose Bücher