Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
And I hate Cheerleader.“
Die Musik wird immer lauter und die Bar ist vollgepackt mit Menschen. Eric rückt mit jeder Minute näher. Natürlich nur, damit wir uns besser unterhalten können. Oder?
Er nutzt jede Gelegenheit, um mir ins Ohr zu flüstern und mir damit einen Schauer über den Rücken zu jagen.
Eigentlich warte ich noch auf meine Freundin Jule, doch meine suchenden Blicke werden immer sporadischer. Eric hat schon den dritten Whiskey intus und scheint leicht angeschickert. Betrunkene Männer sind mir unangenehm, doch er ist anders. Es ist, als würde er seine extrem coole Fassade fallen lassen und etwas von seinem wahren Gesicht zeigen. Er streicht mir eine Locke aus der Stirn und setzt gerade an, etwas zu sagen. Ganz nah an meinem Ohr. Ich kann praktisch seine Lippen auf meiner Haut spüren. Doch dann zieht er sich wieder zurück und grinst.
„Was wolltest du sagen?“, frage ich verwirrt.
„Nichts“, antwortet er rotzfrech und grinst noch breiter. Jetzt wird es mir klar. Er hat sich eine Gelegenheit erschlichen, mir nahe zu kommen. Ohne das Risiko eine Abfuhr zu kassieren. Ich würde ihm so gerne sagen, dass er einfach nur fragen muss, wenn er mich berühren möchte, doch ich bin keine von denen. Ich bin kein Footballgroupie. Ja, ich flirte gerne, aber ich ziehe ganz klare Grenzen. Beinahe jeder aus dem Team hat es schon versucht, selbst die Verheirateten. Dummerweise war aber auch noch keiner wie Eric.
Reiß dich zusammen, Nina. DU BIST KEIN GROUPIE.
Ich entschuldige mich bei Eric, um auf die Toilette zu verschwinden. Sein Blick brennt mir im Rücken, als ich mir einen Weg durch die Menge bahne. Kurz vor der Toilettentür packt mich eine große Hand am Arm und hält mich zurück.
„Was willst du?“ gifte ich meinen Bruder an. Er zieht mich außer Hörweite seiner Kollegen.
„Das frage ich dich. Was willst du mit Eric?“
Ich schnaube genervt und winde mich aus seinem Griff.
„Komm runter, großer Bruder. Wir unterhalten uns nur.“
Thorsten sieht mich streng an.
„Nach Unterhaltung sieht das nicht mehr aus. Du sitzt praktisch auf seinem Schoß. Nina, er ist nicht gut für dich. Halt dich fern. Ich meine es ernst.“
„Krieg dich ein. Ich kann auf mich selber aufpassen.“
Ich lasse ihn stehen und verschwinde im Waschraum.
Nach ein paar tiefen Atemzügen habe ich mich wieder gefangen. Es passiert nicht oft, aber immer wenn mein Bruder den Beschützer spielen will, werde ich zur Furie. Niemand muss mich beschützen. Das habe ich bisher immer ausgezeichnet selbst hinbekommen. Vor den wirklich beschissenen und verdrehten Dingen im Leben kann mich ohnehin niemand schützen.
Ich schüttele meine Haare auf und gehe wieder an die Bar. Eric sieht mir entgegen, während er mit seinem Handy telefoniert. Er wirft mir ein gestresstes Lächeln zu und klappt dann sein Telefon zu. Ich gleite neben ihn auf den Barhocker und frage zaghaft: „Alles in Ordnung?“
Er schüttelt den Kopf, als wollte er sich aus einem schlechten Traum befreien.
„Ja, alles gut. Stress mit meiner Schwester.“ Er reibt sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nase und sieht mich nervös an.
„I’m sorry, but I gotta go. Ich muss morgen früh raus.“
Obwohl ich enttäuscht bin, winke ich seine Entschuldigung ab.
„Kein Problem. Auf meine Freundin brauche ich wohl nicht mehr zu warten. Ich werde mich auch auf den Heimweg machen.“
Eric steht vor mir auf und reicht mir seine Hand, um mir vom Barhocker runterzuhelfen. Ich nehme sie und bemerke mit einer Spur von Erregung, wie meine kleine Hand in seiner großen Hand verschwindet. Für einen Moment stelle ich mir vor, wie sich diese Hände wohl auf meinem Po anfühlen würden und was die Größe seiner Hände noch aussagen könnte. Genau dieser Moment der Unaufmerksamkeit führt dazu, dass mein Absatz wegknickt und ich in Erics Armen lande. Einen Arm hat er um meine Taille geschlungen, um mich vor dem Absturz zu bewahren und mit der freien Hand fängt er gerade noch den Barhocker auf, den ich beinahe mit niedergerissen hätte. Erst jetzt wird mir bewusst, wie groß er ist. Da ich selbst nicht unbedingt zu den kleinen Frauen gehöre und er mich trotz High Heels um einen guten Kopf überragt, gehe ich davon aus, dass er mindestens zwei Meter groß ist.
„Gute Reflexe. Danke dir“, sage ich atemlos und befreie mich widerwillig aus seinem Griff. Er riecht zum Anbeißen.
„Ich habe zu danken“, antwortet er direkt an meiner Wange. Er legt einen
Weitere Kostenlose Bücher