Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
ich dir etwas erzählen?“ Seine Stimme wird ernst. Ich würde jetzt gerne sein Gesicht sehen.
„Ja, natürlich.“
„Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich gestern Nacht einfach abgehauen bin. Ich bin wirklich froh, dass du meine Telefonnummer genutzt hast.“
„Hey, es ist in Ordnung. Du hast mir ja gesagt, dass du eigentlich nach Hause musst.“
„Nein, es ist nicht in Ordnung. Versteh mich nicht falsch. Ich bereue keine Sekunde von dem, was da gestern Abend passiert ist, aber so etwas ist eigentlich nicht meine Art.“
Ja klar, sexy Footballspieler sind ja bekannt für ihr abstinentes Leben. Nicht, dass ich Vorurteile hätte.
„Und was ist deine Art?“
„I would like you to know you better”, antwortet er zögerlich.
„Hm”, lautet meine kurze und völlig beschränkte Antwort.
Einen Moment herrscht Stille, bevor Eric wieder spricht.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass Thorsten dein Bruder ist?“
Oh Shit. Das Thema hatte ich völlig verdrängt.
„Es tut mir leid. Ich dachte nicht, dass es so weit gehen würde. Hoffentlich hast du jetzt keinen Ärger. Wenn Thorsten das erfährt, dann rastet er aus.“
„Ich habe keinen Ärger und ich habe auch keine Angst vor deinem Bruder. Eine kleine Warnung wäre dennoch nett gewesen.“
„Entschuldige“, erwidere ich kleinlaut.
„Lass uns das vergessen. Ich mag ein bisschen mit dir reden. Hast du Zeit?“
„Ja, ich bin fertig für heute und habe morgen Spätschicht. Und zwei Gläser Wein habe ich auch schon drin.“
Eric lacht lauthals. „Musstest du dir Mut antrinken?“
„Ja, so etwas in der Art. Kann ich dich was fragen?“
„Sure. Was willst du wissen?“
„Warum fällst du eigentlich zwischendurch ins Englische zurück, obwohl du so makellos Deutsch sprichst? Nicht, dass ich das schlimm fände.“
Er muss ja nicht gleich wissen, dass es mir jedes Mal ein feuchtes Höschen beschert. Eric zögert einen Moment, bevor er antwortet.
„Schwer zu sagen. Bestimmte Dinge kann ich einfach besser in meiner Muttersprache ausdrücken. Es fühlt sich irgendwie besser an. Die deutsche Sprache ist manchmal so hart.“
„Wieso kannst du eigentlich so gut Deutsch?“
„Ich bin von der ersten bis zur sechsten Klasse hier zur Schule gegangen. Mein Vater war bei der Army und in der Zeit in Deutschland stationiert.“
„Und warum bist du jetzt wieder hier?“, frage ich neugierig.
„Dir ist schon bewusst, dass du mich gerade ganz schön ausfragst? Ich dachte eigentlich, das würde andersrum laufen.“
„Du kannst mich ja gleich fragen.“
„Mein Vertrag in Texas lief aus und mein Vater will seinen Ruhestand in Deutschland verbringen. Er hat es hier immer geliebt. Dann kam das Angebot der Hunters. Also habe ich nicht lange gezögert und bin mitgegangen. Was allerdings zu dem uncoolen Zustand geführt hat, dass ich momentan in der Einliegerwohnung meiner Eltern lebe.“
„Wie alt bist du, Eric?“ Er muss ja nicht wissen, dass ich ihn heute Nachmittag gestalkt und seinen Namen durch ein paar Suchmaschinen im Internet laufen lassen habe. Schlauer bin ich dadurch leider auch nicht geworden.
„Ich bin 28. Und du?“
„23.“
„Sweet. Was machst du beruflich?“
„Ich bin Erzieherin.“
„Kindergärtnerin?“, fragt er nach. Sein Deutsch ist scheinbar doch nicht so perfekt.
„Ja, das ist es, was ich tue.“ Ich höre, wie er scharf die Luft einzieht.
„Stimmt was nicht?“
„Nein, alles bestens.“
Ich gehe von der Küche ins Wohnzimmer und lasse mich auf dem Sofa nieder. Eric hört wohl das Rascheln im Hintergrund und fragt, „Was machst du?“
„Ich habe es mir nur gerade auf dem Sofa gemütlich gemacht.“
„Was hast du an?“, fragt er mit lüsternem Unterton.
„Eric!“
„Ja ja, ich bin schon brav.“
„Wie geht’s eigentlich meinem Höschen?“
„Ich dachte, ich soll brav bleiben.“
„Mal im Ernst. Was willst du damit? Bist du ein Trophäensammler?“
„Was meinst du damit?“, fragt er verwirrt.
„Ich meine damit, sammelst du die Höschen von all deinen Eroberungen?“
„Du glaubst das wirklich, oder?“
„Eric, mein Bruder spielt schon ein paar Jahre und ich habe genug gesehen. Du bist nicht hässlich und das weißt du auch.“
„Ich werde mich nicht für Vorurteile rechtfertigen, an denen du dich festgebissen hast. Aber ich möchte dich wiedersehen. Möchtest du das auch, darlin’?“
„Ich weiß nicht. Meine letzte Beziehung ist nicht gerade gut ausgegangen. Es ist alles
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