Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
zurück. Ausschließlich, wenn er in höchstem Maße gestresst ist oder in Momenten der Leidenschaft.
„Sie ist nicht zu jung. Lucy ist fast 25 Jahre alt. Wie alt warst du, als du Jasmin geheiratet hast.“
„Twenty-one.“
„Wie alt war ich, als du mich geheiratet hast?“
„Twenty-five.“
„Muss ich noch mehr sagen?“
Eric zieht mich in seine Arme und streicht durch meine Haare. Erinnerungen an letzte Nacht fliegen an meinem inneren Auge vorbei. Zwanzig Jahre und es ist kein bisschen weniger geworden. Im Gegenteil, manchmal ist es so intensiv, dass es schon fast zuviel ist.
„I can’t let her go”, wispert er in meine Haare.
„Sei nicht albern. Du musst sie nicht gehen lassen. Es wird genauso sein, wie vorher. Sie kommt jedes Wochenende mit Oskar zum Essen und unternimmt einmal in der Woche etwas mit Jenna. Und sie wird dich sicher immer noch zum Mittagessen in der Kanzlei abholen. Sie wohnt doch nur ein paar Straßen von uns entfernt. Es wird sich nichts ändern.“
„Oskar. How can she marry a guy named Oskar?“
„Jetzt hör aber auf. Du liebst den Kerl. Von dem Moment an, wo sie ihn mit nach Hause gebracht hat und er alles über deine Footballkarriere wissen wollte. Du kannst es kaum erwarten, wenn sie sonntags kommen, damit ihr zusammen ein Spiel ansehen könnt.“
Ich lege meine Hände auf seine Oberarme und streiche durch die Smokingjacke über sein Tattoo.
„I just want her to be happy, darlin’.“
„Ich weiß, Eric. Das will ich doch auch. Sie ist glücklich. Die beiden lieben sich und er ist ein wirklich guter Kerl. Wenn du deine väterliche Eifersucht mal beiseite schiebst, dann siehst du das auch. Warst du schon bei ihr?“
„Yeah. She’s so beautiful, I almost cried.“
Ich küsse ihn sanft auf die Lippen und sage: „Ich liebe dich.“
„I love you more.“
Eric dreht sich von mir weg und scheint dringend einen Moment für sich zu brauchen.
„Ich sehe mal eben nach, ob ich Lucy noch bei irgendetwas helfen kann.“
Auf dem Weg nach draußen greife ich eine kleine Schachtel aus meiner Handtasche.
Zaghaft klopfe ich an Lucys Zimmertüre und trete ein. Ihre beiden Brautjungfern gehen gleich beiseite, als sie mich sehen, und geben damit den Blick auf meine große Tochter frei. Die sitzt fertig angezogen, geschminkt und frisiert vor einem Spiegel und wartet auf ihren großen Auftritt.
„Du bist wunderschön, Lulu“, sage ich mit Tränen in den Augen. Wie gut, dass ich mich nur sehr sparsam geschminkt habe. Ihre Freundinnen schließen diskret die Türe hinter sich und lassen uns einen letzten privaten Moment.
„Danke, Mama.“ Selbst nach der langen Zeit kann ich es immer noch nicht fassen, dass sie mich so betitelt. Ich habe sie ein Jahr nach unserer Hochzeit adoptiert, aber da hat sie mich schon lange so genannt.
Endlich steht sie von ihrem Platz auf und lässt mich ihre ganze Pracht sehen. Sie trägt ein schulterfreies, klassisches Brautkleid. Es hat eine schmale A-Linie mit einer kurzen Schleppe und sieht aus, als wäre es ihr auf den Leib geschneidert. Ihre pechschwarzen Haare sind in große Locken aufgedreht worden und werden nur von einer eleganten Spange zusammengehalten.
„Ich habe etwas für dich“, sage ich mit belegter Stimme und halte ihr die Schmuckschatulle hin. „Du brauchst schließlich noch etwas Altes.“
Lucy fächert sich Luft zu, als sie sieht, was in der Schatulle ist. „Mama“, sagt sie ergriffen und drückt mich fest an sich.
Es ist eine antike Kette mit einem Amulett, welches ich von meiner Mutter geerbt habe.
„Schau mal rein“, fordere ich sie auf. Lucy löst den kleinen Verschluss und sieht die beiden innenliegenden Fotos.
Das eine Foto ist von Jasmin an ihrem Hochzeitstag. Sie posiert vor einem Spiegel, während sie sich schminkt. Das andere ist das letzte Foto aus Lucys Babyalbum, wo sie das erste und letzte Mal auf dem Arm ihrer Mutter liegt.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagt sie ergriffen.
„Du musst nichts sagen, Lulu. Ich dachte nur, es wäre schön, wenn ein Teil von ihr heute mit dabei ist.“
Lucy fällt mir um den Hals und versucht verzweifelt, ihre Schluchzer zu unterdrücken, was ihr nur bedingt gelingt.
„I love you, Mommy“, weint sie an meiner Schulter.
„Ich liebe dich, mein großes Kind.“ Ich schiebe sie von mir, lege ihr die Kette um und drücke ihr ein Taschentuch in die Hand. Ein Klopfen an der Tür ist für uns das Signal, dass es gleich losgeht.
„Bist du bereit, dich
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