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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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auf der Gitarre auf ein neues Ziel lenken – in zwei Jahren wollte er seine erste Million verdient haben.
    Eine Woche danach verkaufte er die Gitarre, um den Umzug nach Stockholm zu finanzieren. Eine der ersten neuen Bekanntschaften, die er machte, war die mit einem Systemwissenschaftler der Universität von Uppsala. Auf dem Fest, auf dem sie sich begegneten, wurde gelacht, als dieser behauptete, innerhalb von zehn Jahren würde es in Schweden rund zweihunderttausend PC s geben. Aber Anders, der gehört hatte, wie sich Szenetechniker über die Zukunftsaussichten des Computers ausließen, meinte, eine mögliche Nische entdeckt zu haben.
    Eilig hatte er es auch.
    Und mehr Mut als diejenigen, die glaubten, etwas zu verlieren zu haben.
    Zusammen kauften sie eine verlustreiche amerikanische Computerfirma. Mit großer Beharrlichkeit begannen sie damit, sie aufzubauen. Sein Kompagnon stand für die Computerkompetenz, für die finanzielle Leitung des Unternehmens übernahm Anders die Verantwortung, obwohl seine Kenntnisse mangelhaft waren. Aber schon einmal hatte er sich mit etwas hervorgetan, obwohl er bei Null angefangen hatte. Nur die Art des Vorgehens war eine andere. Statt für sich allein zu üben, wurde er ein Meister darin, Kontakte zu knüpfen, die richtigen Leute kennenzulernen und sich an den Orten zu befinden, wo man auf wertvolle Informationen stoßen konnte. Keine Methode war zu hässlich. Rücksichtslos stahl er Ideen und Ratschläge von denjenigen, denen nicht bewusst war, dass sie sie so einfach hergaben. Hinter seiner jugendlichen Hartnäckigkeit hatte wohl schon immer ein skrupelloser Unternehmer gelauert. Mit seiner Kreativität und der mächtigen Antriebskraft, dem nie zu stillenden Rachedurst, setzte das Unternehmen bereits im dritten Jahr 250 Millionen Kronen um. Von da an war es einfach, kundige Vorstandsmitglieder zu gewinnen. Mit ihrer Hilfe wurde die richtige Strategie erarbeitet, und der Erfolg nahm stetig zu. Anders arbeitete Tag und Nacht. Oft reiste er in der Welt herum, um zu sehen, wie es die ausländischen Computerfirmen machten, nahm die besten Ideen mit, fuhr nach Hause und setzte sie um. Die Mitarbeiter wurden sorgfältig ausgewählt. Es brauchte die richtige Attitüde, totales Engagement, Eltern mit kleinen Kindern wurden aussortiert. Die Kompetentesten wurden schamlos mit unwiderstehlichen Vorzugsangeboten gelockt. Nach weiteren fünf Jahren lag der Umsatz bei zwei Milliarden Kronen, aber Anders wollte mehr. Er verkaufte seinen Anteil und gründete ein erfolgreiches Investmentunternehmen.
    Mittlerweile hatte er längst vergessen, wo die Reise einmal angefangen und warum er sich davongemacht hatte. Die Erinnerung an Katarina war eine von vielen, eine alte Flamme von ihm, die offenbar Magnus Bergman geheiratet hatte und eine kleine Kartonagenfabrik in Huskvarna betrieb.
    Ob sie es je bereut hatte, wusste er nicht, und kaum etwas interessierte ihn weniger.

Kapitel 6
    Es war halb neun, die Hotelgäste hatten gefrühstückt und ausgecheckt. Emelie hatte bereits den Bus genommen, und das Haus war leer und still. Keine neuen Gäste wurden erwartet, sie konnte frei über den Tag verfügen. Vielleicht Zimmer Nummer zwölf fertig streichen oder in einem der Badezimmer Kacheln auslegen. Sie warf einen Blick auf die To-do-Liste, blieb aber mit der Kaffeetasse an der Anrichte sitzen. Es gab genug zu tun, aber erst wollte sie frühstücken.
    Eifriger Vogelgesang drang durch die Fensterritzen herein und lockte sie zum Fenster. In diesem Jahr hatte sie dieses Geräusch noch nicht gehört, es kündigte den Frühling an. Draußen war der Bodenfrost gewichen, und Schmelzwasser tropfte vom Dach der Scheune. Endlich war es morgens heller. Das Eis lag blaugrau auf dem See, jetzt sang es nicht mehr in den Nächten und klammerte sich nur noch hartnäckig an der Strandkante fest. Doch mit jedem Tag, der verging, würde sich der Griff lockern. In verbissener Stille ging der Kampf um die Wasseroberfläche weiter, als hätte das Eis alle vorhergehenden Niederlagen vergessen, als der Frühling schließlich die Seite wechselte, das Wasser hervorbrechen ließ und den See mit glitzernden Reflexen überzog.
    Sie erinnerte sich an die Frühlinge der Kindheit in Vällingby. Diese ersten Abende, wenn das Licht blieb und die Winterschuhe durch leichte Turnschuhe ersetzt wurden, wie sie die Treppen heruntergerannt war, befreit von der Last des Winters. Das Geräusch der Gummisohlen auf dem Kies. Wie die Kinder sich auf

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