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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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Emelie neugierig zu machen. »Was macht er da?«
    »Das weiß ich nicht, aber er soll da sitzen bleiben. Komm, jetzt trinken wir die Schokolade.«
    »Aber wenn er tot ist?«
    »Ach was, er ist müde oder so was. Er musste vielleicht anhalten und sich etwas ausruhen, bevor er weiterfährt. Komm, jetzt setzen wir uns.«
    Sie gingen zurück zum Tisch. Emelie ließ sich in den Sessel sinken, und Helena betrachtete die Hand, die vor ein paar Jahren den Stoff gestreichelt hatte, jetzt aber damit beschäftigt war, den Perlzucker von einem Brötchen abzupulen. Es knisterte gemütlich vom Kaminfeuer, und Helena bemühte sich, die Ruhe wiederzugewinnen, die das Auto vertrieben hatte.
    Die Aufmerksamkeit wieder einzufangen, die durch das Fenster auf den eventuellen Hotelgast gelenkt worden war.
    Sie nahm die Schüssel mit Sahne, um Emelie etwas davon zu geben, doch die hob sofort abwehrend ihre Hand.
    »Ich esse keine Schlagsahne.«
    »Was? Seit wann?«
    »Schon lange.«
    Die Antwort brachte Helena dazu, den Löffel wegzuziehen, sie hatte erst darauf bestehen wollen, war nun aber völlig aus dem Konzept geraten. Sie stellte fest, dass Emelie oft Antworten wählte, die genau dort trafen, wohin sie vermutlich zielten. Wieder einmal hatte sie ihre Mutter an ihre Schwäche erinnert. Dass es zu wenig Zeit gab, sich alle Einzelheiten zu merken. Trotz der Versuche, Prioritäten zu setzen, fiel das Wichtige manchmal unter den Tisch.
    Emelie strich den Zucker zusammen, den sie von den Brötchen gepult hatte, und schüttete den Inhalt der Hand auf die Untertasse. Helena beobachtete sie, wagte aber nicht zu fragen, seit wann sie keinen Zucker mehr aß.
    »Du machst doch keine Diät oder so was?«
    Zu einer Antwort kam es nicht mehr, denn gerade als Emelie etwas sagen wollte, waren Schritte auf der Veranda des Hauses zu hören. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und jemand betrat das Entree. Helena sah zu Emelie, aber sie war schon wieder unerreichbar geworden. »Ich komme gleich. Du kannst doch noch ein Holzscheit dazulegen, wenn es nötig ist.«
    Emelie antwortete nicht, und Helena eilte hinaus.
    Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr, als sie sich der Rezeption näherte. Ein halblanger, dunkelblauer Wollmantel reichte bis zu den Schenkeln, wo Beine in Jeanshosen zum Vorschein kamen. Die halbe Länge bis zu den Knien war der Jeansstoff eine Nuance dunkler, als wäre er durch Wasser gewatet. Neben ihm stand ein Rollkoffer aus dunkelbraunem Leder, klein genug, um ihn als Handgepäck ins Flugzeug mitnehmen zu können.
    »Hallo, herzlich willkommen.«
    Sie ging hinter die Theke, und er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Sie schätzte ihn auf etwa fünfzig, die Haare waren braun, mit grauen Strähnen an den Seiten. Er erinnerte sie an einen früheren Kollegen, der an einer Pollenallergie gelitten hatte. Im Frühling schwollen seine Augen an und wurden rot, es war, als hätte das ganze Gesicht seine Konturen verloren.
    »Haben Sie ein Zimmer frei?«
    »Schauen wir mal, aber das wird schon in Ordnung gehen.«
    Sie setzte ihre Lesebrille auf und klickte sich in die Reservierungen ein. Natürlich wusste sie, dass es Zimmer gab, aber es fühlte sich besser an, den Anschein zu erwecken, dass sie den Computer befragen musste, um antworten zu können.
    »Soll es ein Einzelzimmer sein?«
    »Mir ist alles recht.«
    »Die Preise sind etwas unterschiedlich. Ein Einzelzimmer mit Toilette und Dusche im Zimmer kostet achthundert, ein Doppelzimmer eintausendfünfzig. Wenn Sie es billiger wollen, haben wir Zimmer mit Toilette und Dusche auf dem Gang, und dann kostet es …«
    »Ich nehme ein Doppelzimmer mit Dusche und Toilette.«
    Sie hörte den Knall einer Kreditkarte auf der Theke und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Ihr Gast war kein gesprächiger Mann, aber sie war mittlerweile an alle Sorten gewöhnt.
    »Es reicht, beim Auschecken zu bezahlen. Soll es eine Nacht sein?«
    Er nickte und steckte seine Kreditkarte wieder ein. Helena drehte sich um und nahm den Schlüssel zu einem der Zimmer im Obergeschoss vom Haken.
    »Dann geht es hier entlang. Frühstück wird zwischen sieben und neun hier rechts im Esszimmer serviert. Die Küche ist heute Abend leider geschlossen, weil wir zu dieser Jahreszeit meist frühzeitig gebuchte Gäste haben. Wenn Sie wollen, können wir etwas Einfaches machen, aber leider können wir nichts à la carte servieren.«
    Das Angebot fand keine Erwiderung, was sie ärgerte. Die menschliche Rasse bot eine Vielfalt an

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