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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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ihren Kopf hinweg getroffen worden und sie dazu gezwungen, sich zu fügen, obwohl es ihr Leben genauso betraf wie seins.
    Es kam vor, dass sie Rachephantasien entwickelte. Die einzige Möglichkeit, wie sie Martins Leben genauso zerstören konnte, wie er es bei ihr getan hatte. Aber da er es gewesen war, der sie abgelehnt hatte, war er schwer zu treffen, er befand sich sicher im Windschatten ihrer Gefühlsstürme, von seiner neuen Liebe geschützt.
    Ihre Überlegungen wurden von einem dumpfen Signal, das draußen ertönte, unterbrochen. Sieben Sekunden lange Geräuschstöße mit einer kurzen Pause dazwischen. Eine wichtige Mitteilung an die Öffentlichkeit. Eine Aufforderung, ins Haus zu gehen, die Fenster zu schließen und das Radio anzustellen, um sich über die aktuelle Gefahr zu informieren. Rundum in Schweden wurde dieser Alarm ein paarmal im Jahr getestet, um drei Uhr am ersten Montag im Monat.
    Sie erinnerte sich an das erste Mal, als sie das Warnsignal im Dorf gehört hatte. Sie waren gerade eingezogen, Martin hatte auf die Uhr gesehen und rasch ein Radio aus den Umzugskartons hervorgekramt. Es war weder drei Uhr noch ein Montag, aber niemand hatte sie darüber informiert, dass in dieser Gegend eine andere Routine herrschte.
    Worüber sicher auch niemand ihren neu eingetroffenen Gast im Obergeschoss aufgeklärt hatte.
    Sie seufzte und stand auf. Eigentlich hatte sie keine besondere Lust, an seine Tür zu klopfen. Aber es war besser, der Irritation vorzubeugen, auch wenn die Verantwortung für das Alarmsignal alles andere als bei ihr lag.
    Den Arm zum Klopfen erhoben, blieb sie vor der Zimmertür stehen. Mit seiner abweisenden Haltung hatte er ihr eigentlich deutlich gezeigt, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Aber dann ertönte das Signal noch einmal und gab ihrer Hand einen Schubs zur Tür. Es war ihre Pflicht als Hotelbesitzerin, ihm wenigstens mitzuteilen, dass sein Leben nicht in Gefahr war.
    Es dauerte eine Weile, bis er öffnete. Als er schließlich in der Tür stand, war ihr klar, dass sie ihn geweckt hatte. Die Decke hatte er wie einen Mantel um seinen Körper geschlungen, hinter ihm war das Zimmer abgedunkelt. Sie erkannte sofort, dass er nichts gehört und dass sie ihn ganz unnötig gestört hatte.
    »Entschuldigung, ich wollte nur sagen, dass Sie sich nicht um dieses Signal kümmern müssen, aber jetzt sehe ich, dass es Sie vielleicht gar nicht so gestört hat, wie ich befürchtet habe.«
    »Was für ein Signal?«
    Sie fand die Situation lästig. Wenn er nichts gehört hatte, war das, was sie zu sagen hatte, einfach nur peinlich, als hätte sie nach einem Vorwand gesucht, um an seine Tür zu klopfen. »Es war der Alarm für wichtige Mitteilungen an die Öffentlichkeit, wissen Sie, die der Staat gewöhnlich durchführt. Aber hier draußen in der Provinz haben sie dieses System abgeschafft, und eine Privatperson hat die Aufgabe übernommen. Er startet das Signal manchmal auf eigene Faust, wenn er findet, die Öffentlichkeit sollte etwas erfahren. Einen Teil unserer Gäste hat das beunruhigt.«
    Jetzt sah er noch verwirrter aus und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Die Decke glitt von einer Schulter herab, und sie senkte den Blick nach unten, zu ihrem Erstaunen auf einmal verlegen.
    »Ich lasse Sie weiterschlafen, bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie geweckt habe.«
    »Ich verstehe nicht. Soll man dann das Radio und den Fernseher anschalten, denn von da kommt doch wahrscheinlich die Mitteilung?«
    »Ja, so ist es ja gewöhnlich, aber so innovativ ist es hier nicht.« Sie wollte gehen, aber er blieb stehen, mit einem Blick, so leer, dass sie sich gezwungen fühlte, die Situation zu erklären. »Er hängt einen Zettel an die Anschlagstafel bei der Kirche, wenn man also wider Erwarten interessiert ist, muss man dort hingehen. Aber Sie können es wirklich mit der Ruhe nehmen, ich habe nie selbst nachgeschaut, für gewöhnlich ist es nicht besonders wichtig, und da habe ich es wohl ein bisschen übertrieben.« Sie lächelte, um das Blödsinnige zu unterstreichen. »Entschuldigen Sie die Störung. Und sagen Sie Bescheid, wenn Sie gegen Abend etwas zu essen haben möchten.«
    Er sah so kläglich aus, dass sie Lust bekam, ihn zu fragen, ob er bei irgendetwas Hilfe bräuchte, zögerte aber so lange, bis es zu spät war. Ihr Selbstvertrauen war nicht mehr das, was es einmal gewesen war, der größte Teil war mit Martins Umzugskartons verschwunden.
    Sie ging wieder zur Treppe und war schon fast unten,

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