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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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sagte ich. »Ich halte sie gerade in der Hand.«
    »Ich würde dich so gern wiedersehen«, sagte sie. »Wo bist du? In Seattle?«
    »Nein. Ich bin auf Bora-Bora.«
    »Auf Bora-Bora?«
    »Ich bin bei einer Frau, die versucht, ein Verbrechen aufzuklären, das während des Kriegs hier auf der Insel begangen wurde. Ein Mord.«
    Kitty antwortete nicht gleich. »Du meinst den Mord an Atea, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich. »Du erinnerst dich also.«
    »Natürlich erinnere ich mich.«
    Ich beschloss, sie lieber nicht zu fragen, woher sie davon wusste. Das spielte jetzt keine Rolle. Aber etwas anderes brannte mir auf den Nägeln. »Ich würde dich gern etwas fragen«, sagte ich vorsichtig. »Wenn es dir nichts aus macht.«
    »Schieß los.«
    »Du hast mir nie erzählt, wer der Vater deiner Tochter war«, fuhr ich fort. »Ich dachte immer, es sei Lance, aber jetzt sind Beweise aufgetaucht, die den Schluss nahelegen, dass der Mord an Atea …«
    »Von dem Colonel verübt wurde?«
    »Ja«, sagte ich. »Du weißt davon?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Und Westry wusste es auch.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er hat mich geschützt, Anne«, sagte sie, »indem er es verschwiegen hat. Vor dem Mord hatte er von meiner Schwangerschaft erfahren, er wusste noch vor dir davon. Er hatte den Colonel und mich am Strand zusammen gesehen und gehört, was wir miteinander geredet hatten. Westry wusste auch, dass der Colonel mehrere Frauen auf der Insel geschwängert hatte. Ich war damals ja so halsstarrig und naiv. Westry hat mich vor dem Colonel gewarnt, aber ich wollte nicht auf ihn hören.«
    Ich erinnerte mich daran, wie der Colonel Westry zusammengeschlagen hatte. »Er hat Westry bedroht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Kitty. »Er hat Westry angedroht, mir etwas Schlimmes anzutun, falls er auf die Idee kommen sollte, ihn bei seinen Vorgesetzten anzuzeigen.«
    »Mein Gott, Kitty!«, rief ich aus. »Dann hat er die Wahr heit über den Mord an Atea verschwiegen, um dich zu schützen?«
    »Ja«, sagte sie. »Und im Nachhinein glaube ich, dass ich in größerer Gefahr geschwebt habe, als mir damals bewusst war. Und Westry hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt.«
    Ich seufzte. »Deswegen also hast du dich in ihn verliebt, habe ich recht?«
    »Ja«, antwortete Kitty ehrlich. »Nachdem alle Männer in meinem Leben mich so schlecht behandelt hatten, war da endlich einer, der ehrlich und anständig war, der mich beschützte. Und ausgerechnet der liebte meine beste Freundin.«
    Ich schaute aus dem Fenster zum Strand hinaus und dachte daran, wie Kitty Westry damals im Krankenhaus angesehen hatte. Ich konnte es ihr nicht verdenken, dass sie ihn geliebt hatte.
    »Jedenfalls hat Donahue Atea ermordet, weil sie von ihm schwanger war und sich weigerte, darüber Stillschweigen zu wahren so wie die anderen Frauen.«
    »Wie viele andere Frauen waren es denn?«
    »Mindestens zwei«, sagte Kitty. »Eine war gerade mal vierzehn.« Sie schluckte. »Ich hätte das schon vor langer Zeit irgendwo melden sollen. Aber mein Leben musste weitergehen. Und nachdem ich gehört hatte, dass er gestorben war, habe ich mir gesagt, dass er sowieso in der Hölle braten würde.«
    »Wann ist er denn gestorben?«
    »Neunzehnhundertdreiundsechzig«, antwortete sie. »An einem Herzinfarkt, allein in einem Hotelzimmer in San Francisco.«
    Ich richtete mich auf, schaute erst Jennifer, dann Gene vieve an. »Das bedeutet noch lange nicht, dass es keine Gerechtigkeit geben wird«, sagte ich. »Er war ein hochdekorierter Kriegsveteran. Wir werden die Armee dazu bewegen, ihm postum seinen Rang abzuerkennen. Dafür werde ich sorgen.«
    Genevieve nickte. Was würde sie empfinden, wenn sie erfuhr, dass dieser Mann ihr Vater war? Ich holte tief Luft, denn was ich als Nächstes zu sagen vorhatte, würde alles ändern. Für Kitty und für Genevieve.
    »Kitty«, sagte ich und bedeutete Genevieve, ans Telefon zu kommen. »Hier ist eine Frau, mit der du sprechen solltest. Sie heißt Genevieve. Ich glaube, euch beide verbindet mehr, als ihr für möglich haltet. Ihre Tochter zum Beispiel … Na ja, wie gesagt, ich finde, ihr solltet euch mal unterhalten.«
    Genevieve sah mich verwundert an, nahm jedoch lächelnd das Telefon entgegen. »Ms. Hampton?«
    Ich stand auf und gab Jennifer ein Zeichen, mir zu folgen. Wir verließen das Zimmer und schlossen leise die Tür.
    »Das ist das Beste, was bei dieser ganzen Sache he rauskommen konnte«, sagte Jennifer, als wir im Korridor standen.
    Arm in Arm gingen wir

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