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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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es einfach.«
    Ich betrachtete die riesige Blüte in meiner Hand, die zarten, tiefroten Blütenblätter. »Dann muss ich meine hinters linke Ohr stecken«, sagte ich.
    »Schau mal, wie romantisch«, rief sie aus und zeigte auf den Tanzboden, den die Männer aus Brettern zusammengezimmert hatten. »Sie haben sogar Lichterketten!«
    Kleine weiße Lampen baumelten unter einem Dach aus Palmwedeln. Am Rand der Tanzfläche standen Männer in Gruppen und unterhielten sich leise. Einige schau ten zu einer Gruppe Schwestern hinüber, die näher kamen. Auf der Bühne waren fünf Männer dabei, ihre Instrumente zu stimmen, während ein sechster ans Mikrofon trat.
    »Wir möchten das Schwesternkorps auf unserer kleinen Insel herzlich willkommen heißen«, verkündete der Mann. »Sorgen wir dafür, dass sie sich amüsieren, Jungs!«
    Alle jubelten und klatschten Beifall, dann begann die Band zu spielen, aber niemand rührte sich. »Was machen wir jetzt?«, flüsterte Kitty so dicht an meinem Ohr, dass ihr Atem mich kitzelte.
    »Nichts«, erwiderte ich und wünschte, ich wäre mit einem Buch in unserem Zimmer geblieben.
    Stella und Liz traten ein paar Schritte vor, woraufhin zwei Männer sofort auf sie zugeschossen kamen. »Darf ich um diesen Tanz bitten«, sagte der eine zu Stella, ein junger Mann mit Südstaatenakzent und wichtigtuerischer Miene, während der andere Liz seinen Arm anbot. Dann gingen die Paare auf die Tanzfläche.
    »Sieh sie dir an«, sagte ich zu Kitty. »Die können’s wohl nicht abwarten.«
    Kitty war viel zu abgelenkt, um mir zuzuhören. Ich wusste genau, nach wem sie Ausschau hielt. Dann kam plötzlich ein Mann auf uns zu – das heißt, er kam auf Kitty zu. Ich erkannte ihn vom Vormittag wieder, als wir aus dem Flugzeug gestiegen waren. »Ich habe Ihre Blüte gesehen«, sagte er und verbeugte sich übertrieben galant. Kitty gegenüber ließen sich die Männer zu den merkwürdigsten Dingen hinreißen. »Ich bin Lance«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. Sie reichte ihm die ihre, und er tat so, als würde er ihr einen Handkuss geben.
    Ich verdrehte die Augen. Der Soldat war groß und kräftig, hatte braunes Haar, kantige Züge und ein anzügliches Lächeln, das ihn mir sofort unsympathisch machte.
    »Ich bin Kitty«, sagte Kitty, die sich offensichtlich geschmeichelt fühlte.
    Lance grinste. »Möchten Sie tanzen?«
    Kitty nickte. Im nächsten Augenblick waren sie auf der Tanzfläche, und ich blieb allein am Rand stehen. Ich wippte mit dem Fuß im Takt zur Musik. Es war eine gute Band – die mitten in der Wildnis spielte. Ich bekam eine Gänsehaut, als eine Klarinette die ersten Takte von »A String of Pearls« spielte. Dieses Stück von Glenn Miller hatte ich zuletzt auf dem Rasen der Godfreys gehört. Auf meiner Verlobungsparty. Ich seufzte, denn plötzlich fühlte ich mich sehr allein. Einsam und verlassen. Ich zupfte an meinem Kleid. Ich zog eine verrutschte Spange aus meinem Haar und befestigte sie neu. Wo war Mary? Ich schaute mich um, sah jedoch nur fremde Männer, die mich musterten. Gott sei Dank hatte ich mir die Blüte hinters linke Ohr gesteckt .
    Ungeachtet des Rings an meinem Finger und der Blütenbotschaft kam ein Mann auf mich zu. Sein Hemd war zerknittert, und ich roch seine Alkoholfahne, noch ehe er den Mund aufmachte. »Wollen Sie tanzen?«, fragte er.
    »Nein danke«, antwortete ich höflich. »Im Moment nicht.«
    »Sie sind viel zu hübsch, um das Mauerblümchen zu spielen«, insistierte er. »Außerdem hab ich keine Lust mehr auf die wahine hier. Ich will mit einer richtigen Amerikanerin tanzen.« Er packte meine Hand und zog mich auf die Tanzfläche.
    »Hören Sie«, sagte ich entgeistert, »ich möchte wirklich nicht.«
    »Unsinn«, entgegnete er grinsend und zog mich an sich. Er stank nach Bier.
    Er presste mir sein stoppeliges Kinn an die Wange. »Sie sind bezaubernd«, sagte er, als die Band zu spielen begann. Bitte kein langsames Stück , flehte ich innerlich. Seine Hände lagen feucht und warm auf meinem Kleid, und ich hatte das Gefühl, als würde er mich erdrücken, aber ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Schließlich konnte ich hier keine Szene machen. Bis zum Ende des Stücks musste ich durchhalten.
    Aber als das Stück zu Ende war, kam zu meinem Entsetzen ein zweiter Mann dazu, wahrscheinlich ein Freund meines Tanzpartners, und als die Musik schneller wurde, wirbelten sie mich abwechselnd herum, sodass ich mich mal in den Armen des einen, mal in den Armen

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