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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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herüber und lachten.
    Ich war nicht wenig überrascht gewesen, als ich begriff, dass der schmächtige New Yorker Regisseur, den ich mir schon aus Gründen seiner eigenen Sicherheit nur sehr ungern mit einer Schrotflinte vorstellen mochte, ausgerechnet den Mann zu seinem Idol erkoren hatte, der das Synonym für Großwildjagd, Krieg und Gefahr war und, wie man sagte, keine Gelegenheit zu einem Faustkampf ausließ.
    »Wissen Sie, Allän, ich bin ein großer Fan von Hemingway«, hatte Allan mir anvertraut, als wir die Bar betraten. »Ich meine, das war ein Mann, was?« Er tätschelte mit der Hand die Hemingway-Büste, die in einer Ecke neben der Bar stand. »Ich bewundere ihn. Er konnte kämpfen. Und er konnte schreiben! Das soll ihm erst einmal einer nachmachen.« Dann war er vor der schwarzen Schreibmaschine stehen geblieben, die auf einem Sockel an der Rückseite der Bar aufgebaut war, und tippte versuchsweise auf ein paar Tasten herum.
    »Irgendwann werde ich mal einen Film machen, in dem Hemingway eine Rolle spielt«, sagte er und nickte entschlossen.
    Allan Wood war nicht zum ersten Mal hier. Der Barkeeper, ein gesprächiger Chef, der gerne auch seine eigenen Cocktailbücher signierte, die man in der Bar käuflich erwerben konnte, hatte ihn mit Handschlag begrüßt, gleich das Reserviert-Schildchen vom Tisch genommen und uns gebeten, auf dem Sofa Platz zu nehmen.
    Während wir unsere Mojitos tranken, wurde Allan gesprächig. Er erzählte von seiner Tochter, die er vor einigen Jahren zuletzt in der Hemingway-Bar gesehen hatte. »Leider keine sehr schöne Begegnung«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube, meine Tochter hat mir nie verziehen, dass ich ihre Mutter verließ und eine andere Frau heiratete. Seit diesem unseligen Abend habe ich nichts mehr von ihr gehört.« Er hob die Hände in einer bedauernden Geste.
    Man wusste, dass der Regisseur drei Ehen und mehrere Beziehungen hinter sich hatte, aus denen einige Kinder hervorgegangen waren. Dass er auch eine Tochter in Paris hatte, war mir neu.
    Eine junge Frau in weißer Bluse, die ihre dunklen Haare zu einem perfekten Chignon geschlungen hatte und in der Bar bediente, stellte eine neue Schale mit Nüssen und Salzmandeln auf den Tisch. Sie trug ein kleines Namensschildchen auf der Brust. Allan Wood rückte seine Brille zurecht. »Danke … Melinda«, sagte er freundlich.
    Das große schlanke Mädchen entfernte sich lächelnd, und Allan Wood blickte ihr traurig hinterher. Es war ihm anzusehen, dass er an seine Tochter dachte. »Sie ging immer ganz aufrecht«, sagte er. »Wie eine Balletttänzerin.«
    Solène erhob sich und einige Gäste schauten neugierig auf.
    »Ach, komm schon, chéri, es war ein so schöner Abend, lass uns jetzt nicht Trübsal blasen. Darauf hab ich keine Lust. Du wirst deine Tochter schon eines Tages wiedersehen. Am Ende sieht man sich doch immer wieder.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Ich möchte jetzt eine Zigarette rauchen und ich möchte noch ein paar Schritte an der frischen Luft machen, bevor ich ins Bett gehe. Wer kommt mit?«
    Allan schüttelte den Kopf. Er wollte noch bleiben und gesellte sich zum Barkeeper an den Tresen. Als wir die Hemingway-Bar verließen, waren die beiden Männer schon im Gespräch.
    Zwei Typen in Lederjacke lümmelten in den Sesseln in der Nähe der Tür. Sie saßen unter einer Photographie, die Ernest Hemingway mit einem Fisch zeigte. Sie sahen uns nach und tuschelten.
    Erst als ich Solène draußen vor dem Hotel Feuer gab und sie sich mit ihrer Zigarette für einen Moment zu mir beugte und den Rauch dann zufrieden ausstieß, realisierte ich, dass wir allein waren. Selbst der Türsteher stand um diese Uhrzeit nicht mehr draußen vor dem Eingang.
    Ich zündete mir auch eine Zigarette an und schaute auf die Siegessäule, die im Glanz der Scheinwerfer wie ein goldener Obelisk in den nachtschwarzen Himmel ragte. Nicht dass es dazu einen Grund gegeben hätte, nicht dass ich irgendwelche Absichten gehabt hätte, aber ich fühlte mich seltsam befangen, und das Außergewöhnliche der Situation war mir auf diesem stillen Platz plötzlich sehr bewusst.
    »Woran denken Sie, Alain?«, fragte Solène.
    »An nichts. Nein, das stimmt nicht. Ich dachte gerade … nun ja … wie still es hier ist«, sagte ich. »Wie auf einer einsamen Insel.«
    »Das Glück ist immer eine kleine Insel«, sagte Solène und lächelte. »Ich glaube, wir haben gerade beide dasselbe gedacht. Kommen Sie, lassen Sie uns ein paar Schritte

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