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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Drink oder einem iPhone in der Hand in den Sesseln saßen.
    »Hier entlang, bitte, Monsieur Bonnard!« Der Herr in der roten Livrée öffnete eine riesige Tür, hinter der man leises Stimmengewirr hörte. Wie es aussah, waren wir vor dem Restaurant angekommen.
    Man hatte den Eindruck, einen Frühlingstempel zu betreten. Über weiß eingedeckten Tischen wölbte sich ein zartblauer Himmel mit weißen Wolken – eine Scheinmalerei, die durch einen echten blühenden Baum in der Mitte des Saales noch an Lebendigkeit gewann. Ich blickte nach oben in der Erwartung, Vögel zu sehen, die zwitschernd durch den Raum flatterten, doch so weit ging die Heraufbeschwörung der Natur nun doch nicht.
    Ein junger Kellner mit zurückgegelten schwarzen Haaren kam herbei und übernahm nach einem leisen Wortwechsel zwischen den Herren die Führung.
    »Bitte, Monsieur Bonnard, hier entlang.« Er schlängelte sich geschmeidig vor mir an den Tischen entlang, und es erstaunte mich nicht weiter, dass er meinen Namen kannte. Allmählich bekam ich so ein V.I.P.-Gefühl. »Bitte, Monsieur Bonnard. Gerne, Monsieur Bonnard. Sehr gerne, Monsieur Bonnard.«
    Die Frequenz, mit der mein Name ausgesprochen wurde, hatte sich schlagartig erhöht, seitdem ich das alte Grand Hotel betreten hatte. Ehrlich, es hätte mich schon nicht mehr groß gewundert, wenn ich im nächsten Moment um ein Autogramm gebeten worden wäre.
    Doch das war wohl der blonden Frau in dem ärmellosen kleinen Schwarzen vorbehalten, die mir von einem der hinteren Tische ausgelassen zuwinkte und gerade einen beleibten Herrn verabschiedete, der glücklich mit seiner Autogrammkarte abzog.
    Ich hob die Hand, setzte ein gewinnendes Lächeln auf, nahm die Schultern zurück und ging gemessenen Schrittes zu dem Tisch, an dem man mich bereits erwartete.
    »Sie ist wie eine Sonne – jeder möchte gern in ihrer Nähe sein.«
    Allan Wood schaute seiner Lieblingsschauspielerin bewundernd nach, wie sie gerade durch das Restaurant stöckelte, um sich »mal eben frisch zu machen«.
    Ich nickte. Solène war ohne Zweifel der strahlende Fixstern dieses Abends. Sie war charmant, unterhaltsam, äußerst amüsant. Sie verstand es mit größter Selbstverständlichkeit, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne dass man genau hätte sagen können, wie sie das eigentlich machte. Vielleicht war es die Art, wie sie etwas erzählte, wie sie den Kopf zurückwarf und in ihr ansteckendes Gelächter ausbrach, wie sie »Oh là là, chéri « zu Allan Wood sagte oder einfach, wie sie sich die Butter auf ihr Baguette strich.
    Alles, was sie tat, tat sie mit Inbrunst und doch auch mit großer Leichtigkeit.
    Die Aufgeregtheit, die mich den ganzen Tag über begleitet hatte, verschwand in dem Augenblick, als ich mich zu den beiden an den Tisch setzte und Solène mir vergnügt zurief:
    »Kommen Sie, Alain, trinken Sie ein Glas Champagner mit uns – wir haben schon jede Menge Spaß!«
    Und den hatten wir dann in der Tat. Es mag seltsam klingen, aber bereits nach einer Viertelstunde hatte ich völlig vergessen, dass ich mit berühmten Leuten an einem Tisch saß. Ich tauchte ein in diese Atmosphäre der Zwanglosigkeit, die das ungleiche Paar verströmte, das im Übrigen, wie ich es vermutet hatte, kein Paar war.
    In den folgenden Wochen wurde mir klar, dass Solène Avril jedes männliche Wesen in ihrem Umfeld chéri nannte. Sie tat dies schon allein deshalb, weil es so viel einfacher war, als sich alle Namen zu merken.
    »Ich muss schon so schrecklich viel Text lernen, ich kann mein Gehirn nicht auch noch mit Namen belasten«, pflegte sie lachend zu sagen. Kameraleute, Beleuchter, Journalisten, mit denen die Schauspielerin länger als zehn Minuten geplaudert hatte – sie alle hießen chéri . Auch die Kellner im Ritz, die in aller gebotenen Ehrfurcht und Vornehmheit Speisen und Getränke servierten und keine Miene verzogen, waren davon nicht ausgenommen. Sie waren an diesem Abend übrigens die Einzigen, die mich ab und zu daran erinnerten, dass dies hier kein zwangloser Abend unter Freunden im La Palette war.
    Männer, die Solène nicht mochte, hießen natürlich nicht chéri. Das waren »Idioten« oder »Langweiler«, wobei »Langweiler« fast noch das schlimmere Schimpfwort war. »He was a bore, wasn’t he, chéri? «, sagte sie zur Bekräftigung noch einmal in breitestem Amerikanisch zu Allan Wood, als sie von ihrem letzten Freund, dem italienischen Rennfahrer Alberto Tremonte sprach.
    »Kann man sich das vorstellen –

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