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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Freund pfiff durch die Zähne. »Die Sache fängt an, interessant zu werden«, sagte er zu meiner Überraschung. »Vielleicht ist deine Mélanie eine Geheimagentin. Vielleicht war sie in eine brisante Sache verwickelt und musste ganz plötzlich abtauchen. Oder sie ist in einem Zeugenschutzprogramm, hehehe.«
    Er lachte meckernd über seinen eigenen Witz und ich schwieg beleidigt, weil er meinen Kummer nicht ernst nahm.
    »Scheherz!«, rief er, als er sich wieder beruhigt hatte. »Aber jetzt mal im Ernst, Alain – vielleicht hat sie dir einfach einen falschen Namen genannt. Das tun Frauen manchmal. Vielleicht suchst du nach dem falschen Namen und es ist doch diese kleine Hexe aus dem zweiten Stock, die der Japaner so hasst. Die scheint mir interessant zu sein.«
    »Oh, mein Gott, Robert, jetzt mach mal einen Punkt. Warum sollte irgendjemand so etwas tun? Es hat sie schließlich keiner gezwungen, den Abend mit mir zu verbringen. Und dann ist sie die ganze Zeit vorher jeden Mittwoch mit einer Perücke ins Kino gekommen, oder was? Mademoiselle Leblanc hat schwarze Haare, du Blödmann! Das hat Monsieur Nakamura gesagt, und der muss es schließlich wissen. Er wohnt in der Wohnung gegenüber und er hasst diese Frau. Außerdem arbeitet sie ja ganz offensichtlich nicht in einem Antiquitätenladen!«
    »Nun ja. Auch das könnte erfunden sein«, sagte Robert und ich hörte, wie er sich eine Zigarette anzündete. »Diese Mélanie hat dich irgendwie reingelegt, das steht mal fest. Ich glaube nur, was ich sehe. Mir macht keiner was vor.« Offenbar gefiel mein Freund sich in der Pose des Daniel Craig. Knallhart und nicht zu beeindrucken.
    »Das ist absurd, Robert. Du bist absurd. Siehst du denn nicht, dass das alles überhaupt keinen Sinn macht?« Ich seufzte. »Es ist zum Verrücktwerden. Da treffe ich einmal die richtige Frau und dann verschwindet sie – einfach so. Was soll ich jetzt noch machen? Was kann ich machen?«
    Robert seufzte auch. »Ach, Alain«, sagte er. »Mach einfach einen Haken drunter. Akzeptiere es endlich. Auf der ganzen Geschichte liegt kein Segen, ich habe das von Anfang an gesagt. Und deine Laune wird auch immer schlechter. Lass uns heute Abend mit Melissa und ihrer Freundin in den Jazzclub gehen und ein paar Whisky Sour trinken. Lass uns was Schönes machen.«
    Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Whisky Sour mag ich nicht. Hast du keinen besseren Vorschlag? Ich muss diese Frau wiederfinden, ich muss einfach herausfinden, was passiert ist. Hast du jetzt noch eine Idee, oder nicht?«
    »Ich muss diese Frau wiederfinden, ich muss diese Frau wiederfinden – herrje, du kannst einem echt auf den Senkel gehen«, sagte Robert. Aber dann hatte er tatsächlich eine Idee.
    Als ich mich am Abend zu meinem Freund in die Rue Huyghens im vierzehnten Arrondissement auf den Weg machte, hatte ich meine Hausaufgaben gemacht.
    Wir saßen in der geräumigen Küche, die zu Roberts Junggesellenwohnung im vierten Stock gehörte, und beugten uns über die »Aufstellung aller Fakten«, wie es mein Freund genannt hatte.
    Vor uns standen zwei Wassergläser, die mit Rotwein gefüllt waren, ein großer Kristallaschenbecher, in dem schon einige ausgedrückte Zigaretten lagen, und eine Schale mit Wasabinüssen, deren Schärfe mir jedes Mal stechend in die Nase stieg, wenn ich geistesabwesend eine der grün ummantelten Kugeln im Mund zerplatzen ließ.
    Im Schlafzimmer stand die Tür einen Spalt auf. Dahinter, auf einem großen Bett mit unglaublich vielen Kissen, räkelte sich Melissa in einem zartgrünen Kimono und studierte halbherzig eine Broschüre mit dem unsinnlichen Titel: »Interstellare Gesetzmäßigkeiten unter Berücksichtigung der schwarzen Löcher und der Gravitation von Himmelskörpern.«
    »Lasst euch nicht durch mich stören«, hatte sie gerufen, als ich meine Jacke im Flur aufhängte. »Ich lerne.«
    Trotzdem lauschte sie unserem Gespräch und rief immer wieder ihre Kommentare aus dem Schlafzimmer.
    »Also, dann lass mal sehen«, murmelte Robert. Er warf einen prüfenden Blick auf die Liste. »Wir müssen nach Anhaltspunkten suchen.«
    Ich nickte dankbar. Im Grunde seines Herzens war Robert einer von den Guten – ich hatte es immer gewusst.
    »Mach eine Liste. Schreib alles auf, was dir einfällt«, hatte er am Ende unseres Telefonats gesagt. »Was sie anhatte, was sie gesagt hat, worüber sie gesprochen hat. Versuche dich zu erinnern. Nimm dir Zeit. Konzentriere dich. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig

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