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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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folgenden zwei Wochen wachte ich stets mit dem Gefühl auf, dass etwas in meinem Leben nicht in Ordnung war.
    Ich rauchte zu viel. Viel zu viel. Bald würde ich dem unseligen Monsieur Lapin in die ewigen Jagdgründe folgen. Ich stellte mir vor, wie Mélanie mich zu spät fand und unglücklich über meinem Grab zusammenbrach. Erst der Chef, dann der Freund, tragisch, tragisch.
    »Alain, du übertreibst maßlos. Junge, es ist nur eine Frau, du kommst schon drüber weg«, sagte Robert in seiner netten direkten Art. Ich wusste, dass ich maßlos war in meinem Schmerz, ich wusste, dass ich übertrieb, aber was nützte mir das? Es tröstete mich nicht.
    Jeden Nachmittag ging ich ins Cinéma Paradis, und wenn es Abend wurde, starrte ich nach draußen auf die Straße. Madame Clément und François warfen sich besorgte Blicke zu, ich flüchtete vor ihren Fragen in mein Büro.
    Je mehr Zeit verstrich, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass ich Mélanie wiedersehen würde. Jeden Mittwoch steigerte sich meine Unruhe ins Unermessliche. Mittwoch war ihr Tag gewesen. Unser Tag! Und bis zum Beginn der Dreharbeiten, die ich zwischenzeitlich ganz aus den Augen verloren hatte, waren es nur noch fünf Tage.
    Ich beschloss, ein Zeichen zu setzen, und änderte kurzfristig den Film für die Spätvorstellung. Statt Die Spaziergängerin von Sans-Souci wurde in der Reihe Les Amours au Paradis nun Cyrano de Bergerac gespielt. Für einen kurzen unsinnigen, das Universum beschwörenden Moment bildete ich mir ein, dass ich Mélanie damit ins Kino locken könnte.
    Ach, man greift nach jedem Strohhalm, wenn man sich etwas so sehr wünscht!
    Auch an diesem Mittwochabend war die Vorstellung ausverkauft. Keine Frau im roten Mantel. Wahrscheinlich trägt sie den schon gar nicht mehr, dachte ich bitter. Der Mai hatte gerade Einzug gehalten, und das Wetter war längst zu warm für winterliche Mäntel.
    Als ich an diesem Abend vor das Kino trat, um eine Zigarette zu rauchen, war die Luft mild, und die Besucher, die ins Paradis kamen, schlenderten in frühlingshafter Kleidung über das Kopfsteinpflaster. Röcke flogen auf, zarte Schals in pastellfarbenen Stoffen wehten im Wind, Pullover waren locker über die Schultern geworfen. Die Menschen gingen leichtfüßiger als sonst und hatten ein Lächeln in den Augen.
    Sehnsüchtig blickte ich die Straße entlang, als ein Paar mir Arm in Arm entgegenkam. Fast hätte ich die beiden nicht erkannt.
    Es war die Frau mit den dunklen Locken, die sonst immer so unglücklich ausgesehen hatte – diesmal ohne Tochter – und an ihrer Seite ging beschwingten Schrittes und ohne Aktentasche der kleine runde Mann, der sonst immer ein wenig abgehetzt im Foyer auftauchte. Wie es aussah, schienen die beiden sich sehr auf Cyrano de Bergerac zu freuen. Vielleicht, sehr wahrscheinlich sogar, freuten sie sich aber einfach so. Ausgelassen gingen sie an mir vorüber und bemerkten mich nicht einmal.
    Ich wusste nicht genau, woran es lag, aber die Frau mit ihrem rot geschminkten Mund wirkte plötzlich sehr viel weniger traurig und der Mann, der seine Anzugjacke mit einem leichten blauen Pullover vertauscht hatte, wirkte sehr viel weniger dick.
    Ich tat einen letzten Zug und warf den Rest der Zigarette in den Rinnstein. An diesem ersten Mittwoch im Mai war ich wohl der Einzige, der unglücklich war.

18
    Wie so oft im Leben kam Hilfe von unerwarteter Seite. Es sollte Allan Wood sein, der den entscheidenden Hinweis gab, denn er erkannte die deutliche Verknüpfung, den Zusammenhang, den Robert und ich übersehen hatten und der dem Ganzen eine völlig neue Wendung gab.
    »Vielleicht ist meine Idee auf den ersten Blick etwas abstrus, aber Sie mussen zugeben, es könnte etwas dran sein.«
    Allan Wood ließ sich in dem cognacfarbenen Ledersofa zurücksinken und sah nachdenklich die Erdbeere an, die kunstvoll auf seinem Erdbeer-Daiquiri drapiert war.
    Ich nickte. Es war Sonntagabend und ich saß schon eine ganze Weile mit dem Regisseur aus New York in dessen Lieblingsbar.
    Am Morgen hatte überraschend Solène Avril angerufen, die ich seit jenem Spaziergang um die Place Vendôme nicht mehr gesehen hatte.
    »Wir wollen mit der ganzen Truppe einen Ausflug zum Montmartre machen. Haben Sie nicht Lust mitzukommen, Alain?«, sagte sie. »Auf diese Weise lernen Sie auch gleich alle mal kennen.«
    Alle – das waren die wichtigsten Leute der Filmcrew, die ab morgen im Cinema Paradis einfallen würden. Die Kameraleute und Beleuchter, die Maskenbildner,

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